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Prozess um beinahe tödlichen Missbrauch in Wien

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Drei Männer haben sich am Mittwoch in Wien wegen eines besonders grausamen Verbrechens vor einem Schwurgericht verantworten müssen. Die Beschuldigten im Alter von 24 bis 39 Jahren sind wegen Mordversuchs bzw. wegen Mordversuchs durch unterlassene Hilfeleistung angeklagt, weil sie eine durch Alkohol und Drogen teilweise bewusstlose Frau bei einem Missbrauch so schwer verletzt haben sollen, dass diese fast verblutet wäre. Die Männer bekannten sich teilweise schuldig.

Der Fall wurde bereits im Herbst 2020 gerichtlich behandelt. Doch aufgrund der schweren Verletzungen des Opfers erklärte sich das erste mit dem Fall betraute Gericht für unzuständig, die Anklage wurde daraufhin ausgeweitet. Neben sexuellen Missbrauchs einer wehrlosen Person müssen sich die Männer nun auch wegen Mordversuchs verantworten, zwei von ihnen durch Unterlassung. Ein Urteil wird am Mittwoch noch nicht gefällt. Ein weiterer Prozesstag folgt am 24. Juni.

Die Frau hatte in der Nacht auf den 12. Juni 2020 nach einer Privatparty einen der Angeklagten in einem Lokal nahe des Naschmarktes kennengelernt. Die 29-Jährige und der 24-jährige Profifußballer kannten einander vom Sehen bzw. von der Social Media-Plattform Instagram. Gemeinsam mit zwei Männern, mit denen die beiden zufällig vor dem Lokal ins Gespräch kamen, fuhren sie in eine Wohnung in Meidling. Dort kam es zu den folgenschweren Übergriffen.

Stundenlang wurde die 29-Jährige, die durch den Alkohol und die Drogen immer wieder bewusstlos wurde, missbraucht. Laut Anklage hatte die Frau eine hochgradige Mischintoxikation, sodass sie sich nicht mehr wehren konnte. "Die Frau wurde durch dieses Ereignis nachhaltig und fulminant aus ihrer Lebensbahn geworfen", sagte Staatsanwalt Sherif Selim in seinem Eröffnungsplädoyer. Obwohl sie bei den Misshandlungen so schwer verletzt wurde, dass sie sich eine stark blutende Wunde zuzog, kamen ihr die Männer nicht zu Hilfe und missbrauchten sie weiter.

Die Frau war so schwach, dass sie nicht einmal alleine nach Hause fahren konnte. Der 24-Jährige begleitete sie zwar, holte aber nicht die Rettung, sondern ließ die junge Frau einfach alleine, als er hörte, dass die Mutter der 29-Jährigen kommen wollte. "Natürlich wollte ich die Rettung rufen, aber sie hat sich so dagegen gesträubt. Sie wollte nur nach Hause", sagte der Sportler zu den Vorwürfen. Er sei selbst aufgrund der Drogen stark beeinträchtigt gewesen. Man habe "in kurzer Zeit sehr viel" Suchtgift konsumiert. "Ich stand so neben mir", sagte der 24-Jährige. "Wenn ich klar im Kopf gewesen wäre, nüchtern, dann wäre das alles nicht passiert." Er ließ über seinen Anwalt Rudolf Mayer der Privatbeteiligtenvertreterin der 29-Jährigen 10.000 Euro überreichen.

Nur eine Notoperation der laut Staatsanwalt "ausgebluteten" Frau retteten ihr das Leben. "Kurze Zeit später wäre sie gestorben", sagte der Ankläger. Die 29-Jährige wird ihr Leben lang mit den Folgen zu kämpfen haben, sowohl körperlich als auch psychisch.

Alle drei Angeklagten sind bisher unbescholten, sitzen jedoch nun in U-Haft. Sie bekannten sich des Missbrauchs schuldig. Den Vorwurf des Mordversuchs verneinten die Beschuldigten und gaben sich gegenseitig die Schuld. Der 34-Jährige, der die Verletzung mit enormer Brutalität verursacht haben soll, erklärte sich zu einer schweren Körperverletzung für schuldig. Seine DNA wurde nachweislich an tatrelevanten Objekten gefunden.

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  • Drei Männer haben sich am Mittwoch in Wien wegen eines besonders grausamen Verbrechens vor einem Schwurgericht verantworten müssen.

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