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Pandemie: Zahl der Anhänger von sektenähnlichen Gruppen steigt

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Seit Beginn der Corona-Pandemie hätten sich Verschwörungserzählungen "von einem Randphänomen" zu einem "gesellschaftlich stark präsenten Thema" entwickelt. Das bestätigt der Tätigkeitsbericht der Bundesstelle für Sektenfragen.

Die Bundesstelle für Sektenfragen hat am Mittwoch anlässlich des Ministerrats ihren Tätigkeitsbericht für das Jahr 2021 vorgelegt.

Fast 6.000 Informations- und Beratungsgespräche wurden abgewickelt, geht daraus hervor, insgesamt 275 Gemeinschaften oder Organisationen wurden thematisiert. Für 2023 wird das Budget von 400.000 auf 597.000 Euro steigen.

Von Esoterik bis Okkultismus

"Als zentrale österreichweite Anlaufstelle war die Bundesstelle mit einem breitem Spektrum von Themen und Bereichen befasst, das von religiösen und weltanschaulichen Gemeinschaften über Weltanschauungsfragen, Esoterik, Okkultismus, Satanismus, Wunderheilungen, fundamentalistische Strömungen, Angebote zur Lebenshilfe bis hin zu religiösem Extremismus reicht, heißt es in einer Aussendung zu dem Bericht.

Corona-Maßnahmen: Fehlinformationen und Fake News

Untersucht wurden für den Bericht speziell Phänomene des Protests gegen die Covid-Maßnahmen, die Bewegung QAnon mit ihrer "Deep State"-Verschwörungserzählung sowie die Rolle der Sozialen Medien bei der Verbreitung solcher Erzählungen.

Laut der Aussendung zu dem Bericht hätte sich bereits im Frühjahr 2020 gezeigt, dass sich Verschwörungserzählungen "von einem Randphänomen zu einem medial und gesellschaftlich stark präsenten Thema" entwickelt haben. "Fehlinformationen und Fake News" hätten sich insbesondere auf Sozialen Netzwerken verbreitet und sogar für Konflikte in Familien, Freundeskreisen und im beruflichen Umfeld gesorgt.

Bill Gates hat Pandemie in Auftrag gegeben?

Viele der Verschwörungserzählungen seien "in ihren Inhalten ausgesprochen extrem und irrational", so die Einschätzung der Expert:innnen dazu. Unter anderem sei behauptet worden, dass Bill Gates die Corona-Pandemie in Auftrag gegeben habe, um den Menschen mit der Impfung einen Mikrochip zu implantieren und sie so zu willenlosen Befehlsempfängern zu machen.

Zu den Kernergebnissen des Tätigkeitsberichts zählt, dass Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, nicht mit Fakten oder Tatsachen zu erreichen seien, wie es in einer Aussendung hieß.

"Weite Teile der Esoterik" sind medizinkritisch

Schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie hätten sich "weite Teile der Esoterik" medizin- und impfkritisch gezeigt. Während der Pandemie habe diese Entwicklung einen neuen Höhepunkt erreicht: Viele Menschen, die "mit dem Verweigern von Testungen und Schutzmaßnahmen auffielen", gehören der Esoterik-Szene an, so der Bericht.

Diese "kritische Haltung", die in vielen alternativmedizinischen und esoterischen Milieus herrsche, habe sich auch auf die Einstellung zur Corona-Impfung ausgewirkt, wurde betont. Deren Verweigerung sei eine logische Weiterführung dieser wissenschaftsfeindlichen Haltung.

Kultusministerin Susanne Raab (ÖVP) unterstrich anlässlich der Präsentation des Berichts die Bedeutung einer seriösen Stelle, die laufend wichtige Erkenntnisse über die wachsende Szene der Verschwörungstheoretiker sowie über Fake News sammele, dokumentiere und bewerte. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) ortete eine Radikalisierung an den gesellschaftlichen Rändern angesichts von Corona und des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.

ribbon Zusammenfassung
  • Seit Beginn der Corona-Pandemie hätten sich Verschwörungserzählungen "von einem Randphänomen" zu einem "gesellschaftlich stark präsenten Thema" entwickelt.
  • Das bestätigt der Tätigkeitsbericht der Bundesstelle für Sektenfragen.

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