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Seewinkel ringt um den Erhalt seiner Salzlacken

Heute, 03:01 · Lesedauer 3 min

Die Salzlacken im Seewinkel werden immer weniger. In den vergangenen 150 Jahren gingen 2.300 Hektar ihrer Fläche verloren, übrig sind noch 1.300 - das entspricht einem Rückgang von 80 Prozent. Der gesunkene Grundwasserspiegel und Salzausschwemmungen über Gräben setzen den Lebensräumen von Säbelschnäblern und Feenkrebsen zu. Wie sie doch noch gerettet werden können, damit beschäftigen sich derzeit das Projekt "Life Pannonic Salt" und der Verein Zukunft Region Neusiedler See.

Ist eine Lacke erst einmal verschwunden, dann bleibt sie das auch, erklärte WWF-Experte Bernhard Kohler bei einer Exkursion des Vereins: "Die sind kaputt, die sind weg, die kann man nicht wiederherstellen." Er selbst sei seit 40 Jahren in der Region aktiv und habe "sicher 10 bis 15 Lacken auf diese Art und Weise verschwinden sehen", sagte er. Auch die bekannte Lange Lacke zeige schon "massive Symptome des Lackensterbens".

Ausschlaggebend für den Rückgang der Lackenflächen ist laut Kohler der gesunkene Grundwasserspiegel in der Region. Die Sodalacken brauchen nämlich den Kontakt zum Grundwasser, um ihren Salzvorrat erneuern und ihren charakteristischen Kreislauf zwischen Überschwemmung und Austrocknung aufrechterhalten zu können. Wird der Abstand zwischen dem tonhaltigen Lackenboden und dem Grundwasser zu groß, entsalzt das Gewässer und verlandet schließlich, erläuterte Kohler.

Wesentlich zum Sinken des Grundwasserspiegels beigetragen haben die Entwässerungsgräben, die die früher von Hochwasser bedrohte Region schützen sollten. "Jährlich rinnen rund 15 Millionen Kubikmeter Grundwasser davon", sagte Kohler. Das seien zwischen 40 und 100 Prozent des jährlich neu gebildeten Grundwassers, ergänzte Harald Grabenhofer, Leiter der Forschung im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel und Projektleiter von "Life Pannonic Salt".

Dazu kommen die Wasserentnahmen durch die Landwirtschaft aus rund 5.000 Feldbrunnen in der Region. Die entnommene Menge stieg in den vergangenen Jahren an, weil immer mehr bewässerungsintensive Kulturen wie Mais, Erdäpfel oder Soja angebaut werden, sagte Grabenhofer. Problematisch sind auch Gräben, die direkt an Sodalacken angeschlossen sind. Über diese fließt Salz aus den Lacken ab, was letztlich ebenfalls zur Verlandung führt.

Projektleiter wünscht sich Beweidung der Flächen

Um die Lacken zu erhalten, sollen beim Projekt "Life Pannonic Salt" 15 Wehranlagen das Grundwasser in der Region halten. Außerdem beschäftigt man sich mit Zukunftsszenarien für ein neues Wassermanagement, Anpassungen in Bewässerungssystemen und Perspektiven für die Landwirtschaft, etwa durch den Versuch, trockenheitsresistente Kulturen anzubauen.

Als Restaurationsmaßnahmen sollen Ölweiden im Bereich der Sodalacken entfernt und das Schilf reduziert werden, sagte Grabenhofer. Ideal wäre aus seiner Sicht eine Beweidung der Flächen, weil so der Bewuchs durch Abfressen im Zaum gehalten werde und die kleinen Löcher, die Hufe im Boden hinterlassen, den Kontakt zwischen Lacke und Grundwasserpegel verbessern würden. Eine Beweidung sei jedoch wirtschaftlich kaum möglich, meinte der Projektleiter, der sich für eine entsprechende Änderung des Förderungssystems aussprach. Derzeit werden die Flächen gemäht - aber immer erst dann, wenn die Vögel mit der Brut fertig sind.

Während "Life Pannonic Salt" den Erhalt der Sodalacken zum Ziel hat, bemüht man sich bei der St. Martins Therme in Frauenkirchen ums Wiederherstellen einer Lacke, die eigentlich schon Geschichte ist. Weil Thermalwasser dem Lackenwasser sehr ähnlich sei, werde das überschüssige Wasser aus der Therme nicht mehr in die Kläranlage, sondern auf eine frühere Lackenfläche geleitet, erläuterte Biologin Elke Schmelzer. Dort habe man versucht, einen möglichst naturnahen Lackenboden zu kreieren, und auch Trockenphasen werden simuliert. Dadurch gebe es an der Stelle nun wieder eine Lacke, der Kontakt zum Grundwasser sei jedoch nach wie vor verloren - ob er jemals wiederkommen werde, sei fraglich.

Zusammenfassung
  • Die Salzlacken im Seewinkel sind in den vergangenen 150 Jahren von 2.300 auf 1.300 Hektar geschrumpft, was einem Rückgang von 80 Prozent entspricht.
  • Jährlich gehen durch Entwässerungsgräben und rund 5.000 Feldbrunnen bis zu 15 Millionen Kubikmeter Grundwasser verloren, was 40 bis 100 Prozent der jährlichen Neubildung ausmacht.
  • Das Projekt "Life Pannonic Salt" will mit 15 Wehranlagen, neuen Wassermanagement-Strategien und Restaurationsmaßnahmen wie Schilfreduktion und Ölweidenentfernung die verbleibenden Lacken schützen.