APA/LPD NÖ/DIETER HOELLER

Polizist nach Hitzetod von vier Hunden in NÖ freigesprochen

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Der Hitzetod von zwei Polizei- und zwei Privathunden in Niederösterreich hatte am Mittwoch ein gerichtliches Nachspiel. Ein Polizist musste sich am Landesgericht Korneuburg wegen Tierquälerei verantworten. Der damals angehende Diensthundeführer ging mit den Tieren joggen, danach verendeten die Hunde im Auto. Der Mann wurde rechtskräftig freigesprochen.

Der 34-Jährige, der sich nicht schuldig bekannte, sprach von einer längeren Ohnmacht. In dieser Zeit konnte er sich nicht um die Tiere - drei Malinois und ein deutscher Schäferhund - im heißen Fahrzeug kümmern.

Der Angeklagte brach am 16. August 2022 mit den vier Hunden im Bezirk Hollabrunn trotz einer Außentemperatur von 28 bis 31 Grad zu einer Laufrunde auf. Die Tiere, die allesamt einen Maulkorb trugen, sollten bewegt werden, weil der Mann und seine damalige Lebensgefährtin am Abend zu einer privaten Feier wollten. Es habe von den Nachbarn in letzter Zeit Beschwerden gegeben, dass die Hunde in ihren Zwingern laut bellen würden, erläuterte der 34-Jährige vor Richter Martin Bodner. Mit der Bewegung wären die Tiere am Abend ruhiger gewesen.

Joggingrunde abgekürzt

Um die Mittagszeit startete der in Ausbildung zum Diensthundeführer befindliche Polizist. Eigentlich war ein 40- bis 45-minütiger Lauf geplant, doch nach kurzer Zeit merkte er, dass es doch ziemlich schwül war und die Sonne durch den bedeckten Himmel durchkam. Deshalb kürzte er die Laufstrecke über einen anderen Weg ab.

Plötzlich rannten die beiden privaten Hunde in ein Maisfeld, um einen Hasen zu jagen. Als sie zurückkamen, bemerkte der Polizist, dass es dem deutschem Schäferhund nicht gut ging. "Er hat extrem stark gehechelt und den Kopf überstreckt", sagte der Angeklagte, ein Zeichen von Überhitzung. Da habe der Exekutivbeamte Panik bekommen. "Ich hab' versucht, zügig nach Hause zu kommen", sagte der 34-Jährige und brachte die Hunde wieder zurück zum Auto, den Schäferhund musste er zum Teil sogar tragen.

Mann wurde ohnmächtig

"Beim Auto hab' ich dann ein Kribbeln in den Füßen und ein Blitzen in den Augen bemerkt", sagte der Beschuldigte. So einen Zustand habe er schon früher öfter gehabt, zuletzt in einer Ordination beim Blutabnehmen, da sei er eine dreiviertel Stunde ohne Bewusstsein gewesen.

Als er daheim ankam, stieg er aus dem Auto. "Das nächste, woran ich mich erinnere ist, dass ich auf der Wiese liege und nicht weiß, wo ich bin", sagte der 34-Jährige. Mehrfach habe er versucht, aufzustehen, was ihm erst nach einiger Zeit gelungen sei. "In dem Moment hab' ich gar nicht mehr an die Hunde gedacht."

Als er sich endlich aufsetzen konnte, habe er das abgestellte Auto gesehen. "Da ist mir eingefallen, die Hunde sind noch im Auto." Er öffnete das Fahrzeug und sah die Tiere leblos im Innenraum. Da habe er laut geschrien, sei erneut zusammengebrochen. Durch den Schrei aufgeschreckt, rannte die damalige Lebensgefährtin, die ebenfalls Hundeführerin war, aus dem Haus und fand ihren Freund auf der Wiese liegend. "Sie hat mich immer wieder gefragt, was passiert sei", sagte der 34-Jährige. Da meinte er völlig aufgelöst: "Ich hab' die Hunde umgebracht."

Versuche die Tiere zu kühlen scheiterten

Das Paar versuchte noch, die Tiere mit Wasser zu kühlen und sie aus dem heißen Auto in den Zwinger zu legen, doch da war es bereits zu spät. Ein pathologischer Befund der Veterinärmedizinischen Universität ergab, dass die Hunde "mit hoher Wahrscheinlichkeit durch Überwärmung an akutem Herz-Kreislaufversagen (Hitzschlag) verendet" seien.

Allerdings vertraute sich der Polizist nur seiner Lebensgefährtin an, dass er ohnmächtig wurde. In seiner Einvernahme verschwieg er die Tatsache, weil er aufgrund eines möglichen gesundheitlichen Problems seinen Job nicht verlieren wollte. Im Verfahren wurde seine Ohnmacht aber sowohl von seiner Hausärztin als auch von seiner Lebensgefährtin bestätigt. Kurze Zeit nach dem Vorfall war der Mann nämlich erneut daheim zusammengebrochen. Mittlerweile sind alle kardiologischen Untersuchungen abgeschlossen.

Angst um Job gehabt

"Wie ich die toten Hunde gesehen hab', hab' ich gewusst, dass meine Existenz zerstört ist", sagte der Beamte, der seine Ausbildung zum Diensthundeführer abbrechen musste und mittlerweile bei der oberösterreichischen Polizei tätig ist. Zumindest im Polizeidienst zu bleiben, sei "das Letzte, was ihm geblieben ist". Er habe Angst um seinen Job und "dass mit mir irgendwas ist" gehabt. "Das Verschweigen dieses gesundheitlichen Problems war nicht geschickt", bemerkte der Richter an.

Sein Anwalt betonte, die "Hunde waren sein Ein und Alles". Auch der Tierarzt der Vierbeiner und die ehemalige Lebensgefährtin bezeichneten ihn als verantwortungsvoll. "Ich hätte niemandem mehr vertrauen können als ihm", sagte die 30-Jährige im Zeugenstand. Am Ende des vergangenen Jahres hätte der 34-Jährige seine Ausbildung abgeschlossen. "Es war eigentlich immer mein Traum, Diensthundeführer zu werden."

ribbon Zusammenfassung
  • Der Hitzetod von zwei Polizei- und zwei Privathunden in Niederösterreich hatte am Mittwoch ein gerichtliches Nachspiel.
  • Ein Polizist musste sich am Landesgericht Korneuburg wegen Tierquälerei verantworten.
  • Der damals angehende Diensthundeführer ging mit den Tieren joggen, danach verendeten die Hunde im Auto.
  • Der Mann wurde rechtskräftig freigesprochen.
  • Um die Mittagszeit startete der in Ausbildung zum Diensthundeführer befindliche Polizist.

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