APA/dpa/Oliver Berg

Schwarzer sieht "ernsthafte Gefahr" eines Weltkriegs

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Feministin Alice Schwarzer hat Kritik an dem Offenen Brief zurückgewiesen, mit dem sie und andere Prominente vor einem Dritten Weltkrieg infolge der Waffenhilfe für die Ukraine warnen.

"Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich ernsthaft von der Gefahr eines neuen Weltkriegs überzeugt", sagte die Publizistin am Sonntagabend in der Bild-Talksendung "Die richtigen Fragen". Gegenüber "Welt" sagte sie, dass es der Ukraine nicht nütze, wenn "wir hineingezogen werden und es einen dritten Weltkrieg gibt". 

Balance zwischen Unterstützung und Verteidigung

Zwar sei Hilfe für die Ukrainer bei der Selbstverteidigung richtig, doch gehe es "um die sehr schwierige Grenzziehung zwischen Unterstützung zur Verteidigung und Lieferung von Waffen, die von Herrn Putin als Angriffswaffen verstanden werden können". Schwarzer und andere Prominente wie der Schriftsteller Martin Walser hatten in dem am Freitag veröffentlichten Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) appelliert, weder direkt noch indirekt schweren Waffen an die Ukraine zu liefern, um dem russischen Präsidenten Wladimir Putin kein Motiv für eine Ausweitung des Krieges auf die NATO-Staaten zu geben. Vielmehr möge Scholz alles dazu beitragen "dass es so schnell wie möglich zu einem Waffenstillstand kommen kann; zu einem Kompromiss, den beide Seiten akzeptieren können." Bis Montagfrüh wurde der Brief von rund 140.000 Menschen digital unterzeichnet.

Wenn die russische Führung die Gefahr eines mit Atomwaffen geführten Konfliktes als sehr konkret bezeichne, "dann müssen wir das einfach ernst nehmen und sehr genau abwägen", sagte Schwarzer in der Talksendung. Zugleich dürfe man die "bewundernswerten" militärischen Erfolge der Ukraine bei der Verteidigung gegen Putins Truppen nicht überbewerten: "Solche punktuellen Siege sind eines. Die zweite Atommacht der Welt gesamt in die Knie zu zwingen, ist etwas anderes."

 PULS 24 Chefredakteur Stefan Kaltenbrunner analysiert die Debatte um deutsche Waffenlieferung in die Ukraine.

Kritik und Vergleiche mit Holocaust

Nach der Veröffentlichung des Briefes war rasch breite Kritik daran laut geworden. So sagte Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann in einem Interview der "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten" (Montag): "Wo sollen "Kompromisse" sein, wenn Putin völkerrechtswidrig ein freies europäisches Land überfällt, Städte dem Erdboden gleichgemacht, Zivilisten ermordet werden und Vergewaltigung systematisch als Waffe gegen Frauen eingesetzt wird?"

Auch der ukrainische Botschafter in Deutschland Andrij Melnyk kritisiert den offenen Brief. Auf Twitter schreibt er dazu: "Diese Prominenten, die der Ukraine schwere Waffen verwehren wollen und damit dem Mörder Putin nur in die Hand spielen, damit er Frauen und Kinder zerbomben kann, haben das Prinzip "Nie wieder" mit Füßen getreten. Nichts aus der Geschichte gelernt."

Auf das Statement angesprochen reagierte Schwarzer sichtlich empört. "Dass der ukrainische Botschafter (…) es wagt, unsere nachdenkliche, sehr genaue, zum Teil sehr kenntnisreiche und engagierte Stellungnahme zu vergleichen mit der Zustimmung zu einem zweiten Holocaust (...) ist einfach ungeheuerlich", sagt sie gegenüber "Welt".

ribbon Zusammenfassung
  • Feministin Alice Schwarzer hat Kritik an dem Offenen Brief zurückgewiesen, mit dem sie und andere Prominente vor einem Dritten Weltkrieg infolge der Waffenhilfe für die Ukraine warnen.
  • "Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich ernsthaft von der Gefahr eines neuen Weltkriegs überzeugt", sagte die Publizistin am Sonntagabend in der Bild-Talksendung "Die richtigen Fragen".
  • Gegenüber "Welt" sagte sie, dass es der Ukraine nicht nütze, wenn "wir hineingezogen werden und es einen dritten Weltkrieg gibt". 
  • Zwar sei Hilfe für die Ukrainer bei der Selbstverteidigung richtig, doch gehe es "um die sehr schwierige Grenzziehung zwischen Unterstützung zur Verteidigung und Lieferung von Waffen, die von Herrn Putin als Angriffswaffen verstanden werden können".
  • Schwarzer und andere Prominente wie der Schriftsteller Martin Walser hatten in dem am Freitag veröffentlichten Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) appelliert, weder direkt noch indirekt schweren Waffen an die Ukraine zu liefern, um dem russischen Prä

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