Sommerwetter bescherte Bädern Achterbahnfahrt
Die Tiroler Freibadsaison verlaufe heuer "wie eine Achterbahn", sagte etwa Michael Kirchmair, Berufsgruppensprecher der Tiroler Bäder in der Wirtschaftskammer. Seit Ferienbeginn befinde man sich jedoch in der "Talfahrt". Im heuer sehr gut verlaufenen Juni würden die Bäder nämlich nur von den Wochenenden "leben", im Juli sei jedoch die ganze Woche wichtig. Allerdings sei das Wetter derzeit "bescheiden": "Die Nächte sind kühl, die Wassertemperaturen niedrig und die Liegewiesen in der Früh nass", schilderte Kirchmair die Situation. Auch wenn der August noch gut werden sollte, sei der Monat Juli "verloren". Ab Mitte August "herbstelt's" auch oft schon. Aus wirtschaftlicher Sicht sei dies "sehr schwer", es gebe schließlich kein Freibad, das unterm Strich positiv bilanziere. Die Freibäder seien dennoch "jeden Tag gerüstet", unbeständiges Wetter sei man hierzulande auch "gewöhnt".
Vorarlberg übt sich (noch) in Optimismus
Im größten Freibad Vorarlbergs, dem Erholungszentrum Rheinauen, will man bisher nicht von einer schlechten Saison sprechen. Der Juli sei durchwachsen gewesen, aber das könne man eigentlich jedes Jahr von einem der drei Betriebsmonate sagen, erklärte Geschäftsführer Ewald Petritsch auf Anfrage der APA. Nach dem völlig verregneten Juni 2024 zählten die Rheinauen bis 20. Juli 32.000 Badegäste, heuer waren es zum selben Stichtag 66.500 und damit mehr als doppelt so viele. Jährlich baden jeweils etwa 110.000 Menschen in den Rheinauen. "Wenn der August normal wird, wird das ein normaler Sommer", so Petritsch.
"Juni super, Juli schlecht" - so summiert Alexander Fritz, Betriebsleiter des neuen Seebades in Bregenz, die bisherige Badesaison. Aber: "Die Bilanz zieht man zum Schluss." Weil zum Seebad auch ein Hallenbad gehört, sei schlechtes Wetter für den Betrieb nicht so dramatisch.
Guter Saisonstart federte in Salzburg mauen Juli ab
In den drei Freibädern der Stadt Salzburg hat das durchwachsene Wetter im Juli wenig überraschend für einen Rückgang bei der Zahl der Besucherinnen und Besucher gesorgt. In den ersten drei Wochen des Monats wurde etwa ein Drittel Badegäste weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres verzeichnet. Das Minus wird aber von dem heuer sehr guten Saisonstart mehr als abgefedert. Denn seit die drei Bäder zwischen 22. April und 9. Mai ihre Pools geöffnet haben, kamen bis inklusive 21. Juli fast 110.000 Schwimmer und Pritschler zu Besuch. Das sind im Vergleich um 13.500 Personen mehr als im Vorjahr, allerdings auch um rund 8.000 Personen weniger als 2023.
Burgenlands Bäder mit schwankenden Gästezahlen
Das Wetter spielte auch im Nordburgenland eine Rolle. Rene Lentsch, Geschäftsführer vom Strandbad und Podoplay Podersdorf, zeigte sich sehr zufrieden mit den Besucherzahlen, "dank neuer Angebote". Im Juli war etwas weniger los in Podersdorf als im Vorjahr. Auch in Andau kamen wetterbedingt etwas weniger Gäste, in Gols waren es gleich viele wie im Vorjahr, hieß es. In Eisenstadt wurde im Freibad aufgrund des durchwachsenen Sommerwetters ein Rückgang verzeichnet. Vom Saisonstart am 1. Juni bis 23. Juli besuchten 16.167 Badegäste das Bad in der Landeshauptstadt, im Vorjahr waren es in diesem Zeitraum 20.278 - rund ein Fünftel mehr.
In Pinkafeld spricht man von einer "normalen" Saison. Praktisch: Bei Schlechtwetter können die Gäste hier das Hallenbad besuchen, es hat auch im Sommer geöffnet. Die Gemeinde Königsdorf (Bezirk Jennersdorf) wiederum freut sich über "enorm" zahlreiche Saisonkartenverkäufe für den örtlichen Naturbadesee. Der Juni verlief "wunderbar", der Juli etwas durchwachsen, hieß es auf APA-Anfrage. Im Mittelburgenland wurden große wetterbedingte Schwankungen bei den Tageseintritten verzeichnet. An den sonnigen Tagen gab es zumindest eine gute Frequenz. Auch der Verkauf von Saisonkarten zu Saisonbeginn sei in vielen Gemeinden "sehr zufriedenstellend" gewesen, hieß es vom Tourismusverband Mittelburgenland-Rosalia.
