APA/APA/MPI/Barbara Huber

Psychoaktive Pflanzen wurden schon in Eisenzeit verwendet

Heute, 09:00 · Lesedauer 3 min

Die Steppenraute wird seit langem im Mittleren Osten und Westasien in der traditionellen Medizin, im Haushalt und als rituelles Räucherwerk eingesetzt. Ein Team um Forscherinnen aus Österreich und Deutschland hat nun 2.700 Jahre alte, bei Grabungen in Saudi-Arabien gefundene Räucherutensilien analysiert. Wie es im Fachjournal "Communications Biology" berichtet, wurde die psychoaktive Pflanze schon in der Eisenzeit verwendet - es ist der früheste Nachweis ihrer Verwendung.

Seit 2014 erforschen Archäologinnen und Archäologen der Universität Wien in Kooperation mit der Heritage Commission des saudi-arabischen Kulturministeriums die antike Siedlung Qurayyah im nordwestlichen Saudi-Arabien. Früheste Funde reichen bis in die Jungsteinzeit. In der Frühbronzezeit entwickelte sich die Siedlung zu einer 300 Hektar großen, von einer acht Kilometer langen Mauer umgebenen Stadtoase.

"Das Besondere an Qurayyah ist, dass es sich um eine menschgemachte Oase handelt, die nicht von Grundwasser gespeist wurde", erklärte die Grabungsleiterin Marta Luciani vom Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie der Universität Wien gegenüber der APA. Die Bewohner hatten zwei Kilometer südlich der Siedlung einen Damm errichtet, um Flusswasser aufzustauen und dieses zur Bewässerung genutzt.

Nun konnten die Forscherinnen und Forscher weiteren Einblick in den 2.700 Jahre zurückliegenden Alltag der Menschen von Qurayyah erlangen. Die Archäologinnen und Archäologen entdeckten in zwei Wohnhäusern im Zentrum der Oase unter anderem Räucherutensilien aus der Eisenzeit. Mittels spezieller leistungsstarker Analysetechnologien konnte das Team um Marta Luciani und Barbara Huber vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena (Deutschland) in Rückständen, die den keramischen Brennschalen anhaften, die charakteristischen Alkaloide der Steppenraute nachweisen.

Halluzinogen und Heilmittel

Diese in allen Pflanzenteilen der Steppenraute (Peganum harmala) enthaltenen Harman-Alkaloide zählen zu den ältesten als Halluzinogen und als Heilmittel eingesetzten Pflanzeninhaltsstoffen. Neben dem rituellen Räuchern wird die auch Harmal genannte Pflanze zudem zu Duftzwecken und als Färbemittel für Teppiche und Wolle eingesetzt. Im Iran wird Harmal heute noch im Rahmen von Feierlichkeiten wie Hochzeiten genutzt, sagte Luciani. Zudem sollen in der Türkei und dem Iran aufgehängte Samenkapseln vor dem "Bösen Blick" schützen.

"Unsere Ergebnisse stellen die ersten chemischen Belege für die früheste bekannte Verbrennung von Harmal, nicht nur in Arabien, sondern weltweit dar", erklärte Huber in einer Aussendung. Damit lasse sich nun besser nachvollziehen, "wie diese Gemeinschaften die lokale Pflanzenwelt mit ihrem medizinischen Wissen kombinierten - etwa zur Gesundheitspflege, der Reinigung von Räumen und möglicherweise auch aufgrund der psychoaktiven Wirkungen".

Verwendung nur im häuslichen Umfeld

Bemerkenswert sei, dass "wir die Rauchutensilien im Kontext ausgegraben haben, das heißt wir kennen ganz genau die Datierung und wissen, wo sie benutzt wurden", betonte Luciani. Überreste dieser Pflanze seien nur in häuslichem Umfeld gefunden worden und nicht in Gräbern oder Tempeln - dort würden sich Brennschalen mit anderen Materialien finden. Für die Archäologin ist das "ein Hinweis, dass die Steppenraute eher zu Heilzwecken und wegen ihrer psychoaktiven Wirkung verwendet wurde und nicht rein rituelle Aspekte hatte".

(SERVICE - Internet: https://doi.org/10.1038/s42003-025-08096-7)

Zusammenfassung
  • Ein österreichisch-deutsches Forscherteam hat in der antiken Oase Qurayyah im Nordwesten Saudi-Arabiens 2.700 Jahre alte Räucherutensilien entdeckt und darin erstmals die Alkaloide der psychoaktiven Steppenraute nachgewiesen.
  • Die Analyse zeigt, dass die Steppenraute (Peganum harmala) bereits in der Eisenzeit im häuslichen Umfeld als Heilmittel und wegen ihrer halluzinogenen Wirkung genutzt wurde, wobei die Funde aus zwei Wohnhäusern stammen.
  • Die Oase Qurayyah, die 300 Hektar groß war und durch einen Damm mit Flusswasser bewässert wurde, liefert damit den weltweit frühesten chemischen Beleg für die Verbrennung von Harmal.