APA/HERBERT NEUBAUER

"Project Edelweiss"

Mit Nazi-Uniformen auf Schweizer Berg: Wer steckt dahinter?

23. Juli 2025 · Lesedauer 3 min

Die Wanderung einer Gruppe, die in Nazi-Uniformen in den Schweizer Alpen unterwegs war, sorgte für Befremden. Sie selbst beruft sich auf "Reenactment" und gibt sich zumindest offiziell "apolitisch".

Die Wandergruppe, die vergangenes Wochenende in den westlichen Berner Alpen mit Naziuniformen auf Wandertour ging, nennt sich "Project Edelweiss". 

Österreicher darunter?

"Die Gruppe bestand aus rund 25 Personen aus verschiedenen europäischen Ländern, darunter auch der Schweiz, sowie aus Übersee", bestätigte Michelle Egger, Mediensprecherin der Kantonspolizei Bern, auf PULS 24 Anfrage. 

Genauere Informationen zur Herkunft der Gruppenmitglieder und ob darunter auch österreichische Staatsbürger sind, will die Schweizer Polizei "aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes" nicht mitteilen.

Wie aber auf der Website der Gruppe ersichtlich ist, sollen Menschen aus über 18 Ländern an dem "Projekt" beteiligt sein. Eine Auflistung von Fahnen soll wohl zeigen, woher die Teilnehmer:innen kommen: Österreich ist darunter nicht zu finden, dafür aber unter anderem Deutschland, Großbritannien, Russland und sogar Japan. 

Naziuniformen auf Schweizer BergScreenshot

"Nachbildung von historischen Ereignissen"

Das "Project Edelweiss" will "eine Hochgebirgsunterweisung österreichischer und deutscher Gebirgsjäger" nachstellen. Die englischsprachige Website verweist auf "Reenactment" - also eine möglichst authentische Nachbildung bzw. Nachspielen von historischen Ereignissen.

Die Gebirgsjäger waren spezialisierte Infanterieeinheiten der Wehrmacht, die für den Kampf im Gebirge ausgebildet und ausgerüstet wurden. Einheiten der Gebirgsjäger waren an Kriegsverbrechen und Massakern an Zivilist:innen beteiligt. Die 1. Gebirgsdivision war auch als "Edelweiss-Division" bekannt. 

"Apolitisch"

Auf ihrer Website bezeichnet sich die Gruppe als "apolitisch". Wer mitmachen wolle, müsse in guter körperlicher Verfassung sein und einen "apolitischen Ansatz" verfolgen. Politische Überlegungen seien nicht erwünscht.

Konkret dürfen die Bewerber nicht "Mitglied einer extremistischen oder rechts- oder linksextremistischen Organisation sein oder sich an einer solchen beteiligen". Eine besondere Voraussetzung sei vor allem, dass die Teilnehmer:innen niemals ein Foto oder einen Text im Internet veröffentlicht haben, der "einen ähnlichen Sachverhalt darstellt".

Ob die Gruppe tatsächlich apolitisch ist oder ob man damit gesetzliche Schwierigkeiten vermeiden will, ist unklar.

Keine Konsequenzen

In der Schweiz hatte die bizarre Wanderung keine Konsequenzen für die Gruppe. Dort ist das Tragen oder Zeigen von Nazi-Symbolen bislang nicht verboten. Das könnte ein Grund dafür sein, dass die Gruppe dieses Land für die Wanderung wählte. Denn in der Schweiz waren deutsche bzw. österreichische Gebirgsjäger nie im Einsatz.

In Österreich sieht es schon ganz anders aus: Durch das Verbotsgesetz ist das öffentliche Tragen, Zeigen, zur Schau stellen und Verbreiten von nationalsozialistischen Symbolen verboten und strafbar.

Wer solche Symbole zeigt, muss mit Strafen bis zu 10.000 Euro rechnen. Im Wiederholungsfall drohen sogar 20.000 Euro Strafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu sechs Wochen.

Video - Hitlergruß und Naziparolen: Prozess in Wels

Zusammenfassung
  • Die Wanderung einer Gruppe, die in Naziuniformen in den Schweizer Alpen unterwegs war, sorgte für Stirnrunzeln.
  • Doch wer ist die Gruppe?