APA/ROLAND SCHLAGER

Starker Anstieg bei Jugendlichen-Beratungen zum Thema Suizid

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Die Dramatik der Themen bei Beratungsstellen für Jugendliche hat seit dem ersten Corona-Lockdown stark zugenommen.

"Statt über Liebeskummer oder die erste Reise ohne Eltern führen wir immer mehr Gespräche zu Angstzuständen, Essstörungen und Suizid", sagte Birgit Satke, Leiterin von Rat auf Draht. Mitarbeiter der Hotline führten täglich vier Gespräche zum Thema Selbstmord - ein Anstieg um 20 Prozent im Vorjahresvergleich, hieß es seitens Rat auf Draht.

"Suizid zählt zu den häufigsten Todesursachen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen weltweit und wird trotzdem immer noch als Tabu-Thema behandelt", sagte Satke.

Zum Welttag der Suizidprävention am Freitag (10. September) will die Hotline das Bewusstsein für das Thema schärfen - und darauf aufmerksam machen, dass in Österreich 70.000 kassenfinanzierte Therapieplätze für Kinder und Jugendliche fehlen. "Das Angebot müsste dringend massiv ausgebaut werden", forderte Satke.

Doch nicht nur Experten können Jugendlichen in schwierigen Lebenssituationen helfen, auch Angehörige können etwas zum Wohlbefinden ihrer Kinder beitragen, weiß Corinna Harles von der Rat auf Draht Elternseite: "Es gilt, im offenen Gespräch zu bleiben und liebevoll nachzufragen. Die Probleme fühlen sich für Betroffene unlösbar an. Auch dann, wenn sie von außen betrachtet vielleicht so wirken, als könnten sie leicht gelöst werden. Scheuen Sie sich nicht, Suizidgedanken direkt anzusprechen", sagte die Expertin.

Rat auf Draht ist eine Notruf-Hotline für Kinder und Jugendliche. Sie wird laut eigenen Angaben von SOS-Kinderdorf überwiegend über Spenden finanziert.

Hilfe in Krisensituationen

Für Menschen in Krisensituationen und deren Angehörige gibt es eine Reihe von Anlaufstellen.
Unter www.suizid-praevention.gv.at findet man Notrufnummern und Erste Hilfe bei Suizidgedanken.

Telefonische Hilfe und Beratung gibt es auch bei:

  • Rat auf Draht (rund um die Uhr erreichbar, für Kinder & Jugendliche): 147
  • Telefonseelsorge (rund um die Uhr erreichbar, kostenlos): 142
  • Psychiatrische Soforthilfe (rund um die Uhr erreichbar): 01 / 313 30
  • Kriseninterventionszentrum (Mo–Fr 10–17 Uhr): 01 / 406 95 95, kriseninterventionszentrum.at
  • Rat und Hilfe bei Suizidgefahr 0810 / 97 71 55
  • Sozialpsychiatrischer Notdienst 01 / 310 87 79
  • Sorgentelefon für Kinder, Jugendliche und Erwachsene (Mo–Sa 14–18 Uhr, kostenlos): 0800 / 20 14 40
ribbon Zusammenfassung
  • Die Dramatik der Themen bei Beratungsstellen für Jugendliche hat seit dem ersten Corona-Lockdown stark zugenommen.
  • Mitarbeiter der Hotline führten täglich vier Gespräche zum Thema Selbstmord - ein Anstieg um 20 Prozent im Vorjahresvergleich, hieß es seitens Rat auf Draht.
  • "Suizid zählt zu den häufigsten Todesursachen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen weltweit und wird trotzdem immer noch als Tabu-Thema behandelt", sagte Satke.

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