APA/APA/AFP/WAKIL KOHSAR

Zahl der Erdbeben-Opfer in Afghanistan steigt auf über 1.400

02. Sept. 2025 · Lesedauer 4 min

Das Erdbebengebiet im Osten Afghanistans kommt nicht zur Ruhe: Ein Nachbeben der Stärke 5,2 hat am Dienstagabend (Ortszeit) die Region erschüttert, Angaben über neue Schäden lagen zunächst nicht vor. Die Zahl der Opfer des ersten schweren Erdbebens stieg unterdessen auf mehr als 1.400 Tote und mehr als 3.100 Verletzte, wie ein Sprecher der Taliban-Regierung mitteilte. Damit zählt es zu den schwersten Erdbeben in dem Land seit Jahrzehnten.

Nach dem jüngsten Nachbeben seien noch keine neuen Opfer oder Schäden gemeldet worden, sagte der Chef der Katastrophenbehörde der Provinz Kunar, Ehsanullah Ehsan. Das Epizentrum des Nachbebens, das laut der US-Erdbebenbehörde (USGS) die Stärke 5,2 hatte, lag nur wenige Kilometer entfernt von dem des schweren Bebens mit Stärke 6,0, das in der Nacht auf Montag nahe der Großstadt Jalalabad tausende Familien in Panik versetzt und hunderte Menschen in den Tod gerissen hatte.

In der am stärksten betroffenen Provinz Kunar seien mindestens 1.411 Menschen ums Leben gekommen und 3.124 weitere Menschen verletzt worden, teilte Regierungssprecher Sabihullah Mudschahid im Onlinedienst X mit. Nach Regierungsangaben wurden in der Provinz mehr als 5.400 Häuser zerstört. In der Nachbarprovinz Nangarhar wurden zwölf Menschen getötet und hunderte weitere verletzt, aus der Provinz Laghman wurden Dutzende Verletzte gemeldet.

Einsatzkräfte suchten am Dienstag weiter fieberhaft nach Verschütteten. Die Rettungs- und Bergungsarbeiten seien "die ganze Nacht über" fortgesetzt worden, sagte der Leiter der Katastrophenschutzbehörde der Provinz Kunar, Ehsan. In abgelegenen Dörfern gebe es immer noch Verletzte, die dringend ins Krankenhaus gebracht werden müssten.

Auch Dorfbewohner beteiligten sich an der Suche. Teilweise räumten sie mit bloßen Händen die Trümmer einfacher Lehm- und Steinhäuser weg, um Verschüttete zu befreien. Die Toten, darunter auch Kinder, wickelten sie in weiße Tücher und begruben sie nach einem Gebet. Medizinisches Personal tröstete diejenigen, die alles verloren haben. Rahmatullah Chaksar, Chef der Notaufnahme eines Krankenhauses in Dschalalabad, sagte, seit Sonntagabend seien 600 Verletzte eingeliefert worden. Die meisten Patienten stünden unter Schock.

UNO-Koordinator erwartet noch mehr Opfer

"Wir gehen davon aus, dass die Zahl der betroffenen Menschen möglicherweise fast Hunderttausende erreichen könnte", sagte der UNO-Koordinator für humanitäre Hilfe in Afghanistan, Indrika Ratwatte, von Kabul aus Journalisten in Genf. Er erwarte einen "exponentiellen" Anstieg der Toten- und Verletztenzahlen. Die Region sei zwar dünn besiedelt, "aber da es in der Nacht passiert ist, haben alle geschlafen", weshalb er mit einer "viel höheren" Opferzahl rechne. Zudem habe das Erdbeben viele Erdrutsche und Felsstürze ausgelöst, wodurch der Zugang erschwert werde. "Die größte Herausforderung ist, diese entlegenen Gebiete zu erreichen, weil die Zufahrtstraßen extrem beschädigt wurden", sagte Ratwatte.

Die EU kündigte an, eine Million Euro an humanitäre Organisationen in der Region weiterzuleiten, um den Menschen vor Ort zu helfen. Darüber hinaus werde die EU rund 130 Tonnen Hilfsgüter aus eigenen Beständen spenden. Dabei handle es sich unter anderem um Zelte, Kleidung, medizinische Hilfe und Material zur Wasseraufbereitung.

Afghanistan wird häufig von Erdbeben erschüttert, insbesondere am Hindukusch, wo die Eurasische und die Indische Erdplatte aufeinandertreffen. Da viele Häuser in dem Land aus Lehmziegeln gebaut sind, richten die Erdstöße oft schwere Schäden an. Hinzu kommt, dass die humanitäre Lage in Afghanistan infolge der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban im August 2021 ohnehin katastrophal ist. Der Westen hat seine Hilfen seitdem stark zurückgefahren.

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Zusammenfassung
  • Nach einem schweren Erdbeben der Stärke 6,0 im Osten Afghanistans ist die Zahl der Todesopfer auf über 1.400 und die der Verletzten auf mehr als 3.100 gestiegen.
  • In der Provinz Kunar wurden über 5.400 Häuser zerstört, während Einsatzkräfte und Dorfbewohner weiterhin fieberhaft nach Verschütteten suchen und die Versorgung durch beschädigte Zufahrtsstraßen erschwert wird.
  • Die EU stellt eine Million Euro sowie 130 Tonnen Hilfsgüter bereit, während die UNO einen weiteren Anstieg der Opferzahlen erwartet, da das Beben viele Menschen im Schlaf überraschte.