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Waldrapp "Titanus" in Salzburg von Golfball getötet

23. Juli 2025 · Lesedauer 4 min

Ein Waldrapp ist auf einem Golfplatz in Hallein-Rif von einem fliegenden Golfball tödlich getroffen worden. Wie die "Salzburger Nachrichten" am Mittwoch online berichteten, stocherte der streng geschützte Vogel am 11. Juli nach Insekten. Beim Abflug passierte das Unglück. Dem Spieler habe das furchtbar leid getan, wird Anlagenleiterin Sabrina Freitag zitiert.

Der österreichische Biologe Johannes Fritz, Leiter und Gründer vom österreichischen "Waldrappteam Conservation and Research", der sich seit mehr als 20 Jahren für die Wiederansiedlung des im Mittelalter ausgerotteten Vogels engagiert, sprach von einem "bedauerlichen Vorfall", bei dem niemandem ein Vorwurf zu machen sei. Waldrappe würden offene Flächen mit niedriger Vegetation brauchen, denn ihre Hauptnahrungsquelle seien Bodentiere, nach denen sie mit ihren Schnäbeln stochern. In Brutgebieten im Süden seien solche Zwischenfälle an der Tagesordnung. Dort seien Golfplätze nämlich eine wohltuende grüne Ausnahme in der ansonsten kargen und trockenen Vegetation.

"In Andalusien hält sich ein Teil der dortigen Population fast ausschließlich auf einem großen Golfplatz auf. Nur wenn sie brüten, ziehen sie sich in die Felsnischen zurück", schilderte der Experte. Traumata und Todesfälle durch Golfbälle zählten dort zu den häufigsten dokumentierten Todesursachen. Fritz lobte die Reaktion des Golfplatz-Managements in Hallein-Rif, das von sich aus angeboten habe, künftig Spielflächen zu sperren, auf denen Waldrappe stochern. "Das ist wirklich ein vorbildlicher Umgang mit dem Thema, ein Miteinander von Kultur, Sport und Natur."

Diese Maßnahme sei eine Selbstverständlichkeit, erklärte die Leiterin der Golfanlage gegenüber den "Salzburger Nachrichten". "Wenn wir schon geschützte Vögel hier haben, dann sollte unser Ziel sein, dass sie überleben." In den vergangenen zwei bis drei Tagen seien keine Waldrappe mehr auf dem Golfplatz in Rif gesichtet worden, "aber vorher hatten wir oft 30 oder 40 Vögel gleichzeitig da".

Getöteter Waldrapp stammt aus Grünau im Almtal

Der in Rif getötete Waldrapp stammt aus Grünau im Almtal in Oberösterreich. Dort lebt eine Gruppe Vögel ganzjährig in der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle. Im Winter werden sie gefüttert, weil Schnee, Bodenfrost oder Kälte das Überleben erschweren. Doch eigentlich sind Waldrappe von ihrer Veranlagung her Zugvögel. Der größte Teil des Artenschutzprojekts dreht sich daher darum, den Waldrappen das Zugverhalten (und die Zugroute in ein sicheres Wintergebiet) wieder beizubringen.

Zu diesem Zweck wurde eine Kolonie auf dem Georgenberg in Kuchl (Bezirk Hallein) etabliert. Der Konglomeratfelsen mit seinen natürlichen Nischen ist wie geschaffen für brütende Waldrappe. Bevor sie ausgerottet wurden, waren die Ibisvögel auf dem Mönchsberg in der Stadt Salzburg anzutreffen, der ebenfalls aus Konglomeratgestein besteht. Dort herrscht aber mittlerweile zu viel Trubel, um für Waldrappe attraktiv zu sein.

Eine weitere Kolonie wurde in Burghausen (Bayern) eingerichtet. Da die Vögel auf ihrer Futtersuche immer wieder in andere Gebiete fliegen, kommt es zu gemischten Brutpaaren. Während die Jungvögel in der Regel mit in den Süden in das Wintergebiet in der Toskana (Italien) fliegen, kehren die Altvögel in ihre angestammte Kolonie nach Grünau zurück.

Toter "Titanus" kam in den Tiefkühler

Der in Rif getötete Waldrapp trug den Namen "Titanus" und hatte mit einer Partnerin aus der Kolonie Kuchl bereits zum zweiten Mal auf dem Georgenberg gebrütet. "Der Zeitpunkt des Todes war für die Aufzucht der Jungvögel günstig, die sind nämlich schon flügge und versorgen sich selbst", erklärte Fritz. Der tote Waldrapp kam nach seinem Abtransport in den Tiefkühler. Eine Obduktion sei nicht nötig, da die Todesursache klar sei. Der Vogel werde daher an die Konrad-Lorenz-Forschungsstelle im Almtal überstellt, wo er womöglich ausgestopft werde.

Zusammenfassung
  • Ein Waldrapp namens "Titanus" wurde am 11. Juli auf dem Golfplatz in Hallein-Rif von einem Golfball tödlich getroffen, als er beim Abflug nach Insekten suchte.
  • Das Management des Golfplatzes will künftig Spielflächen sperren, wenn sich Waldrappe dort aufhalten, nachdem zuvor bis zu 40 Tiere gleichzeitig dort gesichtet wurden.
  • Biologe Johannes Fritz betonte, dass solche Vorfälle in Brutgebieten mit Golfplätzen keine Seltenheit sind und lobte das vorbildliche Verhalten der Anlage, während der tote Vogel an die Konrad-Lorenz-Forschungsstelle überstellt wird.