TFA bleibt als PFAS-Abbauprodukt wasserlöslich und mobil
Die Landwirtschaftssprecherin der Grünen, Olga Voglauer, erklärte im APA-Gespräch, dass in Österreich die Grundlagen zur Nutzung von PFAS-Pestiziden fehlen würden: "Wir haben keine Daten, wo das ausgebracht wird. Nachdem in Deutschland das jetzt überprüft wird, wäre es dringend notwendig, dass Österreich das auch tut - und die Zulassung für diese Pestizide entzieht."
Voglauer tritt daher für eine bundesweite Datenbank ein, die folgende Fragen beantworten soll: "Wo werden diese PFAS-Pestizide ausgebracht, in welchen Kulturen und zu welchen Mengen?" Grundsätzlich sind die Grünen aber für ein "unverzügliches" Verbot dieser Pflanzenschutzmittel und sprachen sich in der zweiten Juliwoche in einem Entschließungsantrag für solches aus.
Ein Gegenargument von Vertretern aus der Landwirtschaft gegen ein Verbot lautet oft, dass bei den über 10.000 PFAS-Stoffen die Pestizide nur einen Anteil von zwei Prozent hätten. "Allerdings sind die Pestizide die einzige Gruppe, die so flächendeckend in der Umwelt auf Böden ausgebracht wird", so Voglauer.
Welchen Anteil diese Pflanzenschutzmittel an der TFA-Ausbringung in der Umwelt haben, war in einer Studie selbst durch die Wissenschaft nicht möglich zu ergründen. Es würden für die meisten Produkte keine tatsächlichen TFA-Bildungsraten vorliegen. Wären diese bekannt, "müsste vielleicht nur eine kleinere Gruppe dieser Pestizide eingeschränkt werden, um zu geringeren TFA-Emissionen zu gelangen", hieß es in der im Fachblatt "Environment International" publizierten Untersuchung. Trotzdem kamen die Forscher zum Schluss, dass PFAS-Pestizide eine erhebliche Quelle für TFA in Gewässern sein können.
Die Landwirtschaft habe aus mehrerlei Hinsicht ein Problem mit TFA, so Voglauer, und ein weiteres unkontrolliertes Ausbringen der PFAS-Pestizide werde für zunehmend steigende Werte in Fleisch, in der Milch und natürlich im Wasser sorgen. "Die Ewigkeitschemikalie TFA akkumuliert sich täglich, und die Pestizide sind eine unbestreitbare weitere Einbringungsquelle." In Dänemark war der Umstand, dass diese Pflanzenschutzmittel zu TFA zerfallen, für die dortige Umweltschutzbehörde jedenfalls im vergangenen Juli Anlass die Zulassung von 23 Pflanzenschutzmitteln zu widerrufen.
ECHA prüft neue Gefahreneinstufung
Auch die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) beschäftigt sich neben PFAS im Allgemeinen nun mit TFA im Speziellen. Dafür sorgten deutsche Behörden im Juni mit ihrem Antrag für eine neue Gefahreneinstufung von TFA. Vorgeschlagen wurde aufgrund einer Bewertung durch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) künftig die Klasse "reproduktionstoxisch, Kategorie 1B" mit dem Gefahrenhinweis "Kann das Kind im Mutterleib schädigen. Kann vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen".
BfR-Präsident Andreas Hensel betonte in diesem Kontext, dass die Gefahreneinstufung nichts über tatsächliche Gesundheitsrisiken aussagen würde. Hier sei die aufgenommene Menge des Stoffes entscheidend. "Der toxikologische Effekt im Tiermodell ist erst bei TFA-Konzentrationen deutlich oberhalb der Gehalte in der Umwelt nachgewiesen worden", so Hensel.
(S E R V I C E - AGES-Informationen zu TFA: https://go.apa.at/H4fV0Vrf, ECHA-Antrag: https://go.apa.at/RN15Zr28 - Studie zu TFA und Pestiziden: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39672747/)
Zusammenfassung
- Trifluoracetat (TFA) ist ein wasserlösliches Abbauprodukt vieler PFAS, wurde in Wasser und Nahrungsmitteln nachgewiesen und gilt als fortpflanzungsgefährdend.
- Obwohl PFAS-Pestizide nur etwa zwei Prozent der über 10.000 PFAS-Stoffe ausmachen, sind sie die einzige Gruppe, die flächendeckend auf Böden eingesetzt wird und könnten eine erhebliche TFA-Quelle sein.
- Die Europäische Chemikalienagentur prüft auf Antrag deutscher Behörden eine neue Gefahreneinstufung von TFA als "reproduktionstoxisch, Kategorie 1B", während Dänemark bereits die Zulassung von 23 entsprechenden Pflanzenschutzmitteln widerrufen hat.