APA/HELMUT FOHRINGER

Rekordtief bei Verkehrstoten im ersten Halbjahr 2021

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Die Zahl der Verkehrstoten im ersten Halbjahr ist heuer so niedrig ausgefallen wie noch nie in den vergangenen 60 Jahren: 151 Menschen starben in den ersten sechs Monaten 2021 laut Statistik Austria bei Straßenverkehrsunfällen, 17.585 Personen wurden verletzt. Gleichzeitig sind allerdings auch nie zuvor so viele Radfahrerinnen und Radfahrer - knapp über 4.000 - bis zur Halbjahresbilanz verunglückt, hier wurde der höchste Wert in den vergangenen 30 Jahren festgestellt.

Schon im ersten Coronajahr 2020 waren bei der Anzahl verunglückter Radfahrender negative Rekordwerte verzeichnet worden. Heuer setzte sich diese Entwicklung fort: Bis Ende Juni verunglückten 4.079 Menschen mit einem Fahrrad im Straßenverkehr. Im ersten Halbjahr 2020 waren es 3.640 gewesen, im Vergleichszeitraum 2019 wurden 3.352 gezählt.

23 der verunglückten Radler starben. Im ersten Halbjahr 2020 waren 17, im Vergleichszeitraum 2019 noch 16 Tote registriert worden. Somit waren 15 Prozent aller bis zur Jahreshälfte im Straßenverkehr heuer Getöteten mit dem Fahrrad unterwegs. Auch das ein trauriger Rekordwert - "der höchste Anteil der vergangenen 30 Jahre", berichtete die Statistik Austria. Von Jänner bis Juni des vergangenen Jahres hatte der Anteil elf Prozent betragen, nach acht Prozent im ersten Halbjahr 2019.

44 Prozent der mit dem Rad Verunglückten waren auf Alleinunfälle zurückzuführen. Sechs Radfahrende starben bei Alleinunfällen, weitere sieben seien für den Unfall verantwortlich gewesen. "Somit waren insgesamt 57 Prozent der getöteten Radfahrerinnen und Radfahrer Hauptunfallverursacher", so die Statistik Austria. 5,8 Prozent aller an einem Unfall beteiligten Radlenkerinnen und -lenker waren alkoholisiert, bei E-Bikes waren es sogar 7,6 Prozent, insgesamt ein deutlich höherer Anteil als bei anderen Verkehrsarten. Bei Pkw beträgt er 3,8 Prozent, bei Motorrädern 1,7 Prozent.

Die Zahl der Verkehrstoten insgesamt blieb hingegen "so gering wie in keinem anderen ersten Halbjahr der vergangenen 60 Jahre. Sogar im Pandemiejahr 2020 lag die Zahl geringfügig höher", so die Statistik Austria. Im ersten Halbjahr 2020 waren 152 Verkehrstote gezählt worden, im Jahr davor 196. Im April 2021, während des verschärften Lockdowns in Wien und Niederösterreich, sank die Zahl der Verunglückten um je 37 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenmonat April 2019. In den Bundesländern mit "Lockdown light" lagen die Rückgänge nur zwischen sieben und 30 Prozent. Im "Lockdown-freien" Juni stieg die Zahl der Verunglückten stark an und lag mit 5.338 Personen so hoch wie seit 2007 nicht mehr.

Von den 151 Verkehrstoten waren laut VCÖ mit 68 (ein Opfer weniger als im Halbjahr 2020) die meisten Pkw-Insassen, vor Motorradfahrern mit 30 (plus drei). Den stark gestiegenen Anteil der Radfahrenden - 23 Tote mit Fahrrad, E-Bike und E-Scooter - nahm der Verkehrsclub zum Anlass, eine Rad-Infrastruktur-Offensive zu fordern. Der Ausbau hinke der steigenden Anzahl der Radfahrerinnen und -fahrer massiv hinterher. Neun der 23 Todesopfer seien mit einem herkömmlichen Rad unterwegs gewesen, zwölf mit einem Elektro-Rad und zwei mit einem E-Scooter.

15 Todesopfer seien zu Fuß unterwegs gewesen (minus neun), weitere zehn waren Insassen von Klein-Lkw (plus drei) und vier kamen mit einem Moped ums Leben (plus drei). "Die Zahl der Todesopfer war fast doppelt so hoch wie in der Schweiz, wo 86 Menschen ums Leben kamen", sagte VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Dort gelte Tempo 80 auf Freilandstraßen, maximal 120 km/h auf Autobahnen, es gebe ein dichtes Bahnnetz und "im Ortsgebiet viel Verkehrsberuhigung".

ribbon Zusammenfassung
  • Schon im ersten Coronajahr 2020 waren bei der Anzahl verunglückter Radfahrender negative Rekordwerte verzeichnet worden.
  • Somit waren 15 Prozent aller bis zur Jahreshälfte im Straßenverkehr heuer Getöteten mit dem Fahrrad unterwegs.
  • Von Jänner bis Juni des vergangenen Jahres hatte der Anteil elf Prozent betragen, nach acht Prozent im ersten Halbjahr 2019.
  • 44 Prozent der mit dem Rad Verunglückten waren auf Alleinunfälle zurückzuführen.

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