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Recycling von Kunststoffverpackungen hinkt hinterher

Heute, 04:01 · Lesedauer 4 min

Geht es nach der Europäischen Union, sollte in Österreich doppelt so viel Kunststoff recycelt werden wie die aktuellen 25 Prozent. Dafür müsste man vom Verpackungsdesign über die Trennung bis zur Materialaufbereitung alles besser machen, sagte die Forscherin Silvia Apprich der APA kurz vor dem am Mittwoch startenden 18. FH-Forschungsforum in Wien. Zudem sei bei manchen Kunststoffen noch zu klären, ob ihre "Rezyklate" keine bedenklichen Stoffe an die Lebensmittel abgeben.

Laut der im Februar in Kraft getretenen neuen Verpackungsverordnung der EU sollte 2025 bereits die Hälfte der Kunststoffverpackungsabfälle recycelt werden, so die Studiengangsleiterin für "Nachhaltige Verpackungstechnologie, Nachhaltiges Ressourcenmanagement, Packaging Technology and Sustainability" an der FH Campus Wien in Wien-Favoriten. Hierzulande geschieht dies derzeit bei nur einem Viertel, und zwar hauptsächlich bei PET(Polyethylenterephthalat)-Flaschen. Ein Sorgenkind wären vor allem "Polyolefine" (POs) wie Polyethylen und Polypropylen, von denen nur 13,5 Prozent wiederverwertet werden.

Joghurtbecher und Waschmittelflaschen bestehen beispielsweise aus solchen Kunststoffen. Oft werden diese miteinander kombiniert, damit sie für eine probate Verpackung taugen und etwa keinen Wasserdampf oder Sauerstoff durchlassen, so die Verpackungstechnologin: "Ab dem Moment, wo man Kunststoffe mischt, kann man sie aber nicht mehr normal mechanisch trennen." Außerdem sind sie teilweise stark bedruckt oder haben aufgeklebte Papieretiketten. "Deren Faserrückstände stören die mechanischen Eigenschaften des wieder aufbereiteten Kunststoffes irrsinnig", sagte Apprich.

Die Verpackungsdesigner sollten demnach mehr darauf achten, dass ihre Kreationen gut recycelbar sind. "Es würde beispielsweise sehr helfen, wenn bei einer Waschmittelflasche der Stöpsel aus demselben Material ist wie der Rest der Flasche", erklärte sie: "Damit vermeidet man schon einmal die Vermischung der Materialien, und braucht sie nicht mehr aufwendig trennen."

Joghurtbecher dürfen nicht nach Waschmittel duften

Dass sowohl Lebensmittel wie Joghurt und Chemikalien wie Waschmittel in Polyolefine gefüllt werden, bereitet zusätzlich Probleme. "Waschmittel enthalten wahnsinnig viele Duft- und Aromastoffe, die in den Kunststoff der Verpackung dringen und dort verbleiben", sagte sie: "Man kriegt sie und die klassischen Waschmittelgerüche nicht mehr effektiv aus dem Material." Das heißt, ohne teure Heißwäsche oder ein Vakuum-Entduften kann man den recycelten Kunststoff nicht mehr für Lebensmittelverpackungen nutzen, weil sonst das Joghurt darin nach frischer Wäsche "duftet".

In Zukunft könnte man die Lebensmittel- und Nicht-Lebensmittelverpackungen vielleicht mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) in den Recyclingströmen trennen, so Apprich: "In einem Versuch, den wir kürzlich durchgeführt haben, war die KI dazu aber noch nicht durchgängig in der Lage."

"Bei diesen Kunststoffen ist die Sicherheitsbewertung außerdem nicht so klar wie etwa bei PET-Flaschen", sagte die Expertin: "Das heißt, es ist noch nicht ganz sicher, ob aus ihren Rezyklaten nichts ins Lebensmittel übergehen kann, das potenziell gesundheitsgefährdend wäre."

EU-Vorgabe derzeit unerreichbar

Die vorgegebenen 50 Prozent Recyclingquote für Kunststoffe sind "als Vorgabe schon sehr hoch", erklärte sie. Dafür müsste man sehr viel ändern und investieren. Solche Investitionen wären schwer zu stemmen, weil Verpackungen nur wenig Geld kosten dürfen, also etwa eine Lebensmittelhülle "im Cent-Bereich" bleiben sollte. Hierzulande gibt es aber eindeutig viel Luft nach oben: "Österreich ist in Europa im unteren Bereich", berichtete Apprich. So wird man wohl auch nicht so rasch die 55 Prozent bei der Kunststoff-Recyclingquote erreichen, die von der EU ab dem Jahr 2030 vorgegeben sind.

Das 18. Forschungsforum der österreichischen Fachhochschulen (FH) findet am 7. und 8. Mai am FH Campus Wien zum Thema "Doing Research - Shaping the Future" (Forschen, um die Zukunft zu formen) statt. FH-Forscherinnen und -Forscher aus ganz Österreich referieren dort über ihre Arbeiten etwa zu Künstlicher Intelligenz, ressourcenschonendem Bauen, gerechter Gesundheitsversorgung, nachhaltigem Tourismus und eben den Schwierigkeiten mit Polyolefinverpackungen.

(S E R V I C E - 18. Forschungsforum der österreichischen Fachhochschulen von 7. bis 8. Mai 2025 am FH Campus Wien, Programm: https://go.apa.at/urjx3Q83)

Zusammenfassung
  • In Österreich werden derzeit nur 25 Prozent der Kunststoffverpackungen recycelt, obwohl die EU eine Verdopplung auf 50 Prozent bis 2025 fordert.
  • Besonders problematisch sind Polyolefine, von denen nur 13,5 Prozent recycelt werden, während PET-Flaschen den Großteil ausmachen.
  • Die EU-Vorgaben sind schwer zu erreichen, da Investitionen in Recyclingtechnologien notwendig sind, um die Kosten für Verpackungen niedrig zu halten.