APA/APA/THEMENBILD/ROLAND SCHLAGER

VCÖ für Zufahrtsbeschränkungen gegen Abgase und Lärm

23. Okt. 2025 · Lesedauer 3 min

Verkehrslärm belastet in Wien und anderen heimischen Städten ab 20.000 Einwohnern rund 750.000 Menschen, Abgase "beeinträchtigen sogar 1,4 Millionen" Personen, hat der VCÖ auf Basis von Daten der Statistik Austria berechnet. Eine Novelle der Straßenverkehrsordnung soll ab dem kommenden Jahr automationsunterstützte Zufahrtskontrollen möglich machen. Städte wie London, Oslo und Bozen gehen diesen Weg bereits.

Bei einer VCÖ-Fachveranstaltung am Donnerstag wurden diese Systeme vorgestellt. London hat 2003 automatisierte Zufahrtskontrollen eingeführt und nutzt sie für eine City-Maut im Zentrum. Der Kfz-Verkehr wurde an Werktagen um 18 Prozent und die Staus um 30 Prozent reduziert, hieß es. Die Zahl der Busfahrgäste nahm um 33 Prozent zu. 2008 wurde für ältere Diesel-Lkw in der ganzen britischen Hauptstadt eine Umweltzone eingeführt und 2017 die City-Maut um eine Umweltzone ergänzt. Seit 2023 ist fast ganz Greater London eine Ultra-Low-Emission-Zone, in der alle Diesel-Kfz der Abgasklasse Euro 6 oder schlechter sowie Benzin-Fahrzeuge der Abgasklasse Euro 4 oder schlechter eine zusätzliche Gebühr zahlen, so die Fachleute.

"Die Ultra-Low-Emission-Zone hat die gesundheitsschädlichen Stickoxid-Emissionen um 24 Prozent reduziert, die PM2,5-Feinstaub-Emissionen um 29 Prozent", wurde Shirley Rodrigues, Londons Umweltstadträtin von 2016 bis 2024, in den Presseunterlagen zur VCÖ-Veranstaltung zitiert. "Während vor der Einführung 455 Schulen in einem Gebiet mit zu hoher Schadstoffbelastung waren, sind es nun mit 20 Schulen um 96 Prozent weniger."

Oslo hat sogar schon 1990 eine City-Maut eingeführt, 2019 wurde die Mautzone auf das Umland von Norwegens Hauptstadt ausgedehnt. Die CO2-Emissionen des Verkehrs seien gegenüber dem Jahr 2018 um 20 Prozent gesunken, berichtete der VCÖ. Im Ballungsraum ging der Anteil des Autoverkehrs seit 2021 um acht Prozentpunkte auf 41 Prozent zurück. In der Stadt selbst soll er von zuletzt rund 20 Prozent bis 2030 auf zehn Prozent sinken. Die Mauteinnahmen gehen den Angaben zufolge zu 98 Prozent in Ausbau und Verbesserung des öffentlichen Verkehrsangebots sowie der Infrastruktur für Gehen und Radfahren.

Die Südtiroler Landeshauptstadt Bozen hat seit 2014 eine kameraüberwachte verkehrsberuhigte Zone. Insgesamt gibt es in mehr als 300 italienischen Städten laut VCÖ bereits eine "Zona Traffico Limitato".

Laut VCÖ, der dafür die Mikrozensus-Erhebung der Statistik Austria analysiert hat, sind in Wien 382.000 Menschen durch Straßenverkehrslärm belastet und weitere 365.000 Menschen in anderen heimischen Städten über 20.000 Einwohner. Von Verkehrsabgasen beeinträchtigt würden 830.000 Wienerinnen und Wiener sowie fast 600.000 Personen in den Städten der Bundesländer.

Minus 30 Prozent tägliche Einfahrten für Wien möglich

Die StVO-Novelle ermöglicht Städten ab Mai 2026 automatisierte Zufahrtskontrollen. Verkehrsplaner Andreas Käfer hat die Wirkung für die Wiener Innenstadt untersucht und kommt zum Ergebnis: Die Anzahl der täglichen Kfz-Einfahrten könnte um 30 Prozent bzw. 15.700 Fahrten reduziert werden.

Zusammenfassung
  • In Wien und anderen Städten ab 20.000 Einwohnern sind laut VCÖ rund 750.000 Menschen von Verkehrslärm und 1,4 Millionen von Abgasen betroffen.
  • Ab Mai 2026 können Städte in Österreich automatisierte Zufahrtskontrollen einführen, was in Wien zu einer Reduktion der täglichen Kfz-Einfahrten um 30 Prozent beziehungsweise 15.700 Fahrten führen könnte.
  • Internationale Beispiele wie London und Oslo zeigen, dass automatisierte Zufahrtskontrollen und Umweltzonen die Emissionen deutlich senken und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel steigern können.