Hundertfach geteiltes Video: Vermeintliches Kriegsverbrechen war wohl Panzer-Verkehrsunfall

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Am Freitag wurde ein Video vom Zusammenstoß zwischen einem Panzerfahrzeug und einem Zivilauto in Kiew hundertfach geteilt. Dabei wurde behauptet ein russischer Panzer hätte absichtlich ein ukrainisches Zivilauto überfahren. Das dürfte nicht der Fall sein.

Seit Beginn der Kampfhandlungen in der Ukraine wird vor Falschmeldungen, Propaganda und absichtlicher oder unabsichtlicher Desinformation gewarnt. Trotz dieser Warnungen werden immer wieder Falschdarstellungen hundertfach geteilt.

Am Freitag machte ein Video die Runde, die den Zusammenstoß eines Panzerfahrzeugs mit einem Zivilauto auf den Straßen Kiews zeigt. Hundertfach wurde es geteilt als Dokumentation von russischen Kriegsverbrechen. Ein russischer Panzer habe absichtlich ein Auto mit Zivilisten überfahren, so die Behauptung. Zahlreiche Medien teilten das Video und übernahmen die Behauptung ungeprüft.

Tatsächlich dürfte es sich nicht um ein russisches sondern ein urkainisches Panzerfahrzeug und bei dem Zusammenstoß um einen Unfall gehandelt haben. Nachdem der Panzer sich vom Zivilfahrzeug entfernte, konnte der Insasse von Bewohnern verletzt, aber lebend aus dem Autowrack geborgen werden.

Was ist wahrscheinlich tatsächlich passiert?

Das Panzerfahrzeug ist ein mobiles Luftabwehrsystem vom Typ Strela-10, ein noch in der Sowjetunion entwickeltes Waffensystem, das sowohl von Russland als auch der Ukraine genutzt wird. Bisher gibt es allerdings keine Berichte über russische Panzerfahrzeuge im Stadtgebiet von Kiew. Derartige Luftwabwehrsysteme werden in der Regel nicht an vorderster Front eingesetzt. Zudem sind auf dem Panzerfahrzeug keine der bisher immer sichtbaren Farbmarkierungen russischer Militärfahrzeuge zu sehen.

Eine längere Version des vielfach geteilten Videos zeigt, wie das Panzerfahrzeug vor dem Zusammenstoß beschleunigt und auf dem Asphalt ins Schlingern kommt, bevor es in das Auto kracht und dieses unter sich begräbt. Zuvor sind auch Schüsse zu hören. Wahrscheinlich ist also, dass der Fahrer unter Beschuss geriet, beschleunigte und dabei mit dem Kettenfahrzeug auf dem glatten Asphalt die Kontrolle verlor.

Je spektakulärer eine Aufnahme, desto vorsichtiger sollte man sein

Medienexpertin Ingrid Brodnig warnte bereits am Donnerstag im PULS 24 Interview ausdrücklich davor, vermeintliche Videos aus Kriegsgebieten ungeprüft zu teilen. Als klare Warnsignale nennt sie vor allem emotionale oder spektakuläre Inhalte. "Je spektakulärer eine Aufnahme ist, desto vorsichtiger sollte man werden", warnt sie.

Behauptungen seien schwer zu überprüfen, besonders wenn diese von Kriegsparteien kämen. Falschmeldungen würden einerseits absichtlich aus Propaganda-Zwecken bewusst produziert, aber oft auch aus Unwissenheit und mit durchaus guter Absicht.

ribbon Zusammenfassung
  • Am Freitag machte ein Video die Runde, die den Zusammenstoß eines Panzerfahrzeugs mit einem Zivilauto auf den Straßen Kiews zeigt. Hundertfach wurde es geteilt als Dokumentation von russischen Kriegsverbrechen.
  • Ein russischer Panzer habe absichtlich ein Auto mit Zivilisten überfahren, so die Behauptung. Zahlreiche Medien teilten das Video und übernahmen die Behauptung ungeprüft.
  • Tatsächlich dürfte es sich nicht um ein russisches sondern ein urkainisches Panzerfahrzeug und bei dem Zusammenstoß um einen Unfall gehandelt haben.
  • Nachdem der Panzer sich vom Zivilfahrzeug entfernte, konnte der Insasse von Bewohnern verletzt, aber lebend aus dem Autowrack geborgen werden.
  • Das Panzerfahrzeug ist ein mobiles Luftabwehrsystem vom Typ Strela-10, ein noch in der Sowjetunion entwickeltes Waffensystem, das sowohl von Russland als auch der Ukraine genutzt wird.
  • Eine längere Version des vielfach geteilten Videos zeigt, wie das Panzerfahrzeug vor dem Zusammenstoß beschleunigt und auf dem Asphalt ins Schlingern kommt, bevor es in das Auto kracht und dieses unter sich begräbt.