Österreicher mit Sicherheit zufrieden, aber pessimistisch
55 Prozent gaben an, dass sich die Sicherheitslage hierzulande seit 2020 in eine falsche Richtung entwickle. Trotzdem: Das Sicherheitsgefühl sei im internationalen Vergleich "extrem hoch", bekräftigten VSÖ-Sprecher gegenüber Journalisten. Immerhin 84 Prozent schätzen Österreich als sicheres Land ein. Die größten Bedenken zeigen die Wiener - 25 Prozent fühlen sich in der Bundeshauptstadt "eher nicht" oder "überhaupt nicht sicher".
Durch alle Altersgruppen hinweg schneidet die Polizei als der mit Abstand wichtigste Sicherheitsgarant ab, 79 Prozent erachten die Gesetzeshüter als wesentlichen Sicherheitsfaktor. Dem folgen Zivilcourage (45 Prozent), Gesetze (42 Prozent) sowie Überwachungstechnologien im öffentlichen Raum (41 Prozent). Wenig überzeugt aber das Bundesheer. Mit 23 Prozent fällt es zusammen mit privaten Sicherheitsdienstleistern und Wachdiensten bei der Frage nach wesentlichen Sicherheitsfaktoren im Land deutlich ab.
Nach Graz: VSÖ will mehr Strenge bei Waffen
Vor dem Hintergrund des Amoklaufs in Graz plädiert der VSÖ für mehr Sicherheitsmaßnahmen an Schulen. Allerdings will Martin Wiesinger, Vorsitzender der VSÖ-Fachgruppe Sicherheitsdienstleister, keine "Festungen" oder Regelungen wie in den USA: "Wir leben in einem sehr sicheren Land und wir sollten keine Maßnahmen einführen, die über das Ziel hinausschießen, so tragisch der jetzige Vorfall auch sein mag."
Auch wurde auf die Durchsetzung einer VSÖ-Richtlinie zur Waffenaufbewahrung gepocht. "Wir sehen seit der Pandemie eine Zunahme im privaten Waffenbesitz", sagt Fachgruppenvorsitzender Herbert Maté. Gleichzeitig sei aber ein "besorgniserregend schlechter" Umgang bei der Aufbewahrung der Waffen wahrzunehmen.
Das beschäftigt die Generationen
Besonders zwischen den Altersgruppen zeigt die Studie Unterschiede beim Sicherheitsempfinden: Sind bei den 16- bis 29-Jährigen Terrorattacken (34 Prozent) und politischer Extremismus (28 Prozent) die größten Bedrohungsszenarien, sorgen sich die 65- bis 75-Jährigen am meisten um Einbrüche (37 Prozent) und generelle Bereitschaft zu Gewalt (43 Prozent). Beim Blick auf Bedrohungen "der nächsten Jahre" steigt bei Senioren die Sorge vor Gewaltbereitschaft sogar auf 52 Prozent. Bei den jüngsten Befragten ist wiederum mit 42 Prozent Cyberkriminalität die größte Zukunftssorge.
Sowohl das Vertrauen in die Arbeit der Polizei sowie in Sicherheitsvorkehrungen an öffentlichen Veranstaltungen fällt mit jeweils 77 Prozent und 84 Prozent hoch aus. In beiden Fällen ist es bei Menschen mit Matura sowie in der Altersgruppe 65 bis 79 überdurchschnittlich hoch. Bei den 16- bis 29-Jährigen wiederum verdrängt das Gesetz mit 52 Prozent die Zivilcourage vom zweiten Platz der wichtigsten Sicherheitsfaktoren.
Für weniger als ein Fünftel der Befragten zählen sexuelle Übergriffe zu den drei größten Bedrohungen der persönlichen Sicherheit; bei Frauen (22 Prozent) und der Gruppe 16 bis 29 Jahre (33 Prozent) ist diese Sorge aber deutlich größer.
Was tun Österreicher gegen Einbrüche?
Österreicher dürften sich in den eigenen vier Wänden grundlegend geschützt fühlen. 94 Prozent empfinden das private Umfeld als sicher, wobei für 70 Prozent dieses Gefühl in den vergangenen fünf Jahren "gleich geblieben" ist. Der Großteil der Privatpersonen ohne Sicherheitssystem sieht zudem keinen Grund für eine Anschaffung - nur fünf Prozent planen "sehr wahrscheinlich" einen baldigen Kauf. Allerdings möchte sich laut Studie fast ein Fünftel in den nächsten zwei Jahren eine Sicherheitskamera besorgen, bei Unter-29-Jährigen sogar mehr als ein Viertel.
Für den Schutz gegen Einbrüche finden der Studie zufolge 83 Prozent elektronische Sicherheitssysteme vertrauenswürdig, 86 Prozent vertrauen auch mechatronischen Varianten, also etwa Kombinationen aus mechanischen Schlössern und elektrischen Komponenten. Über ein Viertel der Österreicher besitzt außerdem einen Tresor.
Zusammenfassung
- Laut einer VSÖ-Studie empfinden 84 Prozent der Bevölkerung Österreich als sicheres Land, obwohl 55 Prozent eine Verschlechterung der Sicherheitslage seit 2020 sehen.
- Die Polizei gilt mit 79 Prozent als wichtigster Sicherheitsfaktor, während das Vertrauen in Bundesheer und private Sicherheitsdienste mit 23 Prozent deutlich geringer ausfällt.
- 94 Prozent fühlen sich in den eigenen vier Wänden sicher, doch fast ein Fünftel plant innerhalb von zwei Jahren die Anschaffung einer Sicherheitskamera.