APA/Technisches Museum Wien

Technisches Museum zeigt neue Wege zur Kreislaufwirtschaft

17. Juni 2025 · Lesedauer 3 min

Von "Fast Fashion" bis zur Ernährung: Mit der neuen Sonderausstellung "More than Recycling" will das Technische Museum Wien (TMW) Wege aufzeigen, wie Ressourcen erhalten werden können, statt sie zu verschwenden. Gelingen soll der Denkanstoß durch neue Perspektiven und Ideen sowie Interaktionsmöglichkeiten, die ab Mittwoch (18. Juni) präsentiert werden. "Es braucht eine bewusste gemeinsame Entscheidung", sagte TMW-Generaldirektor Peter Aufreiter am Dienstag vor Journalisten.

Verzichten, reparieren, recyceln - was lange Zeit selbstverständlich war, rückt in Zeiten begrenzter Rohstoffe und Ressourcen wieder in den Mittelpunkt oder wird dahin gerückt: Auf fünf Ebenen des Hauses in Wien-Penzing stehen Wegwerfkonzepte einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft gegenüber, gibt es Mitmach-Stationen und die Möglichkeit, den Umgang mit Dingen neu zu denken. Als roter Faden durch die bis 30. Dezember 2026 laufende Ausstellung fungiert ein interaktiver "Utopienpfad", der zu Entscheidungen für einen bestimmten Lösungsansatz auffordert, die am Ende eine individuelle Utopie ergeben.

Ein Förderband mit verschiedenen ausrangierten Objekten will eingangs zum Nachdenken über Wert und Wertlosigkeit und die subjektive Wahrnehmung dessen einladen. In der ersten Station der Ausstellung machen Bodenquerschnitte die Folgen verschiedener Anbauformen sichtbar. Gezeigt wird aber auch, welche einfachen Maßnahmen das Auslaugen der Erde verhindern können und wie neue landwirtschaftliche Konzepte von Aquaponik - meist eine Kombination von Fisch- und Gemüsezucht - bis zum Vertical Farming funktionieren.

Der nächste Bereich der in Kooperation mit dem Infrastrukturministerium umgesetzten Ausstellung wird mitten durch ein übergroßes T-Shirt betreten, das exemplarisch für die Auswüchse der Textilindustrie steht - Stichwort Überproduktion und Ausbeutung. Neben dem Problemaufriss, beispielsweise das schwierige Recycling, werden hier Lösungsansätze, wie Fasern aus vollständig abbaubaren Algen, aufgezeigt.

Thematisiert werden zudem kreislauffähige Werkstoffe wie Klettverschlüsse aus Holz oder Bakterienzellulose als Ersatz für Erdöl. Den zahlreichen Vorteilen von Kunststoffen setzt man die enormen Umweltschäden entgegen. Hier besteht die Möglichkeit, einen Blick auf verschiedene Forschungsprojekte zu werfen, die diese Diskrepanz verkleinern helfen sollen. Mittels Greifautomat lassen sich außerdem verschiedene Objekte "fischen" und deren Tauglichkeit zum Recycling erkunden.

Braucht jeder eine Zuckerwattemaschine?

Eine weitere Station widmet sich dem Ansatz "leihen statt kaufen", der dem individuellen Shoppingverhalten - eine Zuckerwattemaschine für jeden Haushalt - gegenübersteht. Stellvertretend dafür wird auf eine Datenbank der belgischen Künstlerin Barbara Iweins verwiesen, in der sie ihren 12.795 Objekte umfassenden mobilen Besitz dokumentiert hat. Dass Langlebigkeit lange selbstverständlich war, soll ein Livestream zu einer Glühbirne, die seit 1901 ununterbrochen leuchtet, näherbringen. "Das ist mein Lieblingsobjekt aus einer Zeit, bevor es die geplante Obsoleszenz gab", so Aufreiter unter Verweis auf Produkte, die so designt werden, dass sie schnell kaputt werden.

Im Hinblick auf ein nachhaltiges Ausstellungskonzept wurde für "More than Recycling" laut Projektleiter Jürgen Öhlinger ein Großteil des Bestandsmobiliars der vorherigen Sonderausstellung wiederverwendet. Man habe Neuanschaffungen deutlich reduziert und diese gleich zirkulär geplant, damit sie auch über die Laufzeit hinaus verwendet werden können. Zudem kamen den Angaben zufolge nachhaltige Baustoffe wie beispielsweise Lehmverputz zum Einsatz.

Langlebigkeit zeichnet auch ein ÖBB-Unikat aus, das gerade erst an das TMW übergeben wurde und künftig in der Dauerausstellung Mobilität zu sehen sein wird: eine Personenseilbahn, die über 70 Jahre lang im Salzburger Stubachtal im Dienst war. Knapp zwei Jahre nach ihrer letzten Fahrt soll die rote Gondel bereits jetzt einen Vorgeschmack auf die Sonderausstellung im Herbst zum 200-jährigen Jubiläum der Eisenbahn geben, für die die Vorbereitungen in vollem Gange sind.

(S E R V I C E - www.technischesmuseum.at/)

Zusammenfassung
  • Das Technische Museum Wien zeigt ab 18. Juni die Sonderausstellung 'More than Recycling', die auf fünf Ebenen innovative Wege zur Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung präsentiert.
  • Mit interaktiven Stationen, einem 'Utopienpfad' und Beispielen wie Aquaponik, Vertical Farming oder Algenfasern werden Besucher:innen für nachhaltige Alternativen sensibilisiert.
  • Die bis 30. Dezember 2026 laufende Ausstellung nutzt wiederverwendetes Mobiliar, nachhaltige Baustoffe und integriert eine über 70 Jahre alte ÖBB-Personenseilbahn als Exponat.