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VCÖ

Ist das Parken in Österreich noch viel zu billig?

20. Mai 2025 · Lesedauer 4 min

Mit seinem Auto in Österreichs Städten parken ist vor allem eines: viel zu günstig. Zumindest, wenn es nach dem Verkehrsclub Österreich (VCÖ) geht. Der Verein, der sich für ökologisch verträgliche und sozial gerechte Mobilität einsetzt, erkennt bei der Parkraumpolitik ein drastisches Versäumnis, vor allem im Vergleich zu anderen europäischen Städten.

13 Quadratmeter. So viel öffentlichen Raum nimmt in etwa ein Autoparkplatz ein. In der Stadt ein begrenztes Gut – dennoch gibt es in Wien rund 480.000 öffentliche Parkplätze, so der VCÖ. Zum Vergleich: Das ist ca. so viel Fläche wie die drei Bezirke Neubau, Josefstadt und Innere Stadt zusammen.

Auch in der Grazer und Linzer Innenstadt gibt es nach wie vor tausende öffentliche Parkplätze. Fast 24.200 sind es in Graz und 12.000 in Linz. Den geparkten Autos würde so in manchen Fällen deutlich mehr Raum zur Verfügung gestellt werden, als Fußgänger:innen und Fahrradfahrer:innen.

Ein weiteres Problem: Die Autos werden immer größer. Fast jeder zweite neu zugelassene Wagen in Österreich war im Vorjahr ein SUV. Die Autos ragen somit zunehmend über die Parkplatzmarkierungen hinaus und behindern so Geh-, Radwege und Aufenthaltsbereiche im öffentlichen Raum.

Raum, der im Zeitalter von immer häufigeren Hitzesommern auch etwa für Begrünung dringend benötigt werden würde, argumentiert der Mobilitätsclub. Er verweist auf andere europäische Städte, die ihren Parkraum deutlich stärker regulieren, als Wien oder Linz.

Denn während in Graz oder Bregenz das Parken in dicht besiedelten Innenbezirken immerhin teurer als am Stadtrand ist, kostet in Wien die Kurzparkzone überall gleich viel, nämlich 2,60 Euro die Stunde.

vcoe_2025_parken_in_der_innenstadt_ist_in_wien_guenstig_lizenz_cc_by-nd.pngVCÖ 2025 CC BY ND

Zum Vergleich: In Amsterdam kommt eine Stunde öffentliches Parken auf 7,80 Euro. Ein Parkpickerl im Amsterdamer Zentrum gibt es für 630 Euro jährlich. In Wien sind es 120 Euro pro Jahr, und zwar egal, ob die Autofahrerin in der Inneren Stadt oder in Liesing gemeldet ist.

Binnenverkehr mit dem Auto

Dezidierte Parkzonen, abgesehen der Bezirksgrenzen, gibt es in Wien nicht. Das führe dazu, dass es innerhalb der Bezirke häufiger zu Binnenverkehr mit dem Auto kommt. Der Umstieg auf die Öffis für Besorgungen und kurze Strecken in der Gegend wird so deutlich unattraktiver.

Außerdem weist der Mobilitätsclub darauf hin, dass die Parkgebühren in Wien seit 2012 weniger gestiegen sind als die Inflationsrate. Parken wurde also über die Jahre günstiger. Inflationsangepasst müsste ein Parpickerl in Wien nämlich mittlerweile 194 Euro kosten.

Der jährliche Parkpickerlpreis liegt im Vergleich unter den monatlichen Gebühren in Schwedens Hauptstadt. In Stockholm kostet das Parkpickerl mittlerweile 146 Euro im Monat und stolze 1.752 Euro pro Jahr.

Um die Autobelastung in Städten zu reduzieren und allen Bewohner:innen, egal ob mit Auto oder ohne, genug Platz in der Öffentlichkeit zu geben, gibt es unterschiedliche Methoden. Parkgebühren sind hier ein bewährtes Instrument.

Wie Studien belegen, führen klarer geregelte Parkzonen auch zu weniger Parkplatzsuchenden und damit zu weniger Verkehr, der Lärm, Emissionen, Unfälle und Stau in die Städte bringt.

Mehr Gebühren für SUVs

In Paris wurden die Parkgebühren für große, schwere Autos deutlich erhöht. Wer mit seinem SUV außerhalb der eigenen Zone parkt, zahlt mittlerweile bis zu 18 Euro die Stunde. In Basel zahlen Autos mit einer Länge von über 4,9 Metern 180 Franken (192 Euro) mehr als kleine Autos, die weniger als 3,9 Meter Parkraum einnehmen.

Der gemeinwohlorientierte Verein fordert eine rasche Modernisierung der Parkraumbewirtschaftung in Österreich. Kleinere Tarifzonen, höhere Tarife und eine Differenzierung nach Autogröße und Stadtgebiet. Auch angesichts der aktuellen Budgetsituation sein die Städte dazu angehalten, ihre Parkgebühren "den marktkonformen Preisen" anzupassen.

Video: Tallinn: Vorreiter in Sachen Mobilität

Zusammenfassung
  • Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) kritisiert, dass Parken in Österreichs Städten im europäischen Vergleich noch viel zu günstig ist.
  • Ein Parkplatz nimmt rund 13 Quadratmeter öffentlichen Raum ein, während Autos immer größer werden verlieren Fußgänger und Radfahrer Platz im öffentlichen Raum.
  • Der Verkehrsclub ruft dazu auf, das Parkgebührensystem am Beispiel anderer europäischer Städte neu zu gestalten, etwa durch kleinere Zonen, höhere Tarife und eine Preisstaffelung nach Autolänge.