PFAS-Pestizide - Niederlande prüft Verbot von 46 Produkten
Die EU ist in drei klimatisch ähnliche Zulassungszonen unterteilt. Österreich befindet sich dabei in derselben Zone wie die Niederlande, hieß es am Freitag in einer Aussendung der Umweltschutzorganisation, die schon seit längerem für ein derartiges Verbot eintritt. Laut der NGO sieht die EU-Pestizidverordnung demnach vor, dass nach einem Verbot oder einer Einschränkung in einem Mitgliedstaat einer Zone infolge auch die anderen Staaten dazu verpflichtet sind, ihre jeweiligen Zulassungen zu überprüfen.
Nationale Entscheidungen in einem Zonenstaat erhöhen damit den rechtlichen Druck auf alle Länder derselben Zone erheblich, so Global 2000. "Wenn die Niederlande PFAS-Pestizide wegen ihrer TFA-Freisetzung vom Markt nehmen, wird Österreich rechtlich kaum Spielraum haben, diese Stoffe weiter zuzulassen", lautete der Kommentar von Global-2000-Umweltchemiker Helmut Burtscher-Schaden.
Trifluoracetat ist als letztes Abbauprodukt vieler anderer PFAS ein besonderer Vertreter dieser Per- und Polyfluoralkylsubstanzen. PFAS werden auch als "Ewigkeitschemikalien" bezeichnet und weisen neben den Eigenschaften "schwer abbaubar und langlebig" zudem gesundheitsschädliche Nebenwirkungen auf. Eine Studie aus dem Jahr 2021 zeigte etwa schwere Missbildungen an Kaninchen-Föten aufgrund von TFA - und den daraus resultierenden Verdacht, dass infolge auch die Fortpflanzung beim Menschen gefährdet sei.
In Dänemark nicht mehr erlaubt
Dänemark hat im Juli 2025 als erster EU-Staat nationale Verbote für PFAS-Pestizide ausgesprochen. So wurden 23 Pflanzenschutzmitteln mit diesen Chemikalien die Genehmigung aufgrund der TFA-Belastung des Grundwassers entzogen. Laut Global 2000 sind PFAS-Pestizide hauptverantwortlich für eine derartige Verschmutzung: "Laut einer Studie des deutschen Umweltbundesamtes machen sie einen potenziellen jährlichen Anteil von 76 Prozent aus, gefolgt von TFA-Emissionen aus Regen (hauptsächlich aus fluorierten Gasen, die in Kühlsystemen verwendet werden, Anmerkung) mit 17 Prozent sowie Kläranlagen und Gülle mit jeweils 3 Prozent".
Die niederländische Behörde begründete ihr weiteres Vorgehen damit, dass wegen unterschiedlicher nationaler Kriterien und Grundwassermodellen eigene Berechnungen erforderlich seien, um die Überschreitung der gesetzlichen Grundwasserstandards festzustellen. Die Ctgb will im Interesse dieser Standards jedenfalls "so schnell wie möglich" Maßnahmen ergreifen und geht im Übrigen davon aus, "dass TFA-produzierende Wirkstoffe langfristig in Europa nicht mehr zugelassen werden".
(S E R V I C E - Mitteilung Ctgb (auf Englisch): http://shorturl.apa.at/cgi-bin/SuMgr)
Zusammenfassung
- Die niederländische Behörde Ctgb prüft aktuell 46 PFAS-Pestizide und will diese verbieten, falls das Abbauprodukt Trifluoressigsäure (TFA) die gesetzlichen Grundwasser-Grenzwerte überschreitet.
- Dänemark hat im Juli 2025 bereits 23 PFAS-Pestizide wegen TFA-Belastung des Grundwassers verboten, wobei laut einer deutschen Studie 76 Prozent der jährlichen TFA-Belastung auf PFAS-Pestizide zurückzuführen sind.
- Ein Verbot in den Niederlanden würde rechtlichen Druck auf Österreich und andere Länder derselben EU-Zulassungszone ausüben, sodass auch dort eine Überprüfung und mögliche Einschränkung der Zulassungen notwendig wäre.
