U-Ausschuss-Cluster: Wie hoch die Gefahr von Ansteckung trotz Impfung ist

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Der Corona-Cluster im U-Ausschuss hat gezeigt, dass die Gefahr einer Corona-Ansteckung auch durch eine Vollimmunisierung nicht vollständig gebannt ist. Virologin Dorothee von Laer spricht im PULS 24 Interview davon, dass selbst Vollimmunisierung nur zu 50 Prozent vor Infektion schütze.

Gleich mehrere Parlamentarier, parlamentarische Mitarbeiter und auch Medienvertreter haben sich rund um den Ibiza-U-Ausschuss mit Corona infiziert. Manche, wie der Grünen-Abgeordnete David Stögmüller, hatten erst die erste Teilimpfung, FPÖ-Fraktionsführer Christian Hafenecker wiederum ist gar nicht geimpft, wie er im Interview mit PULS 24 bekanntgab.

Einige Betroffene sind allerdings vollständig geimpft und wurden trotzdem infiziert. Das überrascht, ging man doch bisher davon aus, dass die Vollimmunisierung auch vor Infektion bzw. Weitergabe des Coronavirus schütze. Die neue Delta-Variante, die aktuell weltweit auf dem Vormarsch ist, dürfte dies allerdings verändert haben.

Impfung schützt nur zu 50 Prozent vor Delta-Variante

Wie Dorothee von Laer, Professorin für Virologie an der MedUni Innsbruck, im Interview mit PULS 24 Anchor Fabian Kissler sagte, kursieren aktuell Zahlen aus Israel, die nahelegen, dass selbst die vollständige Impfung vor Ansteckung mit der Delta-Variante nur zu "knapp 50 Prozent" schütze.

Das werde als Ursache für den aktuellen Anstieg in Israel, das bisher knapp 60 Prozent seiner Bevölkerung vollimmunisiert hat, vermutet. Die Virologin kann allerdings zumindest dahingehend beruhigen, dass die Impfung vor einer schweren Erkrankung nach wie vor guten Schutz biete.

Dorothee von Laer zu Delta-Variante und Impfung

Im PULS 24 Interview spricht Virologin Dorothee von Laer über Großveranstaltungen, die Testpflicht bei Kindern in Wien und die Ausbreitung der Delta-Variante.

Noch höhere Durchimpfungsrate erforderlich

Diese Annahme dürfte für viele Geimpfte dann doch eine Überraschung sein. Besonders "fatal" dürften sich diese Zahlen – so sie sich bestätigen sollten – auf das Ziel der Herdenimmunität auswirken, meint von Laer. Bei der – im Vergleich zur Delta-Variante – weniger ansteckenden Alpha-Variante, die zuerst in Großbritannien festgestellt wurde, gingen Forscher von einer erforderlichen Durchimpfungsrate von 70 bis 80 Prozent aus.

Durch die Delta-Variante dürfte die erforderliche Durchimpfungsrate für einen Sieg über die Pandemie allerdings wohl noch höher sein - "auch bei Kindern", wie von Laer betont. Denn was die Zahlen aus Großbritannien zeigen würden, ist, dass das Durchschnittsalter der Infizierten deutlich gesunken sei, nun also auch vermehrt Kinder infiziert würden.

In diesem Zusammenhang sei auch die strengere Testpflicht für Kinder wie in Wien absolut gerechtfertigt, sagt die Virologin.

ribbon Zusammenfassung
  • Gleich mehrere Parlamentarier, parlamentarische Mitarbeiter und auch Medienvertreter haben sich rund um den Ibiza-U-Ausschuss mit Corona infiziert, manche davon waren allerdings bereits vollständig geimpft.
  • Wie Dorothee von Laer, Professorin für Virologie an der MedUni Innsbruck, sagte, kursieren aktuell Zahlen aus Israel, die nahelegen, dass selbst die vollständige Impfung vor Ansteckung mit der Delta-Variante nur zu "knapp 50 Prozent" schütze.
  • Das werde als Ursache für den aktuellen Anstieg in Israel, das bisher knapp 60 Prozent seiner Bevölkerung vollimmunisiert hat, vermutet.
  • Diese Annahme dürfte für viele Geimpfte dann doch eine Überraschung sein. Besonders "fatal" dürften sich diese Zahlen - so sie sich bestätigen sollten - auf das Ziel der Herdenimmunität auswirken, meint von Laer.
  • Durch die Delta-Variante dürfte die erforderliche Durchimpfungsrate für einen Sieg über die Pandemie allerdings wohl noch höher sein - "auch bei Kindern", wie von Laer betont.
  • Die Virologin kann allerdings zumindest dahingehend beruhigen, dass die Impfung vor einer schweren Erkrankung nach wie vor guten Schutz biete.