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"Operation Achilles": Balkan-Mafia wütet auch in Wien

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Im Rahmen der "Operation Achilles" ermitteln österreichische Kriminalisten seit knapp zwei Jahren gegen Balkan-Clans. Es geht um Drogen, Auftragsmorde, Knochenbrüche und abgetrennte Gliedmaßen. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass das auch mitten in Wien passiert.

Vom "größten Komplex", den es in Österreich je gegeben hat, spricht Daniel Lichtenegger, Leiter des Büros zur Bekämpfung der Suchtmittelkriminalität im Bundeskriminalamt (BK). Alles begann im März 2021, als sich das amerikanische FBI beim BK meldete. Die US-Behörden hatten es geschafft, Chats aus den Krypto-Messengerdiensten "Anom" und "Sky ECC" zu entschlüsseln. Die Ermittler konnten so mitlesen, wie sich kriminelle Banden und Mafia-Clans aus dem Balkan unterhielten. Viele davon sind auch in Wien tätig.

Als "Fluch und Segen zugleich", bezeichnet Lichtenegger die so gesammelte Datenmenge. Rund 15 Ermittler beschäftigen sich im BK mit der sogenannten "Operation Achilles". Man werde noch "10 Jahre brauchen", um wirklich alles auszuwerten, schilderte er dem "Ö1 Morgenjournal". Der Fokus liege derzeit auf serbisch-montenegrinischen Clans, insgesamt gehe es aber um rund 50 Syndikate mit über 10.000 möglichen Tatverdächtigen. 

200 Jahre Haft

Ihnen werden vor allem Drogenhandel, aber auch Folter, Missbrauch, Auftragsmorde und Morde vorgeworfen. Allein in Österreich wurden gegen mehrere Täter Haftstrafen von mittlerweile insgesamt über 200 Jahren verhängt. Bei einer weltweiten Razzia im März 2022 - bekannt unter dem Namen "Trojan Shield"wurden allein in Österreich 50 Kilogramm Kokain, 33 Kilogramm Heroin, 667 Kilogramm Cannabis, 22.000 Cannabispflanzen und 0,6 Kilogramm synthetisches Suchtgift sichergestellt. Dazu beschlagnahmten die Ermittler 51 Schusswaffen, mehr als 1.000 Patronen sowie rund eine Million Euro Bargeld.

Laut Lichtenegger würden die Mafia-Clans Wien gerne als "Rückzugsort" nutzen. Er könne aber "nicht auszuschließen", dass es auch in Wien zu Morden, Knochenbrüchen und der Entfernung von Gliedmaßen komme. Sogar an etwaige Bombenattentate müsse man denken. Die Clans würden so etwa mit Konkurrenten oder jemandem umgehen, den sie beschuldigen, Geld oder Drogen gestohlen zu haben. Lichtenegger sagte zu "Ö1", dass in Wien sogar ein Bombenattentat geplant gewesen wäre, das aber gescheitert ist.

Wien wieder unattraktiv machen

Lichtenegger wolle Wien für diese Clans wieder "unattraktiv" machen und setzt sich für hohe Strafen ein. So sitzt einer der Hauptverdächtigen - ein 24-jähriger Mann mit dem Spitznamen "Dexter" - in Wien bereits im Gefängnis. Er wurde wegen schweren Raubs zu elf Jahren Haft verurteilt. Laut Lichtenegger agierte er in Wien als eine Art "Statthalter". Dem Angehörigen des "Kavac"-Clans sollen auch acht Morde bzw. Mordaufträge zur Last gelegt werden. In Serbien saß er deshalb auch schon.

Sein Anwalt, Werner Tomanek, will gegen die Haft allerdings Nichtigkeitsbeschwerde einbringen - die Software, mit der die Chats mitgelesen wurden, sei illegal, sagte er "Ö1". Lichtenegger sieht das anders: Es gehe auch um die Sicherheit für die Zivilbevölkerung. Die Ermittlungen jedenfalls gehen weiter. Fall für Fall werde abgearbeitet.

ribbon Zusammenfassung
  • Im Rahmen der "Operation Achilles" ermitteln österreichische Kriminalisten seit knapp zwei Jahren gegen Balkan-Clans.
  • Es geht um Drogen, Auftragsmorde, Knochenbrüche und abgetrennte Gliedmaßen.
  • Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass das auch mitten in Wien passiert.

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