Auf und ab in Oberösterreich
In den Linzer Freibädern sei die Saison aufgrund des kühlen Mai zögerlich angelaufen, habe dann aber Fahrt aufgenommen, hieß es bei der Linz AG. So zählte man im Mai mit 49.557 Badegästen sogar mehr als 2023, damals waren es knapp 47.300. Im sommerlichen Juni besuchten rund 114.000 Gäste die vier Anlagen der Landeshauptstadt - Parkbad, Hummelhofbad, Schörgenhub- und Biesenfeldbad -, während es in den beiden Jahren davor jeweils nur rund 95.300 waren. Für den ziemlich wechselhaften Juli habe man allerdings noch keine Zahlen, hieß es auf Anfrage.
"Gar so schlecht ist es nicht", beruhigt man im Strandbad Weyregg am Attersee. Im Juli sei das Besucheraufkommen zwar etwas geringer, aber es sei heuer wegen der Hitzewelle im Juni früh losgegangen, der See habe sich rasch erwärmt. Derzeit kühlt er allerdings gerade wieder ab, weshalb man auf eine rasche Rückkehr eines stabilen Sommerwetters hoffe. Ein Blick auf die Wetterprognosen für Oberösterreich gibt da allerdings wenig Anlass für Optimismus.
Leichter Rückgang in Wien, Business as usual in Niederösterreich
In Wien liefen die Freibäder ebenfalls vor allem im Juni auf Hochbetrieb. Danach war richtiges Badewetter oft Mangelware. Aktuell ist laut dem Büro des zuständigen Stadtrats Jürgen Czernohorszky (SPÖ) darum ein leichter Rückgang bei den Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahr zu registrieren. Rund 60.000 Menschen weniger sind bisher in die städtischen Bäder gekommen, ein Rückgang von rund fünf Prozent. Die Millionenmarke in Sachen Badegäste wurde mit 1,16 Millionen aber bereits übersprungen. Die Bäder, so betonte der Stadtrat, seien wichtige Hitzeschutz-Partner. "Dieser Juli ist im Vergleich zu den Vorjahren hierzulande zwar etwas kühler, der Klimawandel bleibt aber bittere Realität, wenn wir etwa nach Süditalien schauen, wo das Thermometer fast die 50-Grad-Marke knackt", fügte er hinzu.
In Niederösterreich bleibt man angesichts der Wetterkapriolen noch recht ruhig: Es schaue derzeit nach einer durchschnittlichen Saison aus, was die Besucherzahlen angehe, sagte Harald Gölles, Sprecher der Bäderbetriebe in der Wirtschaftskammer Niederösterreich.
Zufriedenheit in Kärnten und der Steiermark
Im Süden Österreichs - in der Steiermark und in Kärnten - ist man hingegen recht zufrieden. Bisher haben heuer 330.000 Menschen die drei Wörthersee-Bäder der Stadtwerke Klagenfurt besucht, hieß es dort auf Anfrage. Man sei auf einem sehr guten Weg und habe schon mehr als halb so viele Eintritte gezählt wie im gesamten Jahr 2024. Besonders stark war demnach der Andrang im heuer besonders heißen Juni. Stärkster Badetag war bisher der 11. Juli.
Auch bei den Grazer Freibädern lag man in der letzten Juliwoche wegen des bisher weitgehend badefreundlichen Wetters sehr gut im Schnitt. "Nach einer konservativen Hochrechnung werden wir per 31. Juli insgesamt rund 264.500 Besucher gehabt haben", hieß es seitens einer Sprecherin der Holding Graz, zu welcher die meisten Grazer Hallen- und Freibäder gehören. Damit liege man dank des hervorragenden Junis und trotz wetterbedingt bescheidenen Julis (minus 14 Prozent gegenüber dem langjährigen Durchschnitt) insgesamt rund elf Prozent über dem langjährigen Schnitt. Zudem sei man nur knapp drei Prozent unter dem Besucherrekord von 2024, dem bisher besten Jahr. Zu den Grazer Bädern gehören die Auster mit dem Freibecken, das Stukitzbad, das Freibad Straßgang und das Margaretenbad. Das Bad zur Sonne ist von Mitte Mai bis Ende September wegen Sanierung geschlossen.
Zusammenfassung
- Die Freibad-Saison 2024 in Österreich verläuft sehr wechselhaft, mit einem besonders starken Juni und einem deutlich schwächeren Juli.
- In Vorarlberg besuchten bis 20. Juli 66.500 Menschen das Erholungszentrum Rheinauen, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr.
- Die Wiener Freibäder verzeichneten bisher 1,16 Millionen Besucher, rund 60.000 weniger als 2023, was einem Rückgang von etwa fünf Prozent entspricht.
- Salzburgs Freibäder zählten bis 21. Juli fast 110.000 Gäste und damit 13.500 mehr als im Vorjahr, trotz eines Besucherrückgangs im Juli um etwa ein Drittel.
- In Graz liegen die Besucherzahlen dank des starken Junis um elf Prozent über dem langjährigen Schnitt und nur knapp unter dem Rekordjahr.