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Studie: "Schöne" Worte bleiben etwas besser im Gedächtnis

Heute, 10:02 · Lesedauer 3 min

Wiener Anglisten haben mit extra "designten" Worten im Stile der englischen Sprache untersucht, ob man sich als eher schön wahrgenommene Wörter leichter merken kann. Die Studie im Fachblatt "Plos One" offenbart nun, dass das zumindest ein Stück weit so sein dürfte. Das mag intuitiv wenig überraschend erscheinen, welche Worte allerdings als attraktiv empfunden wurden, hat die Wissenschafter erstaunt.

Theresa Matzinger und David Košić von der Universität Wien haben auf Basis einer Theorie, die auf einer größer angelegten Untersuchung zur Wort-Attraktivität aus dem Jahr 1995 fußt, Pseudo-Wörter ersonnen. Der britische Linguist David Crystal hat damals Versuchsteilnehmern Wörter vorgelegt, die sie dahingehend bewerteten, ob sie sie "schön" oder "unschön" fanden. In der Folge zählte er, welche Laute diese enthielten und wo diese positioniert waren. Als gut klingend wahrgenommene Worte hatten vor allem viele der am besten bewerteten Laute, wie etwa "l", "m", "s" oder "n" auf den vorderen Plätzen in ihrem Aufbau, wie Matzinger gegenüber der APA erklärte. Umgekehrt strotzten "unschöne" Worte vor Lauten, die sich auf den hinteren Rängen des Rankings finden, wie "w", "g" oder "h". Beispiele dafür sind "drudge" oder "moist".

Zu der Liste gelangte Crystal aber, indem er den englischsprachigen Personen Worte mit Bedeutung vorgelegt hatte, erklärte die Wiener Anglistin. Noch dazu weckten die meisten eher positive Assoziationen, wie beispielsweise "lullaby" oder "melody". Es könne daher sein, "dass die Leute gar nicht jene Wörter nannten, die sie schön klingend fanden, sondern unterbewusst jene Wörter, die eine schöne Bedeutung hatten. In unserer Studie wollten wir also auch testen, ob das Ranking von Crystal so stimmt - und fanden, dass das nicht hundertprozentig stimmt", so Matzinger.

Das Team tat dies mit selbst erfundenen Worten ohne Bedeutung, die es so zusammensetzte, dass sie - der Theorie folgend - als unschön, neutral oder besonders schön empfunden werden sollten. Vermutlich eher ansprechende Kunstwörter waren etwa "clisious", "smanious" oder "sleemious", weniger Begeisterung sollten Worte wie "twuhious", "gruhious" oder "krauious" hervorrufen. Diese Kreationen legten sie 100 englischsprachigen Testteilnehmern vor. Sie hörten die sinnfreien Wörter, sollten sie sich merken und später wiedergeben. Zum Schluss gaben sie ein Urteil darüber ab, als wie ansprechend sie die Wörter wahrnahmen.

"Neutrale" Worte schöner als "schöne"

Tatsächlich zeigte sich, "dass jene Wörter, die sich die Teilnehmenden am besten merkten, von ihnen auch als am schönsten wahrgenommen wurden". Der Effekt war zwar "nicht riesig", aber statistisch aussagekräftig. Und: Entgegen den theoretischen Annahmen wurden "unsere als 'neutral' designten Wörter, also jene mit Lauten aus der Mitte des Rankings, als am schönsten bewertet", erklärte die Forscherin: "Die Spitzenreiter hier waren 'kridious' und 'drikious'."

Die Studie weise also auf eine Verbindung zwischen der klanglichen Schönheit und der Wahrscheinlichkeit, sich diese zu merken, hin. "Ob wir uns Dinge besser merken, weil wir sie schön finden, oder sie schön finden, weil wir sie uns besser merken können, bleibt jedoch noch offen", so Matzinger. Es sei auch möglich, dass es einfach Lautkombinationen, die uns aus unserer Muttersprache geläufiger sind, leichter ins Gedächtnis schaffen, wie das auch bei vertrauten Melodien der Fall ist.

(S E R V I C E - https://doi.org/10.1371/journal.pone.0336597)

Zusammenfassung
  • Wiener Forscher haben mit 100 englischsprachigen Probanden untersucht, ob sich als schön empfundene, eigens erfundene Wörter besser merken lassen.
  • Die Studie zeigte, dass die als neutral konzipierten Pseudo-Wörter ('kridious', 'drikious') am schönsten bewertet und am besten behalten wurden, wobei der Effekt statistisch signifikant, aber nicht groß war.
  • Ob das bessere Erinnern an die Schönheit des Klangs oder an die Vertrautheit von Lautkombinationen aus der Muttersprache liegt, bleibt laut den Forschenden offen.