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WWF und Land Tirol wollen brütende Vögel am Inn schützen

Heute, 10:09 · Lesedauer 3 min

Sie fliegen von Afrika an das Ufer des Tiroler Inns und wollen hier brüten: Der Flussuferläufer und der Flussregenpfeifer, zwei seltene und gefährdete Vogelarten. Doch sie brauchen dafür Ruhe. Der WWF und das Land Tirol machen Erholungssuchende nun mit Hinweisschildern darauf aufmerksam. Naturschutzlandesrat René Zumtobel (SPÖ) richtete am Dienstag bei einem Pressegespräch einen Appell an die Bevölkerung, die betroffenen Kiesbänke während der Brutzeit zu meiden.

Die seltenen Tiere kommen im April aus dem Süden in Tirol an und suchen sich zwischen den Steinen ihre Brutplätze. Bis Ende Juli widmen sie sich dann ihren Küken. Während dieser Zeit gelte es, "das Ufer zu meiden", sagte Zumtobel am Ufer des Inns in Rietz (Bezirk Imst) vor Journalisten. "Es geht nicht darum, die Menschen zu vertreiben oder jungen Leuten das Grillen am Ufer zu verbieten", betonte der Landesrat. Man solle sich dafür nur in dieser sensiblen Zeit andere Plätze suchen. Der Mensch als der "Stärkere" müsse eben auf die "Schwächeren schauen".

"Wenn die Tiere ständig gestört werden, haben sie keine Chance", hielt Katharina Bergmüller, Landesstellen-Leiterin von BirdLife, fest. Die Tiere würden aufgrund der teils starken Verbauung des Inns nur mehr wenige Bereiche mit guten Bedingungen für die Brutzeit finden. Dies habe sich in den vergangenen Jahren - seit man Projekte zur Ausweitung der Reviere für die Vögel vorantreibt - jedoch deutlich verbessert. Seit 2012 wurde bei den Flussuferläufern mehr als eine Verdopplung der Reviere beobachtet.

Tirol stellt indes gerade für diese Vogelart eine wesentliche Heimat dar: "Der Flussuferläufer steht für Tirol", erklärte die Expertin. Von 250 Brutpaaren in Österreich "leben" 90 an den Tiroler Flüssen Inn, Lech und Isel mit jeweils 20 bis 30 Brutpaaren. Insgesamt gebe es nicht sehr viele Flussvögel in Tirol - nur bis zu zehn Arten. Diese hätten "alle mehr oder weniger Probleme", konstatierte Bergmüller einen ungünstigen Erhaltungszustand.

Grillen und Hunde ohne Leine als Problem

Um die Tiere zu schützen, sollten während der Brutzeit gewisse Dinge vermieden werden. "Grillen ist ein großes Problem", meinte Flussexpertin Marianne Götsch vom WWF. Es werde dafür auch oft das für die Tiere wichtige Totholz verwendet, zudem bedeute Grillen eine Störung über einen längeren Zeitraum. Auch Hundebesitzer sollten aufpassen und ihre Tiere anleinen. Diese hätten einfach einen "großen Aktivitätsradius". Götsch betonte, dass man die Menschen keinesfalls von der Natur "aussperren", jedoch auf "rücksichtsvolles Verhalten" aufmerksam machen wolle.

Die Hinweisschilder wurden im Rahmen des Schutzprojekts "INNsieme connect" umgesetzt. Partnerorganisationen mehrerer Länder setzen dabei Maßnahmen zum Schutz des Inns. Darunter werden Initiativen für den Artenschutz, zur Umweltbildung und Planung von Renaturierungen umgesetzt. Das Projekt wird von der Europäischen Union sowie dem Förderprogramm Interreg Bayern-Österreich kofinanziert, auch das Land Tirol unterstützt mit 110.000 Euro.

Zusammenfassung
  • Der WWF und das Land Tirol setzen sich dafür ein, die brütenden Flussuferläufer und Flussregenpfeifer am Inn zu schützen. Diese seltenen Vögel kommen im April aus Afrika und bleiben bis Ende Juli in Tirol, um ihre Küken aufzuziehen.
  • Tirol ist eine bedeutende Heimat für den Flussuferläufer, mit 90 von insgesamt 250 Brutpaaren in Österreich. Seit 2012 hat sich die Anzahl der Reviere dieser Art mehr als verdoppelt.
  • Grillen und freilaufende Hunde stellen eine Bedrohung für die Vögel dar. Das Projekt 'INNsieme connect', kofinanziert von der EU und dem Interreg-Programm, setzt Maßnahmen zum Schutz des Inns um.