puls24 Logo

Aufwiedersehen statt Farewell: Milton verlässt Klagenfurt

16. Juni 2025 · Lesedauer 3 min

Wagners "Ring" sei die gemeinsame künstlerische Vision von Intendant Aron Stiehl und ihm gewesen, so der nach vier Jahren scheidende Chefdirigent Nicholas Milton zu jener Produktion, die ihm jetzt eine Nominierung beim Österreichischen Musiktheaterpreis als bester Dirigent einbrachte. Beim Abschiedskonzert für den Maestro am Sonntagabend gaben aber Pjotr Tschaikowskys Sinfonie Nr. 5 und Gassenhauer der Klassik den Ton an.

Vor der Pause zeigte das Kärntner Sinfonieorchester bei Tschaikowsky, wie beachtlich es sich unter Milton entwickelt hat. Heikle Solopassagen von der Klarinette im ersten Satz oder vom Horn im zweiten gelingen längst wie selbstverständlich. In flotter Gangart fand Milton eine klare Linie durch das Werk, das ja nach einer Schaffenskrise des Komponisten entstanden ist. In den ersten drei Sätzen bricht sich immer wieder dieses bedrohliche, molltönende Schicksalsmotiv Bahn, bis es im letzten dann plötzlich in Dur wechselt und einen fast erlösenden Charakter bekommt. Hier setzte Milton auf volle Dynamik, brachte das Stadttheater regelrecht zum Beben. Ein fulminantes Abschiedsgeschenk an das Klagenfurter Publikum!

Ein Potpourri als Adieu

Nach der Pause präsentierte Milton dann ein buntes Potpourri an Klassikohrwürmern von Bizet bis Schostakowitsch und Offenbach, das jeweils unterschiedliche Gruppen im Orchester, zum Schluss sogar den Chor in den Vordergrund stellte. Das sichtliche Vergnügen der Musizierenden übertrug sich sofort auf das Publikum, das mit stehenden Ovationen dankte.

Während draußen vor dem Stadttheater noch die letzten Läufer des Ironman-Marathons beklatscht wurden, ging drinnen das kulinarische Musikprogramm mit dem Kärntner Sinfonieorchester (KSO) über die Bühne. Zwischendurch marschierten die Mitglieder des Theaterausschusses und Politiker von Stadt und Land auf, um dem gefeierten Dirigenten das Große Ehrenzeichen des Landes Kärnten zu verleihen. Landeshauptmann Peter Kaiser, selbst einstiger Absolvent des Ironman, würdigte dabei schmunzelnd Miltons "körperlichen Einsatz als Finisher des Sommers".

Kein "Farewell" von Kaiser

Der 1967 in Sydney geborene Nicholas Milton studierte Violine, Dirigieren, Musiktheorie und Philosophie. Seit 2018 ist er Chefdirigent am Göttinger Symphonie Orchester, seit 2021/22 war er Chefdirigent am Stadttheater Klagenfurt. Mit seiner Frau, einer Konzertmeisterin in Jena, lebt der Australier in Weimar und ist häufiges Reisen gewöhnt. Die Zeit am Wörthersee bezeichnete er als "wundervoll", die Zusammenarbeit mit dem KSO als "Crescendo von Emotionen". Peter Kaiser sprach dem Publikum wohl aus dem Herzen, als er sich von dem Musiker verabschiedete: "Wir sagen nicht 'Farewell' zu Nicholas Milton, sondern 'Auf Wiedersehen!'.

(Von Karin Waldner-Petutschnig/APA)

Zusammenfassung
  • Nicholas Milton wurde nach vier Jahren als Chefdirigent des Stadttheaters Klagenfurt mit einem Konzert verabschiedet, bei dem Tschaikowskys Sinfonie Nr. 5 und ein Potpourri klassischer Werke aufgeführt wurden.
  • Für seine künstlerische Leitung des "Ring"-Zyklus erhielt Milton eine Nominierung als bester Dirigent beim Österreichischen Musiktheaterpreis und wurde mit dem Großen Ehrenzeichen des Landes Kärnten ausgezeichnet.
  • Landeshauptmann Peter Kaiser würdigte Miltons Engagement und betonte beim Abschiedskonzert, dass man nicht "Farewell", sondern "Auf Wiedersehen" sagt.