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Viel mehr Schmetterlingsarten auf Kreta als bisher bekannt

26. Mai 2025 · Lesedauer 3 min

Die Schmetterlingsvielfalt Kretas ist deutlich größer als bisher bekannt. Das zeigt ein neues Arteninventar für die griechische Insel, das der Tiroler Schmetterlingsforscher Peter Huemer mit Kolleginnen und Kollegen erstellt hat. Wie sie im Fachjournal "Insects" berichten, wurde das Vorkommen von 1.230 Arten bestätigt - 125 davon sind Neufunde für die Insel. Genetischen Fingerprints zufolge zählen rund zehn Prozent der erfassten Arten zur "namenlosen Vielfalt".

Kreta, die größte Insel Griechenlands, ist von drei Gebirgsketten geprägt, die bis zu über 2.000 Meter hoch sind. Sie beeinflussen das mediterrane Klima der Insel erheblich und sorgen für sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen. Diese Bedingungen und Kretas lange Isolation vom Festland haben zur Artenvielfalt und einem hohen Grad an Endemismus beigetragen, also Pflanzen- und Tierarten, die nur auf Kreta vorkommen.

Der ehemalige Leiter der naturwissenschaftlichen Sammlungen der Tiroler Landesmuseen in Innsbruck, Peter Huemer, und seine Kollegen haben nun die erste umfassende Studie zu den Schmetterlingen Kretas seit 1916 durchgeführt. Neben einer kritischen Analyse vorhandener Arteninventare sammelten sie in privat finanzierten, teilweise wochenlangen unabhängigen Expeditionen, gezielt in geographisch und saisonal repräsentativen Zyklen, Schmetterlinge.

"Unser Hauptziel war, eine möglichst umfassende molekulare Analyse der Schmetterlingsfauna durchzuführen", erklärte Huemer gegenüber der APA. Dazu wurden von den Proben DNA-Barcode-Sequenzen gewonnen, also genetische Fingerprints, die eine zuverlässige Artbestimmung erlauben.

36 Arten sind Erstfunde für Griechenland

So konnten sie 1.230 Arten aus 62 Schmetterlingsfamilien bestätigen. Mehr als die Hälfte davon (724) wurden genetisch verifiziert. 75 Schmetterlingsarten dürften nur auf Kreta vorkommen, also endemisch sein. 125 Arten wurden erstmals auf Kreta entdeckt, 36 davon sind Erstfunde für Griechenland. Zwei Arten wurden damit sogar in Europa erstmals nachgewiesen. "Einer davon ist der Asiatische Maiszünsler (Ostrinia furnacalis), einer der größten landwirtschaftlichen Schädlinge in Asien", so Huemer.

Überraschend kam für den Experten, dass "wir von erstaunlich vielen Schmetterlingsarten - exakt 112, also knapp zehn Prozent der Schmetterlingsfauna Kretas - nun zwar die genetischen Fingerprints kennen, aber für diese Tiere keine Namen haben". Der Großteil dieser "namenlosen Vielfalt" sei vermutlich noch unbeschrieben. Es könnten aber auch Arten darunter sein, die genetisch noch nicht erfasst, aber bereits aus anderen Regionen wie Nordafrika schon früher beschrieben wurden. "Selbst bei den scheinbar gut bekannten Schmetterlingen kennen wir die Artenvielfalt in Europa und ganz besonders im Mittelmeergebiet noch völlig unzureichend", erklärte der Forscher.

Die erstmalige, zumindest teilweise genetische Erfassung der Schmetterlingsfauna Kretas ermögliche die Bewertung, wieweit sich der Artenbestand vom restlichen Griechenland und Europa unterscheidet. "Das ist für Naturschutzarbeit wie die Bewahrung einzigartiger Vorkommen von - auch bisher übersehenen - Arten von grundlegender Bedeutung", sagte Huemer.

(SERVICE - Internet: https://doi.org/10.3390/insects16050438)

Zusammenfassung
  • Ein neues Arteninventar bestätigt auf Kreta das Vorkommen von 1.230 Schmetterlingsarten, darunter 125 Neufunde für die Insel und 36 Arten, die erstmals in Griechenland nachgewiesen wurden.
  • Rund zehn Prozent der erfassten Schmetterlingsfauna – exakt 112 Arten – sind genetisch identifiziert, aber bislang noch namenlos, was auf eine große unbeschriebene Vielfalt hinweist.
  • Die Studie von Peter Huemer und seinem Team, die erstmals seit 1916 durchgeführt wurde, zeigt, dass 75 Arten endemisch sind und hebt die Bedeutung der genetischen Analyse für den Naturschutz hervor.