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"A Midsummer Night's Dream" als Verwirrspiel am Autofriedhof

11. Mai 2025 · Lesedauer 4 min

"A Midsummer Night's Dream" ist alles andere als ein heiteres Feenmärchen, wenn die innersten Wünsche durchbrechen und als Ausgeburt von Drogenräuschen schnell wieder ad acta gelegt werden. Benjamin Britten gab durch seine Musik Shakespeares Drama eine zusätzliche Dimension, die die dunklen Seiten der Gelüste und Begierden betont. In Graz hatte die Oper am Samstag in der Regie von Bernd Mottl, der das Geschehen auf einen Autofriedhof verlegte, Premiere.

Ein romantischer Vollmond beleuchtet die übereinandergestapelten Autowracks, aus denen Elfen und so manch andere Gestalten hervorkriechen. Es sind mehr metallic-glänzende Kobolde, die sich da nächtens herumtreiben, während Puck wiederum eben kein wendiger Kobold mit Spaß am Stiften von Verirrung ist, sondern eine Dragqueen, die vor allem an sich und ihrer Präsentation Interesse hat. Oberon mutierte zum Zwitterwesen im Glitzerkleid, und Tytania ist eine bleiche Nachtschönheit mit Vorliebe für kernige Männer in Leder.

Auf der fantasievollen Bühne (Friedrich Eggert, Kostüme: Alfred Mayerhofer) fügt sich alles zu einem Ganzen, zeigt die Zeitlosigkeit des Verwirrspiels um Liebe, Sex, Obsession, geheime Wünsche und Begierden. Alles das wird - vorgeblich unter dem Einfluss der Zauberblume - enthüllt, geschieht unter dem Deckmantel der Nacht und muss auch dort zurückbleiben. Wenn es wieder Tag wird, ist alles anders - oder auch nicht, wer weiß das schon so genau. Paare trennen sich, tauschen die Partner, finden dann doch wieder zueinander und erwachen am nächsten Tag mit anderen Gefühlen. Die Handwerker haben an ihrer "Phyramus und Thisbe"-Aufführung ihren Spaß, der mitunter in eine Düsternis kippt, die von den Sängern hervorragend transportiert wird. Nur lustig ist das Leben eben auch nicht in der Komödie.

Regisseur Bernd Mottl lässt es auf der Bühne mitunter grell und wenig subtil zugehen, manches wird durch die Umdeutung auch etwas unlogisch. Tytania verliebt sich nicht in einen Esel, sondern in eine Art Rockstar in Leder mit Sonnenbrille und lediglich ein paar neckischen Eselsohren. Was sollte daran so unverständlich, so tabubehaftet sein? Dieser "Esel" würde ihr vermutlich auch bei Licht und am Tag zusagen.

Ensemble zeigt sich spielfreudig und stimmstark

Musikalisch wird die ungemein vielschichtige Musik von Benjamin Britten von den Grazer Philharmonikern recht gekonnt umgesetzt, wenngleich die Ausführung noch ein wenig mehr Schärfe und Präzision vertragen hätte. Unter der Stabführung von Johannes Braun klingt einiges zu belanglos, die mangelnde Präzision führt ab und zu zu einem verwaschenen Klang ("I swear to thee"). Sehr schön gelungen sind einige der magisch-geisterhaften Sequenzen, die insgesamt einen positiven Gesamteindruck bewirkten.

Das große Ensemble überzeugt durch Spielfreudigkeit und stimmliche Präsenz: Als Oberon singt und spielt Countertenor Rafał Tomkiewicz ein spannendes Zwitterwesen, während Ekaterina Solunya eine kühl-erotische Tytania verkörpert. Die beiden Liebespaare sind bei Sofia Vinnik (Hermia), Ted Black (Lysander), Sieglinde Feldhofer (Helena) und Nikita Ivasechko (Demetrius) in besten Händen. Die Handwerker geben alle ihren Figuren viel Profil: Ivan Oreščanin (Bottom), Will Frost (Quince), Martin Fournier (Flute), Wilfried Zelinka (Snug), Euiyoung Peter Oh (Snout) und Markus Butter (Straveling) sorgen für Heiterkeit mit Tiefsinn.

(Von Karin Zehetleitner/APA)

(S E R V I C E - " A Midsummer Night's Dream" von Benjamin Britten in der Grazer Oper. Musikalische Leitung: Johannes Braun, Inszenierung: Bernd Mottl, Bühne: Friedrich Eggert, Kostüme: Alfred Mayerhofer. Besetzung: Oberon: Rafał Tomkiewicz , Tytania: Ekaterina Solunya, Puck: Fausto Israel, Theseus: Daeho Kim, Hippolyta: Mareike Jankowski, Lysander: Ted Black, Demetrius: Nikita Ivasechko, Hermia: Sofia Vinnik, Helena: Sieglinde Feldhofer, Bottom: Ivan Oreščanin, Quince: Will Frost, Flute: Martin Fournier, Snug: Wilfried Zelinka, Snout: Euiyoung Peter Oh, Starveling: Markus Butter. Nächste Vorstellungen: 10, 14, 23, 25, 28. Mai 2025. https://oper-graz.buehnen-graz.com/)

Zusammenfassung
  • Die Grazer Oper präsentierte am Samstag die Premiere von Benjamin Brittens "A Midsummer Night's Dream" in einer modernen Inszenierung von Bernd Mottl, die das Geschehen auf einen Autofriedhof verlegte.
  • Die Produktion zeichnet sich durch unkonventionelle Figureninterpretationen wie Puck als Dragqueen und Oberon als Zwitterwesen aus, während die Grazer Philharmoniker musikalisch überzeugen, auch wenn gelegentlich Präzision fehlt.
  • Weitere Vorstellungen finden am 10., 14., 23., 25. und 28. Mai 2025 statt, mit einem spielfreudigen Ensemble um Rafał Tomkiewicz (Oberon) und Ekaterina Solunya (Tytania).