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Fellner und Schmid: Wer zahlt und wer anschafft

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Thomas Schmid schrieb in einem Chat einst über Wolfgang Fellner: "Er ist ein Kapitalist. Wer zahlt, schafft an". Doch wie der Ex-ÖBAG-Chef in seiner Einvernahme aussagte, dürfte sich die Rollenverteilung später zum Teil geändert haben.

2021 wurden 300.000 Chatnachrichten auf  Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmids Handy von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wieder hergestellt. Auch da ging es um für die ÖVP durchgeführten Studien und die Vergabe von Inseraten in Zeitungen, die nicht nur die Justiz sondern auch den ÖVP-U-Ausschuss beschäftigen.

Die Österreichische Beteiligungs AG (ÖBAG) verwaltet die Beteiligungen der Republik Österreich an börsenorientierten Unternehmen. Bekannt war bereits, dass die ÖVP, laut den Chats von Schmids Handy, in der Berichterstattung von "Österreich" und "OE24" mit dem "Beinschab-Tool" und gezielten Inseraten mitmischte. 

Schmid schaffte noch 2017 an 

Damals schrieb Thomas Schmid an Johannes Frischmann, den Medien-Strategen von Ex-Kanzler Sebastian Kurz noch: "Fellner ist ein Kapitalist. Wer zahlt schafft an. Ich liebe das." Bezogen war das auf das sogenannte "Beinschab-Tool", manipulierte Umfragen, die von der Meinungsforscherin Sabine Beinschab durchgeführt und in der Fellner-Zeitung "Österreich" platziert wurden. Bezahlt wurde in Inseratenschaltungen aus dem Budget des Finanzministeriums. Der ehemalige Generalsekretär verwaltete die Budgets. Schmid zahlte, Schmid schaffte an.

2019 schafften dann die Fellners an

Aber in seinem Geständnis von Schmid zeichnet dieser ein anderes Bild. Die Verlagsgruppe "Österreich" soll sich von Schmid "ungerecht behandelt" gefühlt haben: Medienmanager Helmuth Fellner soll mit einer Liste zu Schmid gekommen sein, um ihm zu zeigen, in welchen Medien von der ÖBAG verwaltete Unternehmen Inserate geschalten hatten. Besonders die von der ÖBAG verwaltete Post und die OMV inserierten nach Ansicht Helmuth Fellners "zu wenig" in seinen Druckerzeugnissen, so Schmid im Geständnis. 

Inseraten-Erpressung?

Fellner habe Schmid dann direkt darauf hingewiesen, dass "er sich hier nun jedenfalls die bedingungslose Unterstützung (von Schmid, Anm.) erwarte, um die Summe der Inserate vor allem für die Tageszeitung 'Österreich' zu erhöhen". Deshalb hätten die Fellners die Gründung der ÖBAG medial nur unterstützt, weil damit "die Inseratenvergabe der von der ÖBAG verwalteten Unternehmen zentral gesteuert werden könne". 

Fellner "drohte" Schmid anschließend, heißt es im Protokoll. Inserate in der Höhe von "100.000 Euro" wollte der Medienmanager, sonst gäbe es keine Unterstützung "in Form von wohlwollender Berichterstattung über die ÖBAG und die Person" Schmid mehr. 

In einer Stellungnahme der Verlagsgruppe "Österreich" auf deren Website widersprechen Wolfgang und Helmuth Fellner den Aussagen von Thomas Schmid. "Weder Thomas Schmid noch andere Mitarbeiter aus dem Büro Kurz waren in die Vertragsverhandlungen" zu den "Österreich"-Politbarometer und Sonntags-Umfragen jemals involviert. 

Für alle erwähnten Personen gilt die Unschuldsvermutung. 

ribbon Zusammenfassung
  • Bis 2019 wollte Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmid von der Mediengruppe "Österreich" Berichterstattung über Umfragen, die mit Hilfe von Meinungsforscherin Sabine Beinschab erstellt wurden.
  • Dann drehte sich das Blatt, wie aus dem Geständnis-Protokoll von Thomas Schmid hervorgeht.
  • Inserate wollte die Verlagsgruppe Ex-ÖBAG-Chef, sonst gäbe es keine "wohlwollende Berichterstattung über die ÖBAG" und Thomas Schmid mehr.

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