APA/HERBERT PFARRHOFER

Schon 184 Verkehrstote seit Jahresbeginn

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Nach Rückgängen in den beiden vergangenen Jahren ist die Zahl der Verkehrstoten wieder stark im Steigen. Im ersten Halbjahr kamen 184 Menschen bei Unfällen im Straßenverkehr ums Leben, berichteten VCÖ und ÖAMTC anhand von Daten des Innenministeriums und Statistik Austria. Damit waren schon fast wieder so viele Tote zu beklagen wie in den letzten beiden Vor-Coronajahren, danach ließen Lockdowns, Reisebeschränkungen und Homeoffice die Zahlen sinken (2021: 151 und 2020: 153).

In den ersten sechs Monaten des Jahres 2019, also vor der Covid-Krise, hatten noch 196 Menschen auf Österreichs Straßen ihr Leben verloren, im ersten Halbjahr 2018 waren 197 Verkehrstote gezählt worden. 2017 hingegen war die Zahl mit 170 Todesopfern auch schon einmal deutlich niedriger gewesen.

VCÖ-Sprecher Christian Gratzer erinnerte daran, dass schon 2020 das Verkehrssicherheitsziel von weniger als 312 Verkehrstoten mit 344 Todesopfern verfehlt worden sei, im Vorjahr stieg die Zahl dann auf 362. "Hält die Entwicklung des ersten Halbjahres an, droht in Österreich die Zahl der Verkehrstoten heuer auf über 400 zu steigen."

Als Hauptunfallursachen nannte der Verkehrsclub Ablenkung, Unachtsamkeit und zu hohes Tempo. Nach wie vor sei Handy am Steuer ein großes Problem, im Vorjahr seien mehr als 128.000 Lenkerinnen und Lenker damit erwischt worden. "Wer mit dem Handy am Ohr telefoniert, reagiert so schlecht und langsam wie ein Alkolenker mit 0,8 Promille. Handy am Steuer ist kein Kavaliersdelikt, wie die Strafe von nur 50 Euro vermuten lässt", betonte Gratzer. So wie in anderen europäischen Staaten solle das Delikt zudem endlich ins Vormerksystem aufgenommen werden. Einen großen Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit würden auch niedrigere Tempolimits leisten - Freilandstraßen 80 statt 100 km/h, Ortsgebiet 30 statt 50, schlägt der VCÖ vor.

Alleinunfälle seien mit 36 Prozent nach wie vor der häufigste Unfalltyp, analysierte der ÖAMTC, der auf zwei Auffälligkeiten in der Statistik verwies: Die Anzahl der Todesopfer bei Kreuzungsunfällen sei auf den höchsten Wert der vergangenen zehn Jahre angestiegen, sagte Verkehrstechniker David Nosé. Einen deutlichen Rückgang gab es bei tödlichen Unfällen durch Frontalkollisionen.

In allen Bundesländern habe es in der Vergangenheit in einer ersten Jahreshälfte schon eine niedrigere Anzahl an Verkehrstoten gegeben, so der VCÖ. Nun waren in Niederösterreich mit 51 die meisten Todesopfer zu beklagen, vor Oberösterreich (37) und der Steiermark (36). Die niedrigste Anzahl weist Vorarlberg (sechs) vor dem Burgenland (acht) sowie Salzburg und Kärnten (jeweils zehn) auf. Der Bundesländervergleich weise nur bei Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg einen Rückgang auf, so der ÖAMTC.

Die Zunahme tödlicher Verkehrsunfälle hänge auch mit dem Verkehrsaufkommen zusammen, auf Autobahnen sei das Vor-Pandemie-Niveau von 2019 nahezu wieder erreicht, erklärte Nosé. In nächster Zeit solle man daher besonders vorsichtig sein: 55 Prozent aller Verkehrstoten seien in der zweiten Jahreshälfte zu beklagen, eine Vielzahl davon in den Sommermonaten. "Bei Schönwetter und an Wochenenden steigt das Risiko für schwere Unfälle."

ribbon Zusammenfassung
  • Nach Rückgängen in den beiden vergangenen Jahren ist die Zahl der Verkehrstoten wieder stark im Steigen.
  • Im ersten Halbjahr kamen 184 Menschen bei Unfällen im Straßenverkehr ums Leben, berichteten VCÖ und ÖAMTC anhand von Daten des Innenministeriums und Statistik Austria.
  • 2017 hingegen war die Zahl mit 170 Todesopfern auch schon einmal deutlich niedriger gewesen.
  • "Bei Schönwetter und an Wochenenden steigt das Risiko für schwere Unfälle."

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