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Rechnungshof-Kritik: Lipizzaner müssen aus Geldnot zu oft arbeiten

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Der Rechnungshof hat in einem am Freitag vorgelegten Bericht die Haltungsbedingungen der Hengste in der Spanischen Hofreitschule in Wien kritisiert. Die Tiere bekommen zu wenig Bewegung und werden aus wirtschaftlichen Gründen zu oft für Auftritte eingesetzt.

Der Rechnungshof hat am Freitag die Haltungsbedingungen der berühmten Lipizzaner in der Spanischen Hofreitschule in Wien kritisiert. Die Hengste, Wahrzeichen und Touristenattraktion zugleich, erhalten zu wenig Bewegung.

Die Prüfer bemängeln, dass aus den Aufzeichnungen nicht ersichtlich ist, ob die Tiere, die ihre Stallungen in der Hofburg haben, täglich bewegt werden. Außerdem sollen die Pferde auftreten müssen, auch wenn ihre körperliche Konstitution das nicht zulässt. 

Aus wirtschaftlichem Grund, so der Rechnungshof in seinem Bericht, werden die Tiere so oft eingesetzt, dass es sich bei den Hengsten auf die Gesundheit schlägt. Die wirtschaftliche Lage erforderte immer mehr Vorführungen, die Zahl der Pferde - 2019 waren es 382 - blieb aber nahezu unverändert.

Hofburg entspricht Tierschutz-Vorgaben nur eingeschränkt

Ein weiteres Problem ist die Stallburg der Wiener Hofburg, wo die Lipizzaner untergebracht sind. Das hochherrschaftliche Haus entspricht modernen Tierschutzanforderungen nur eingeschränkt. Es fehlen Flächen zur freien Bewegung. Das führte laut Rechnungshof unter anderem dazu, dass die Hengste krankheitsbedingt früher nicht mehr eingesetzt werden konnten. Außerdem war die Belüftungsanlage seit Jahren außer Betrieb, die Belüftung erfolgte nur über die Fenster und Tore. Im Sommer 2021 haben die Lipizzaner Koppeln im Burggarten bekommen.

Geldprobleme seit 2001

Neben den schlechten Haltungsbedingungen der Tiere hat die Spanische Hofreitschule auch finanzielle Probleme, und das bereits seit dem Jahr 2001. Der Rechnungshof hält im Bericht kritisch fest, dass die Hofreitschul-Gesellschaft im Jahr 2014 sogar in ihrem wirtschaftlichen Bestand gefährdet war. Seit 2009 erhält die Gesellschaft vom Landwirtschafsministerium jährlich eine Zuchtförderung, die wirtschaftlich gesehen einen unverzichtbaren Teil der Einnahmen darstellt.

Der RH bemängelte, dass die Zusage eines jährlichen finanziellen Zuschusses von bis zu einer Million Euro keine mittelfristige Planungssicherheit gewährleistet. Dem Ministerium wird empfohlen, die Spanische Hofreitschule wie andere Kultureinrichtungen, etwa  Museen oder Bundestheater zu behandeln. Diese bekommen eine mehrjährige Basisabgeltung. Das Landwirtschaftsministerium soll mit der Hofreitschule eine verbindliche mehrjährige Leistungsvereinbarung zur effizienten Leistungserbringung und Finanzierung abzuschließen.

Empfehlung: Mehr Fokus auf heimisches Publikum

Die Spanische Hofreitschule - Lipizzanergestüt Piber ist eine Gesellschaft öffentlichen Rechts und steht zu 100 Prozent im Eigentum der Republik Österreich. Der vom RH überprüfte Zeitraum umfasste die Jahre 2014 bis 2019. Außerdem berücksichtigten die Prüferinnen und Prüfer aktuelle Entwicklungen im Jahr 2020, so etwa die Auswirkungen der Corona-Pandemie, wie es im Bericht heißt. Ein Kritikpunkt sei, dass man zu sehr von internationalen Tourismus abhängig sei. Man solle auch mehr auf heimisches Publikum setzen. 

Insgesamt 42 Empfehlungen gab der Rechnungshof an das Landwirtschaftsministerium sowie die Hofreitschule ab. So soll beispielsweise der Trainingsplan an geltende pferdesportmedizinische Standards angepasst werden.

Hofreitschule: Schon einiges umgesetzt

Die Hofreitschule betonte in einem schriftlichen Statement am Freitagabend, dass sich der Bericht auf die Jahre 2014 bis 2019 bezieht und mit der Übernahme der Geschäftsführung durch Sonja Klima im März 2019 "viele Aktivitäten" zum Wohl der Lipizzaner initiiert wurden. "Die Schulhengste in der Stallburg absolvieren ein Trainingsprogramm von 7.00 Uhr bis 12.30 Uhr mit den Bereitern und werden in der großen Winterreithalle oder in der Sommerreitbahn bis ca. 13.00 Uhr bewegt", was für Pferde vergleichsweise sehr viel sei.

Wenn von den 72 Schulhengsten einige nicht in der Winterreithalle trainieren, kommen sie in die Schrittmaschine - laut Hofreitschule die größte der Welt - im Innenhof zu einem 30-minütigen Work-out. Die Pferde würden auch gleichzeitig in zwei Reithallen täglich außer Montag bewegt. Ebenfalls täglich außer Montag und bei sehr kaltem und nassem Wetter und an Vorführungstagen gehen zwei bis drei Gruppen Bereiter und Pferde in der Früh in den Burggarten zum Ausritt. Alle acht Wochen wechseln die Schulhengste in einer Rotation ins Trainingszentrum Heldenberg. "Dort haben die Pferde große Koppel, Paddocks, natürlich Ausritte in der Natur und entspannen sich", wurde betont. Zudem sei u.a. eine fixe Tierärztin aufgenommen worden.
 

ribbon Zusammenfassung
  • Der Rechnungshof hat in einem am Freitag vorgelegten Bericht die Haltungsbedingungen der Hengste in der Spanischen Hofreitschule in Wien kritisiert. Demnach haben die Tiere zu wenig Bewegung.
  • Laut den Prüfern geht aus den Aufzeichnungen nicht einmal hervor, ob die in der Innenstadt untergebrachten Tiere zumindest einmal täglich bewegt wurden.
  • Neben den schlechten Haltungsbedingungen der Tiere hat die Spanische Hofreitschule auch finanzielle Probleme, und das bereits seit dem Jahr 2001, deshalb müssen die Hengste zu oft auftreten.
  • Der Rechnungshof hält im Bericht kritisch fest, dass die Hofreitschul-Gesellschaft im Jahr 2014 sogar in ihrem wirtschaftlichen Bestand gefährdet war.

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