APA/dpa/Caroline Seidel

OÖ: Täglich eine Corona-positive Gebärende

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Auch in Oberösterreichs Geburtenstation prägt Corona den Alltag. Durchschnittlich werde pro Tag eine Gebärende positiv auf Corona getestet. Das habe Auswirkungen auf die Geburt und die Tage danach.

Während in den Spitälern auf vielen Stationen Operationen und geplante Behandlungen abgesagt werden müssen, herrscht auf Geburtenstationen reger Betrieb - allerdings fernab jeden Alltags. "Momentan haben wir im Durchschnitt fast jeden Tag eine positiv getestete Gebärende", schildert eine Assistenzärztin (Name der Redaktion bekannt) eines oberösterreichischen Krankenhauses im APA-Gespräch.

"Stimmung dramatischer als im letzten Herbst"

Kommt eine Frau mit Wehen oder einem Blasensprung ins Krankenhaus, wird ein PCR-Schnelltest gemacht. Davon würden an manchen Tagen drei bis vier Tests positiv ausfallen, berichtet die Ärztin. Viele der Frauen hätten zwar eine asymptomatische Corona-Infektion. Aber: Die Inzidenz korreliere mit jener in der Gesamtbevölkerung und gehe daher deutlich nach oben. "Die Stimmung fühlt sich dramatischer an als im letzten Herbst. "

Ist der Abstrich der Mutter Corona-positiv, hat das weitreichende Auswirkungen für die Geburt: Der Vater darf in diesem Fall nicht mit in den Kreißsaal. Begleitet wird die Frau durchgehend von einer Hebamme - in voller Schutzausrüstung. Das bedeutet: Mantel, Schürze, zwei Paar Handschuhe, FFP3-Maske, Brille und Haube. Damit sich die Hebammen zwischendurch erholen können, wechseln sie sich etwa alle ein bis zwei Stunden ab.

Nach der Geburt wird das Nabelschnurblut des Kindes untersucht - die Kinder seien im Normalfall wohlauf. Allerdings müsse eine Infektion auch in weiterer Folge verhindert werden, weshalb die Mutter beim Stillen und auch sonst in der Nähe des Neugeborenen einen Mund-Nasen-Schutz tragen soll.

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Eigene Geburtenstation für Corona-positive Mütter

Für Corona-positive Mütter wurde eine Geburtenstation bereits zur Corona-Geburtenstation umgewandelt: Die Frauen und ihre neugeborenen Kinder bekommen nach Möglichkeit ein Einzelzimmer. Dort ist dann eine Schwester in Schutzkleidung tätig, die einen Teil der Schutzausrüstung auch zwischen den einzelnen Corona-Patienten wechseln muss. Wenngleich viele frisch gebackene Mütter mit nachgewiesener Corona-Infektion einen asymptomatischen Verlauf hätten, gebe es, so die Ärztin, immer wieder auch Schwangere, die noch vor der Geburt mit schweren Covid-Verläufen zu kämpfen hätten. Diese würden insbesondere unter Atemnot leiden, unabhängig von der Schwangerschaftswoche. In Zusammenhang mit der Impfung sei hingegen ihres Wissens nach noch keine Schwangere behandelt worden.

Dass eine Impfung zu einer geringeren Fruchtbarkeit führe sei zudem "definitiv zu verneinen". Eine Covid-Erkrankung hingegen könne sich sehr wohl auf die Fruchtbarkeit auswirken: Insbesondere die Spermienqualität bei Männern könne bei schweren Infektionen beeinträchtigt sein. Die angehende Gynäkologin appelliert an alle, sich impfen zu lassen. "Wir sind seit fast zwei Jahren fernab der Normalität des Krankenhausalltags. Es würde jeder gerne wieder einen normalen Arbeitsalltag erleben."

ribbon Zusammenfassung
  • "Momentan haben wir im Durchschnitt fast jeden Tag eine positiv getestete Gebärende", schildert eine Assistenzärztin eines oberösterreichischen Krankenhauses im APA-Gespräch.
  • "Die Stimmung fühlt sich dramatischer an als im letzten Herbst. "
  • Begleitet wird die Frau durchgehend von einer Hebamme - in voller Schutzausrüstung.
  • Nach der Geburt wird das Nabelschnurblut des Kindes untersucht - die Kinder seien im Normalfall wohlauf.

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