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Massenevakuierungen in Russlands Überschwemmungsgebiet

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Die Pegelstände in den überschwemmten Gebieten in Russland steigen weiter und immer mehr Menschen müssen ihre Häuser verlassen. In der Stadt Orenburg am Fluss Ural wurden in der Nacht Hunderte Häuser überflutet. Angesichts des weiter steigenden Wassers forderten die Behörden die Menschen in einigen Stadtteile dazu auf, ihre Häuser zu verlassen, sie sprachen von einer Massenevakuierung.

Vermutlich an diesem Freitag werde der Scheitelpunkt erreicht, sagte Vize-Bürgermeister Alexej Kudinow der staatlichen Nachrichtenagentur RIA zufolge. In zwei Tagen würden die Überschwemmungen dann voraussichtlich zurückgehen. Den Behörden zufolge lag der Pegelstand in Orenburg zuletzt bei 11,43 Metern.

"In der Stadt heult eine Sirene. Das ist keine Übung. Eine Massenevakuierung läuft!", schrieb Bürgermeister Sergej Salmin auf Telegram. "Die Hochwassersituation in Orenburg ist extrem gefährlich. In den vergangenen zehn Stunden ist der Wasserstand des Ural um vierzig Zentimeter gestiegen." Orenburg liegt etwa 1200 Kilometer südöstlich von Moskau in der gleichnamigen Oblast und hat 550.000 Einwohner. Große Teile der Stadt sind bereits überschwemmt.

Der Ural ist - wie andere Flüsse auch - bereits an mehreren Stellen über die Ufer getreten. In der gesamten Region Orenburg gibt es deshalb massive Überschwemmungen, unter anderem wurde die Stadt Orsk überflutet, in der ein Staudamm gebrochen war. Ausgelöst wurde die Katastrophe durch sintflutartige Regenfälle, zudem kam es durch hohe Temperaturen zur Schneeschmelze sowie dem Brechen der Eisschicht auf den Flüssen.

Auf von den Behörden veröffentlichten Videoaufnahmen war zu sehen, dass in der Region Orenburg vielerorts nur noch die Dächer aus dem bräunlichen Wasser ragten. Mehr als 11.000 Häuser sind offiziellen Angaben zufolge überschwemmt.

In Westsibirien wiederum stieg der Fluss Ischim weiter an - und die Lage dürfte noch bedrohlicher werden: Der Pegel-Höchststand werde erst in etwa zehn Tagen erwartet, erklärten die Behörden.

In der südrussischen Oblast Kurgan stieg das Wasser in der Nacht auf Freitag so rasch an, dass das Dorf Kaminskoje am Fluss Tobol evakuiert werden musste. Der Gouverneur von Kurgan, Wadim Schumkow, erklärte in der Früh auf dem Kurznachrichtendienst Telegram, der Pegelstand sei um 1,4 Meter gestiegen. Der Tobol, an dem Kaminskoje liegt, fließt auch durch die gleichnamige Stadt Kurgan, in der rund 300.000 Menschen leben. In den kommenden Tagen könne es auch dort eine Überschwemmung geben, sagte Schumkow. "Wir können nur hoffen, dass sich die Überflutungsebene weit ausdehnt und der Boden auf seinem Weg so viel Wasser wie möglich aufnimmt." In Kurgan werde ein Damm verstärkt.

Die russischen Oblaste Kurgan und Orenburg grenzen an Kasachstan, wo es ebenfalls zu heftigen Überschwemmungen gekommen ist. Nach Angaben des kasachischen Katastrophenschutzministeriums wurden nahezu 100.000 Menschen vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht. In acht der 17 Provinzen Kasachstans gelte weiterhin der Ausnahmezustand.

In diesem Jahr trafen mehrere Faktoren zusammen und lösten die ungewöhnlich starken Überschwemmungen aus. So war nach Angaben russischer Katastrophenschutz-Experten der Boden schon vor dem Winter durchnässt. Unter sehr starken Schneefällen gefror er, und als dann im Frühling die Temperaturen rasch anstiegen, schmolz das Gemisch - begleitet von heftigen Regenfällen.

ribbon Zusammenfassung
  • In der südrussischen Oblast Kurgan musste das Dorf Kaminskoje am Fluss Tobol nach einem Pegelanstieg von 1,4 Metern evakuiert werden.
  • In Orenburg wurden hunderte Häuser überflutet; der Pegelstand erreichte 11,29 Meter, nachdem er am Vortag noch bei 10,87 Metern lag.
  • Kasachstan verzeichnet ebenfalls schwere Überschwemmungen; fast 100.000 Menschen wurden evakuiert und in acht Provinzen herrscht Ausnahmezustand.

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