AFP

Suche nach Ursache

Was das Blackout in Spanien und Portugal ausgelöst haben könnte

Heute, 12:21 · Lesedauer 3 min

Nach dem historischen Blackout in Spanien und Portugal Ende April geht die Suche nach der Ursache weiter. Eine halbe Stunde vor dem Ausfall hatten großflächige Schwingungen des Stromnetzes auffallend zugenommen.

Am vergangenen Montag, dem 28. April, ging in Spanien und Portugal praktisch nichts mehr. Züge standen still, Internet, Telefone und Ampeln fielen aus. Gegen 12.30 Uhr MESZ legte ein beispielloses Blackout weite Teile der Iberischen Halbinsel lahm.

Mehr als eine Woche danach ist der Auslöser noch immer nicht gefunden. Wie die spanische Ministerin für ökologischen Wandel, Sara Aagesen, am Sonntag erklärte, werde die Aufarbeitung noch einige Tage dauern. 

Der Fokus der Ursachensuche liegt auf langsamen, großflächigen Schwingungen im Stromnetz. Wie das "Science Media Center Germany" erklärt, diskutieren Expert:innen bereits seit dem vergangenen Montag zwei Phasen solcher Oszillationen im europäischen Netz, direkt vor dem Stromausfall. Diese wurden von mehreren Messstationen in Europa registriert und dauert jeweils wenige Minuten.

Diese Schwingungen dürften Analysen zufolge an einzelnen Punkten gegeneinander gelaufen sein. Ihren Höhepunkt erreichten sie laut dem deutschen "Science Media Center" just auf der Iberischen Halbinsel, wo wenig später der Strom ausfiel.

Das Phänomen nennt sich Inter-Area-Oscillations und ist seit vielen Jahrzehnten bekannt. Solche Oszillationen können durch Störungen im Netz ausgelöst werden - und ihrerseits neue Störungen verursachen

Blackout in Spanien "hat an Covid erinnert"

Empfindliches Stromnetz

In Stromnetzen müssen Kraftwerke als Erzeuger immer exakt so viel produzieren, wie aufseiten der Verbraucher entnommen wird. Außerdem fließt im Netz Wechselstrom, der pro Sekunde 50-mal seine Richtung wechselt. Große Generatoren, wie sie etwa bei Wasserkraftwerken zum Einsatz kommen, produzieren direkt Wechselstrom.

Die rotierenden Massen in diesen Generatoren könne allerdings aus dem Takt kommen und sich über weite Strecken hinweg antauchen oder abbremsen.

"Je räumlich ausgedehnter ein Energiesystem, sprich Stromnetz, ist, desto empfindlicher ist es gegenüber diesen Leistungspendelungen", schildert Experte Christian Rehtanz von der Technischen Universität Dortmund gegenüber dem "Science Media Center Germany".

Das passiere in Europa teils zwischen Polen im Osten und der Iberischen Halbinsel im Westen, könne aber auch von Nord nach Süd vorkommen.

Kritischer Moment rund zehn Jahre zuvor

Gründe sind unter anderem Netzstörungen oder ausgefallene Leitungen, die Auswirkungen lassen sich jedoch in der Regel dämpfen.

Dennoch können sie zum Problem werden, wie Leonhard Probst vom deutschen Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg schildert: "Ein konkretes Beispiel ereignete sich am 1. Dezember 2016: Nach dem Ausfall einer Leitung zwischen Spanien und Frankreich kam es zu einer Oszillation mit etwa 0,15 Hertz, bei der die Iberische Halbinsel gegen den Rest des europäischen Netzes schwang." 

Im damaligen Fall habe man das Netz stabilisieren können, doch "solche Oszillationen können automatische Schutzmechanismen auslösen und damit selbst zum Auslöser von Störungen werden".

Ob das der Auslöser für das Blackout in Spanien war, wird noch geprüft. Vor dem Ausfall gab es jedenfalls genau solche Schwankungen über den Kontinent hinweg, wie Probst erklärt: "In Freiburg konnten wir im Vorfeld der Abtrennung der Iberischen Halbinsel eine markante Schwingung mit 0,217 Hertz messen."

Video: Blackout in Spanien - Könnte das auch in Österreich passieren?

Zusammenfassung
  • Am 28. April führte ein beispielloser Blackout auf der Iberischen Halbinsel zu völligem Stillstand.
  • Die Ursache wird noch untersucht, als möglicher Auslöser gelten großflächige Schwingungen im Stromnetz.
  • Diese Schwingungen, bekannt als Inter-Area-Oscillations, erreichten ihren Höhepunkt auf der Iberischen Halbinsel und wurden mit einer Frequenz von 0,217 Hertz gemessen.
  • Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich am 1. Dezember 2016, als eine Leitung zwischen Spanien und Frankreich ausfiel.
  • Damals konnten die Netzbetreiber die Stabilität wiederherstellen, doch solche Oszillationen bleiben eine potenzielle Gefahr.