Innsbrucker Festwochen: Friedenswunsch in Kriegszeiten
Ebenjene habe nicht zuletzt aufgezeigt, "dass wir Menschen das Potenzial haben, uns selbst zu vernichten", betonte Mattle. Die aktuelle Spielzeit der Festwochen - die zweite unter der Doppelführung von Eva-Maria Sens als künstlerische Direktorin und Ottavio Dantone als musikalischer Leiter - biete im Gegensatz zu diesen Schrecken aber glücklicherweise genügend "Anlass zu Lebensfreude", führte Mattle aus.
"Von der Alten Musik können wir nämlich lernen, wie die Vergänglichkeit des Lebens mit einer Sehnsucht nach Lebensfreude einhergeht", so der Landeshauptmann. Schließe habe es die Bevölkerung im Barock damals geschafft, "nach dem 30-jährigen Krieg" zu einer ebenjener zu gelangen und wieder dorthin zurückzukehren. Es lohne sich somit die "Transformation des Barocks ins Heute" mitzunehmen und nicht in Unzufriedenheit oder im Schrecken zu verharren, meinte Mattle.
Eine ähnliche Stoßrichtung hatte zuvor Innsbrucks Bürgermeister Johannes Anzengruber (JA - Jetzt Innsbruck) in seiner Rede verfolgt, der ebenfalls die Schrecken des Krieges aufs Tapet brachte. "In Europa gibt es zum Teil Krieg", spielte er etwa auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine an. In diesen Zeiten seien "Kunst und Kultur" und vor allem auch Musik umso wichtiger: "Musik schafft eine Stimmung des Verbundenseins und der Freude." Ebendiese Verbundenheit gelte es "hinauszutragen in die Welt, damit es Frieden gibt", beschwor er die potenzielle Wirkkraft der Alten Musik.
Vor den Reden von Mattle und Anzengruber hatte Sens die "Verantwortung des Einzelnen" im großen "soziologischen Geflecht" der Gegenwart herausgestrichen. "Es gibt ein komplexes Netz des Miteinanders und Untereinanders", so die künstlerische Direktorin der Festwochen. In ebenjenem gelte es zu erkennen, dass es keine "simplen Erklärungen gibt und Meinungen vielfältig sind", benannte auch sie einen Weg, wie friedliches Zusammenleben möglich sein könnte.
Eingangs beim Festakt hatte der kaufmännische Direktor der Festwochen, Markus Lutz, sich wiederum auf die Funktion der Festwochen fokussiert. "Mit den kommenden Wochen stehen uns Stunden der Freude bevor", so Lutz. Ebenjene "frohe Stunden" sollen "die Sorgen vertreiben", blieb er im Vergleich zu seinen nachfolgenden Redner Anzengruber und Mattle recht abstrakt und stellte keinen direkten Bezug zu vergangenen oder aktuellen Kriegszuständen her.
Musik rahmte die Reden
Die Festreden wurden nicht zuletzt ausgiebig von Musik gerahmt. Auch Dantone ließ es sich nicht nehmen, wie bereits im Vorjahr eifrig in die Cembalotasten zu greifen. Im Duo mit Chiara Cattani intonierte er die Fuga aus dem "Concerto per 2 Cembali C-Dur" von Johannes Sebastian Bach oder einen Auszug aus der "Suite Nr. 7 G-Moll" von Georg Friedrich Händel. Musikalisches Herzstück der Eröffnungszeremonie waren allerdings Szenen aus der Oper "Il Giustino" von Antonio Vivaldi, bei der zahlreiche Sängerinnen und Sänger zum Einsatz kamen und die damit bereits einen Vorgeschmack auf die kommende Festwochen-Tage gaben.
Ebenjene gehen heuer vom 25. Juli bis 31. August über die Bühne. Im Zentrum bei diesen steht beispielsweise die Oper "Ifigenia in Aulide" von Antonio Caldara, die Freitagabend unter der musikalischen Leitung von Dantone im Tiroler Landestheater ihre Premiere feiert. Zahlreiche weitere Konzerte runden die kulturelle Angebots-Palette ab.
Zusammenfassung
- Die 49. Innsbrucker Festwochen der Alten Musik wurden am Freitag im Spanischen Saal von Schloss Ambras eröffnet und standen im Zeichen aktueller Kriegszeiten sowie dem 80. Jahrestag der Atombombe.
- Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) und Bürgermeister Johannes Anzengruber betonten in ihren Reden die Bedeutung von Musik als Quelle von Lebensfreude und Verbundenheit angesichts von Krieg und gesellschaftlicher Unsicherheit.
- Die Festwochen finden vom 25. Juli bis 31. August statt und bieten als Höhepunkt die Premiere der Oper "Ifigenia in Aulide" von Antonio Caldara sowie zahlreiche weitere Konzerte.