Prozess um Misshandlung von Kindern und Stiefkindern in NÖ
Misshandelt worden sind laut Anklage ein Stiefsohn, eine Stieftochter sowie ein leiblicher Sohn und eine leibliche Tochter des 49-Jährigen. Der Tatzeitraum erstreckte sich demnach von 2009 bis Dezember 2023. Die minderjährigen Opfer dürften im Verhalten kontrolliert worden sein, zudem soll ihre autonome Lebensführung erheblich eingeschränkt worden sein. Die Vorwürfe reichen von körperlichen Misshandlungen und Schlägen bis hin zum Einsperren für mehrere Stunden oder über Nacht in der Waschküche und im Holzlager- oder Abstellraum.
Die 2001 geborene Stieftochter sei ebenfalls ab dem Alter von acht Jahren in einem Keller und Holzlagerraum eingesperrt worden. "Das Kind hatte Angst im Dunklen", sagte die Staatsanwältin bei ihrem Eröffnungsvortrag. Das Mädchen erlitt demnach eine posttraumatische Belastungsstörung.
Auch die Kindesmutter und damalige Partnerin des 49-Jährigen dürfte vom Angeklagten misshandelt und teilweise über Nacht in Waschküche oder Holzlagerraum eingesperrt worden sein. Der Beschuldigte gab am Montag zu, sie zweimal geschlagen zu haben. 2017 zog die Frau mit den Kindern aus dem gemeinsamen Haus aus. Gegen die Ex-Lebensgefährtin des 49-Jährigen ist wegen Unterlassung der Verhinderung einer mit Strafe bedrohten Handlung ebenfalls ein Verfahren anhängig. Dieses wurde ausgeschieden und wird zu einem späteren Zeitpunkt geführt.
Der Angeklagte bekannte sich indes teilweise schuldig. "Ich habe kein Kind eingesperrt und kein Kind geschlagen", betonte der 49-Jährige. "Ich frage mich immer wieder selbst, warum sie das behaupten. Ich glaub, dass das Neid ist. Weil ich mein Leben im Griff habe, weil ich ein Haus habe." Jedoch: "Das Knien gebe ich zu. Sie haben zum Beispiel meinen Laptop ruiniert und nicht zugegeben, dass sie es waren. Da haben sie halt knien müssen." Damit die Kinder wüssten, "dass man sich so nicht verhält gegenüber den Eltern". Auch er sei in jungen Jahren zum Knien gezwungen worden. Das sei nicht nett gewesen, "aber es hat geholfen". Er habe sich danach "anders verhalten".
Verteidiger ortete widersprüchliche Angaben
Seitens der Opfervertretung wurde der 49-Jährige u.a. als cholerisch veranlagt bezeichnet. Der Verteidiger des Angeklagten räumte ein, dass in der Anklage ein dramatisches Bild gezeichnet werde, die Vorwürfe seien "äußerst schwerwiegend". Er ortete jedoch widersprüchliche Angaben der Zeugen.
Für zwei der Betroffenen besteht mittlerweile keine Sorgepflicht mehr. Ein 2008 geborener Sohn, dessen Anzeige den Fall ins Rollen gebracht hatte, ist bei der Großmutter untergebracht. Das jüngste Kind, die 2015 geborene Tochter des 49-Jährigen, wohnt mittlerweile bei einer Pflegefamilie.
Zusammenfassung
- Ein 49-jähriger Mann musste sich am Landesgericht Krems verantworten, weil er zwischen 2009 und Dezember 2023 seine minderjährigen Kinder und Stiefkinder im Bezirk Gmünd geschlagen und in Räumen wie Waschküche oder Holzlager eingesperrt haben soll.
- Die Anklage betrifft mehrere Opfer, darunter einen 2008 geborenen Sohn, eine 2001 geborene Stieftochter, die eine posttraumatische Belastungsstörung erlitt, sowie die 2015 geborene Tochter, die mittlerweile bei einer Pflegefamilie lebt.
- Der Angeklagte bestreitet die Misshandlungen weitgehend, räumt aber ein, seine Kinder zum Knien gezwungen zu haben, während der Verteidiger widersprüchliche Zeugenaussagen betont und die Ex-Lebensgefährtin in einem separaten Verfahren angeklagt ist.