SOS-Kinderdorf schlägt Alarm: Zu wenige Kassen-Kinderärzte
Dass Kinder und Jugendliche auf dringend notwendige Versorgung warten müssten, belege, dass diese in Österreich nur "mangelhaft funktioniert", sagte Rudisch. "Wenn die Gesundheitsversorgung außerdem zu einer Geldfrage wird, dann ist das ein Zeichen für strukturelle Störungen im System", erklärte der Geschäftsleiter im Rahmen des Medientermins. Dabei wurde vor dem "Goldenen Dachl" ein überdimensioniertes Pflaster platziert, um auf die von SOS-Kinderdorf georteten bundesweiten Missstände hinzuweisen.
Um diese Missstände zu beseitigen, brauche es nunmehr einen "raschen Notfallplan der Verantwortungsträger", verdeutlichte Rudisch, seines Zeichens auch Psychoanalytiker, die Dringlichkeit der gegenwärtigen Situation. "Wir benötigen unbedingt mehr kassenfinanzierte Kinderarztplätze", so der Geschäftsleiter. Diese Problematik sei vor allem in "regionalen Randgebieten" überaus drängend: "Dort sind zum Teil überhaupt keine Plätze verfügbar." So gebe es in beispielsweise in Tirol derzeit nur 23 Kinder-Kassenärzte, von denen "40 Prozent keine weiteren Kinder mehr aufnehmen", schilderte er die prekäre Situation.
Die Handlungsdevise müsse "rasch, kindgerecht und kostenlos" sein, strich Rudisch heraus. Es müsse deutlich mehr "niederschwellige Angebote" geben, bei denen auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen Rücksicht genommen werde: "Kinder und junge Menschen sind schließlich die vulnerabelste Population, die zum Teil übersehen wird und keine Stimme hat." Gerade deshalb sei es so verwerflich, dass diese oftmals hinsichtlich ihrer Rechte auf eine adäquate Gesundheitsversorgung zum "Spielball zwischen Bund, Ländern und Kammern" werden, übte der Geschäftsleiter scharfe Kritik.
Wichtig wäre eine "enge Abstimmung" dieser Akteure, fügte Rudisch hinzu und forderte: "Bund, Länder, Kammern und Sozialversicherungsträger sollen sich endlich an einen Tisch setzen und die bestmöglichen Ideen liefern." Um diesen Austausch zu forcieren, werde man, sobald 10.000 Petitions-Unterschriften erreicht seien, voll hat, diese an die politischen Verantwortungsträger übergeben, stellte Rudisch in Aussicht. Auch weitere bundesweite "Pflaster-Aktionen" in weiteren Landeshauptstädten seien "in Planung".
Zusammenfassung
- SOS-Kinderdorf warnt, dass österreichweit nur 300 Kassen-Kinderärzte für rund 1,8 Millionen Kinder und Jugendliche zur Verfügung stehen.
- In Tirol gibt es aktuell nur 23 Kassen-Kinderärzte, wobei 40 Prozent davon keine neuen Patienten aufnehmen und Wartezeiten auf Psychotherapieplätze teils mehrere Monate betragen.
- Eine Petition von SOS-Kinderdorf zur Verbesserung der Versorgung hat bereits 7.000 Unterschriften gesammelt, bei 10.000 soll sie an die Politik übergeben werden.