Prozess in Wels gegen Raser wegen mehrerer Mordversuche
Dem zum Tatzeitpunkt noch nicht 21-Jährigen, der in U-Haft sitzt, droht als junger Erwachsener laut Strafrecht eine Freiheitsstrafe von zehn bis zu 20 Jahren. Vorerst sind zwei Verhandlungstage anberaumt, für den 15. September ist ein Urteil geplant.
"Durch die riskante Fahrweise habe es der Angeklagte in mehreren Fällen zumindest ernstlich für möglich gehalten, dass dadurch Verkehrsunfälle verursacht werden können, bei denen zahlreiche Verkehrsteilnehmer getötet werden können - und sich billigend damit abgefunden", argumentiert die Staatsanwaltschaft. Daher sei Anklage wegen versuchten Mordes in mehreren Fällen erhoben worden.
Eine Zivilstreife hatte den in Linz lebenden Ungarn aufhalten wollen, weil er eine Sperrlinie überfahren hatte. Der Mann hielt aber nicht an, sondern stieg aufs Gas und flüchtete. Er raste mit Geschwindigkeiten von bis zu 250 km/h durch den nebeligen oberösterreichischen Zentralraum, ignorierte rote Ampeln, absolvierte "sehr gefährliche Überholvorgänge", teils über den Pannenstreifen, und krachte schließlich mit rund 160 Sachen in eine Straßensperre aus mehreren stehenden Autos. Nicht nur der Lenker und seine Beifahrerin, auch zwei Polizisten und ein anderer Verkehrsteilnehmer wurden teils schwer verletzt.
Der junge Mann hat bisher zwar zugegeben, dass er Angst gehabt habe, dass schwere oder gar tödliche Unfälle passieren könnten. Er sei aber weitergefahren, weil er befürchtete, dass er seinen Führerschein, der ihm bereits früher abgenommen worden war, noch länger nicht zurückbekommen würde und man ihm womöglich auch den Wagen abnehmen würde. Das Fahrzeug gehört dem 20-Jährigen, es war allerdings nicht zugelassen und die Kennzeichen hatte er vom Auto seiner Mutter entwendet.
Bei Festnahme über Balkon geflüchtet
Bei seiner Festnahme einige Tage nach der Tat hat sich der Mann erneut eine Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert, diesmal zu Fuß: Als die Beamten mit einer Festnahmeanordnung vor der Tür standen, flüchtete er über den Balkon, wurde aber wenig später gestellt und bald darauf in Untersuchungshaft genommen.
Zusammenfassung
- Ein 20-jähriger Autofahrer muss sich ab 11. September in Wels wegen mehrfachen versuchten Mordes verantworten, nachdem er am 31. Jänner bei einer Verfolgungsjagd mit bis zu 250 km/h mehrere Menschen verletzt haben soll.
- Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, durch seine riskante Fahrweise tödliche Unfälle billigend in Kauf genommen zu haben, wobei seine Beifahrerin, zwei Polizisten und ein weiterer Verkehrsteilnehmer teils schwer verletzt wurden.
- Dem Angeklagten, der außerdem wegen Urkundenunterdrückung und Verstößen gegen das Waffengesetz angeklagt ist, drohen als jungem Erwachsenen 10 bis 20 Jahre Haft; das Urteil wird am 15. September erwartet.