Schmelze von gigantischen Eismassen in Spitzbergen
Spitzbergen ist eine Inselgruppe nördlich von Norwegen und östlich von Grönland. Auch die Hauptinsel heißt Spitzbergen und zählt zu den nördlichsten besiedelten Gebieten der Welt.
Die Forscher haben die Daten mit Hilfe von Beobachtungen, Modellierungen und Fernerkundungen gewonnen. Unter Berücksichtigung des Gletscherverlusts in den umliegenden Gebieten verlor die Barentssee, an deren Rand Spitzbergen liegt, den Analysen zufolge in einem einzigen Jahr etwa 102,1 Gigatonnen Eis (plus/minus 22,9 Gt). Das hatte Auswirkungen auf den globalen Meeresspiegel: Gut 0,27 Millimeter Anstieg gingen laut Analysen darauf zurück, davon sind 0,16 Millimeter allein auf die Schmelze in Spitzbergen zurückzuführen.
"Um den extremen Gletschermassenverlust im Sommer 2024 ins rechte Licht zu rücken", geben die Forscher Vergleichsdaten: Das Eisschild Grönlands hat im gleichen Sommer den Angaben zufolge eine vergleichbare Menge wie Spitzbergen verloren (55 Gt plus/minus 35 Gt), nimmt aber eine rund 50-mal größere Fläche ein.
Ein solch größerer Gletscher hat mehr Eis und Schnee, was bedeutet, dass es länger dauern kann, bis sich die Temperaturveränderungen auf die gesamte Masse auswirken. Allerdings hängt die Eisschmelze von vielen Faktoren wie etwa auch der Topographie ab.
"Ein Einblick in die Bedingungen in 70 Jahren"
"Der Großteil der Gletscherschmelze im Jahr 2024 ereignete sich während einer sechswöchigen Periode anhaltender atmosphärischer Zirkulationsmuster, die rekordhohe Lufttemperaturen verursachten", schreiben die Forscher. Obwohl diese Bedingungen bei den gegenwärtigen Klimabedingungen selten seien, deuteten Klimaprognosen für die Zukunft jedoch darauf hin, "dass solche Temperaturniveaus bis zum Ende des 21. Jahrhunderts immer häufiger auftreten und möglicherweise sogar die von 2024 übertreffen werden". Die Forscher gehen daher davon aus, dass der Sommer 2024 in Spitzbergen als Prognose für das künftige Gletscherschmelzen in der Arktis dienen und "einen Einblick in die Bedingungen in 70 Jahren" geben kann.
Zusammenfassung
- Die Gletscher Spitzbergens verloren im Sommer 2024 rekordverdächtige 61,7 Gigatonnen Eis, was etwa einem Prozent der gesamten Eismasse entspricht.
- Insgesamt gingen in der Barentssee-Region rund 102,1 Gigatonnen Eis verloren, was zu einem globalen Meeresspiegelanstieg von 0,27 Millimetern führte, davon 0,16 Millimeter allein durch Spitzbergen.
- Die außergewöhnliche Schmelze konzentrierte sich auf eine sechswöchige Phase mit rekordhohen Temperaturen und gilt laut Forschern als Vorgeschmack auf die arktischen Bedingungen in 70 Jahren.