Vorarlberg distanziert sich von Ehrenzeichen für Gmeiner
Der Landesehrenzeichenrat verurteile jegliche Form von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und beschloss daher in seiner Sitzung vergangenen Dienstag unter dem Vorsitz von Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) "in einem ersten Schritt" die Distanzierung von der Ehrung Gmeiners mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes.
Dem 1919 in Alberschwende im Bregenzerwald geborenen späteren Gründer der SOS-Kinderdörfer, Hermann Gmeiner, war das Goldene Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg 1974 verliehen worden. Er hatte 1966 in Dornbirn das erste Vorarlberger SOS-Kinderdorf eröffnet. In den vergangenen Monaten wurde publik, dass zwischen 2013 und 2023 in einem unabhängigen Opferschutzverfahren mehrere Missbrauchsvorwürfe gegen den 1986 verstorbenen Gmeiner eingereicht wurden. Die Vorwürfe werden derzeit von der Staatsanwaltschaft geprüft.
Ranghohe Nationalsozialistin
Der 1903 in Au im Bregenzerwald geborenen Schriftstellerin Natalie Beer wurde 1975 das Silberne Ehrenzeichen des Landes verliehen. Beer habe sich der Ehrung als nicht würdig erwiesen, auch von distanzierte sich der Landesehrenzeichenrat. Beer trat 1940 der NSDAP und der Reichsschrifttumskammer bei. Von 1942 bis Kriegsende war sie als Gau-Abteilungsleiterin "Presse-Propaganda der NS-Frauenschaft" für Tirol-Vorarlberg tätig und galt damit als eine der ranghöchsten Nationalsozialistinnen in Vorarlberg. Nach dem Ende des Hitler-Regimes etablierte sich Beer als Schriftstellerin und Dichterin, distanzierte sich aber nicht vom nationalsozialistischen Gedankengut.
Grüne und SPÖ forderten diesen Herbst mehrfach die Aberkennung ihrer Ehrung, was allerdings eine Gesetzesänderung erfordern würde.
Zusammenfassung
- Auch von der Ehrung der Schriftstellerin Natalie Beer, die 1975 das Silberne Ehrenzeichen erhielt und als ranghohe Nationalsozialistin galt, distanziert sich der Rat, da sie sich nach 1945 nicht vom nationalsozialistischen Gedankengut abwandte.
- Die Landesregierung schließt sich den Beschlüssen des Ehrenzeichenrats ausdrücklich an; eine Aberkennung der Ehrung von Natalie Beer würde jedoch eine Gesetzesänderung erfordern, wie Grüne und SPÖ diesen Herbst mehrfach forderten.
