Pädophiler: "Mir war nicht klar, was ich Kindern damit antue"

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Der 65-jährige Georg ist pädophil. Er befindet sich deshalb in Therapie. Mit dem PULS 4 Magazin "Exakt" hat er darüber gesprochen, wie die Behandlung funktioniert wie er heute mit seinen Neigungen umgeht. Wie der österreichische Staat mit Missbrauchstätern umgeht, kritisieren Experten scharf.

Zuerst habe er sich gedacht "das kann nicht sein", schildert der 65-jährige Georg im Interview mit dem PULS 4 Magazin "Exakt". Er war 30 Jahre alt als er bemerkte, pädophil zu sein. Er sei damals mit einer Frau zusammen gewesen, die eine Achtjährige hatte. "Ich merkte die Anziehung, die Kinder auf mich ausüben". Es habe dann etwas gedauert, bis er eingestand "Ja, das nennt man wohl Pädophilie". 

Der Deutsche hat sich Fotos und Videos mit Kindesmissbrauchsdarstellungen heruntergeladen und wurde deshalb 2005 auch verurteilt. Er bekam 10 Monate Bewährungsstrafe und musste 5.000 Euro Strafe sowie 1.800 Euro an eine Kinderhilfeeinrichtung zahlen. Selbst sei er aber nie übergriffig gegenüber Kindern geworden, betont Georg. Er habe gewusst, dass er etwas falsch gemacht und gegen Gesetze verstoßen habe, ihm sei aber nicht klar gewesen "was ich den Kindern damit antue". 

"Opferschutz beginnt mit Prävention"

Das habe er in der Therapie gelernt, in die er nach wie vor regelmäßig geht. Nicht jeder Pädophile missbraucht Kinder und nicht jeder Sexualstraftäter ist pädophil, betont der klinische Psychologe Tillmann Krüger von der Universität Hannover. Es sei aber wichtig, zu verhindern, dass aus Pädophilen Tätern werden: "Opferschutz beginnt mit Prävention", sagt Tillmann. "Es muss nicht dazu kommen". Dafür sorgen in Deutschland unter anderem die Therapie-Angebote von "Kein Täter werden". 

45.000 Österreicher mit pädophilen Neigungen

Auch in Österreich gibt es geschätzt rund 9.000 Kernpädophile und 45.000 Menschen, die zum Teil pädophile Neigungen haben. Knapp 2.000 Anzeigen gab es im Bereich Kindesmissbrauch im Jahr 2021. In Österreich arbeitet die Männerberatung unter dem Namen "Nicht Täter werden" mit Pädophilen. Aber: Das Therapieangebot sei "mangelhaft", wie Alexander Haydn von der Männerberatung sagt. Oft müssten die Täter aus eigener Tasche bezahlen und wegen der Kosten die Therapien dann ausdünnen oder ganz bleiben lassen. Das kritisiert Haydn, denn "auch Kinder haben das Recht, in Sicherheit zu leben". 

Strafen "sinnlos"

Der klinische Sexologe Wolfgang Kostenwein arbeitet ebenfalls mit Pädophilen: Die meisten würden erst zu ihm kommen, wenn sie bereits verurteilt wurden. Das würde auch daran liegen, dass sie hören, Pädophilie sei unheilbar. Die Dynamik, die Neigung würde immer bleiben, bestätigt Kostenwein, aber man könne daran arbeiten, dass das für die Person "nicht mehr bedeutsam" sei.

Der klinische Sexologe Wolfgang Kostenwein spricht im PULS 4 Magazin "Exakt" über Therapie für Pädophile.

Höhere Strafen, wie nun von der Regierung angekündigt, seien hingegen "leider sinnlos". Die Menschen hätten "keine kriminelle Energie, sondern sexuelle Energie". 

Georg jedenfalls sagt, dass er seine Neigung heute beherrschen könne: "Dann muss einfach auch der erwachsene Verstand dabei sein", sagt er. Es sei eine Neigung, ein Gefühl, aber am Ende entscheide "der Mensch, ob die Gefühle in die Tat umgesetzt werden". 

ribbon Zusammenfassung
  • Der 65-jährige Georg ist pädophil. Er befindet sich deshalb in Therapie.
  • Mit dem PULS 4 Magazin "Exakt" hat er darüber gesprochen, wie die Behandlung funktioniert wie er heute mit seinen Neigungen umgeht.
  • Wie der österreichische Staat mit Missbrauchstätern umgeht, kritisieren Experten scharf.

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