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"Stellen auf scharf": Ärztekammern wollen aus Mutter-Kind-Pass aussteigen

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Mehrere Ärztekammern in den Bundesländern wollen sich vom Mutter-Kind-Pass verabschieden.

Die Ärztekammern in Wien, Niederösterreich und Steiermark haben bereits den Ausstieg aus dem Mutter-Kind-Pass mit Ende März 2023 beschlossen, in Oberösterreich und Kärnten laufen die Vorbereitungen, informierte der Fachgruppenvertreter für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in OÖ und Bundes-Fachgruppenobmann Thomas Fiedler am Donnerstag. Als Grund nannte er das gestiegene Volumen an Leistungen sowie eine fehlende Valorisierung der Honorare in den vergangenen 28 Jahren.

Rahmenbedingungen nicht angepasst

Auch wenn die Mutter-Kind-Pass-Untersuchung in Österreich "eine Erfolgsgeschichte" sei, müssten endlich die Rahmenbedingungen an das Heute angepasst werden. So sei es beim ursprünglichen Honorar von 18,02 Euro geblieben, obwohl sich die Vorsorge-Leistungen seit 1994 deutlich erhöht hätten.

Untersuchungen nicht mehr als Kassenleistung

"Wir stellen jetzt auf scharf", formulierte Fiedler die Gangart von den einzelnen Länderkammern. Mit neun Ministerinnen und Ministern habe er in der Vergangenheit Gespräche geführt. Auch wenn er zum Teil auf offene Ohren gestoßen sei, sei in der Sache nichts weitergegangen, so der Bundes-Fachgruppenobmann. Daher entschieden sich bereits drei Länderkammern zur Aufkündigung. Mediziner würden die im Pass angeführten Untersuchungen dann nicht mehr als Kassenleistung anbieten.

Sollte jetzt "nicht Bewegung" in diese Angelegenheit kommen, rechnet Fiedler damit, dass Oberösterreich spätestens Ende des Jahres auch den Beschluss zum Ausstieg treffen werde. Auch Kärnten plane dies.

Niederösterreichs Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig unterstützt laut einer Aussendung die Ärztekammer-Forderung nach einer Attraktivierung von Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen. Es handle sich um eine große Errungenschaft, die es "an den Fortschritt der Zeit anzupassen" gelte, so die SPÖ-Politikerin.

Ministerien sprechen von zeitnahem Ergebnis

Im grünen Gesundheits- und im ÖVP-geführten Familienministerium war man in einer gemeinsamen schriftlichen Reaktion um Beruhigung bemüht. "Die umfassende Reform des Mutter-Kind-Passes ist uns ein zentrales Anliegen und befindet sich bereits im Finale. Sie umfasst sowohl die fachliche Weiterentwicklung als auch die Digitalisierung des Mutter-Kind-Passes", hieß es darin: "Wir befinden uns dazu in einem engen Austausch, es gab alleine während der letzten Tage auch mehrere Gespräche mit der Ärztekammer. Mit einem Ergebnis ist zeitnah zu rechnen." Die Reform ist als Ziel der schwarz-grünen Koalition auch im Regierungsprogramm festgeschrieben.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Ärztekammern in Wien, Niederösterreich und Steiermark haben bereits den Ausstieg aus dem Mutter-Kind-Pass mit Ende März 2023 beschlossen, in Oberösterreich und Kärnten laufen die Vorbereitungen.

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