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Öffnungen in Vorarlberg: Vom Corona-Sorgenkind zum Vorzeige-Bundesland

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Im November lag die Sieben-Tages-Inzidenz in Vorarlberg noch bei 700, man stand kurz vor einer Triage. Nirgendwo sonst in Österreich waren die Zahlen so hoch. Am Sonntag lag man bei 67,5.

Dass Vorarlberg in Sachen Corona-Öffnung eine "Erkenntnisregion für ganz Österreich" (Grünen-Chef Werner Kogler) werden könnte, schien vor wenigen Monaten noch ausgeschlossen. Im November war Vorarlberg mit Sieben-Tages-Inzidenzen jenseits der Marke von 700 österreichweites Schlusslicht, in den Spitälern wurde eine Triage nicht mehr ausgeschlossen. Doch kam es nicht soweit. Vor allem seit dem Dreikönigstag verbesserten sich die Zahlen schrittweise und nachhaltig.

Am 13. Jänner verzeichnete Vorarlberg den bisher letzten Tag mit über 100 Corona-Neuinfektionen - genau waren es 132. Der höchste Wert zwischen 23. Jänner und 3. März betrug 70. In den vergangenen Tagen nahm die Zahl der Neuinfektionen wieder zu, doch nicht dramatisch. Die Sieben-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner lag auch in den vergangenen Tagen stetig in den 70ern (am Sonntag bei 67,5), der Österreich-Durchschnitt hingegen wieder über 200. Ebenso unterscheiden sich die Zahlen in den Vorarlberger Spitälern signifikant von jenen in Krankenhäusern anderer Bundesländer: Am Sonntag benötigten gerade einmal 15 Corona-Patienten eine stationäre Behandlung, davon lagen zwei auf der Intensivstation.

Test-System und Contact Tracing neu aufgestellt

Was aber bewirkte den Umschwung? So genau weiß das niemand, zuletzt räumte das selbst Grünen-Klubobmann Daniel Zadra im Landtag ein. Seine Hausaufgaben hat das Land aber gemacht: Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurden das Test-System und das Contact Tracing nachgeschärft und neu aufgestellt. Noch weiter reichende Pläne in der Kontakt-Nachverfolgung wurden kürzlich als zu logistisch zu aufwendig verworfen, man will mit dem Bestehenden auskommen. Früher als andere Bundesländer hat Vorarlberg Schritte in der Digitalisierung dieser Prozesse gesetzt.

1. Fall der Briten-Mutation erst im Februar

Hilfreich war mit Sicherheit ebenfalls, dass die infektiösere britische Mutante vergleichsweise spät im Bundesland ankam. Erst am 1. Februar wurde die erste Mutation in Vorarlberg bestätigt. Zwar hat sich die britische Variante anschließend auch in Vorarlberg breitgemacht, der Anteil der britischen Mutante an den Neuinfektionen liegt aber weiter deutlich unter denen der anderen Bundesländern. Am Freitag meldete die Landessanitätsdirektion 263 Fälle der britischen Variante, und sechs der südafrikanischen. Der Anteil der Varianten liege bei 25 bis 30 Prozent, hieß es.

"Insel-Status"

Und dann ist da noch die geografische Lage: Die Landesgrenze zu den Nachbarn - Tirol, Deutschland, Schweiz, Liechtenstein - wurde aufgrund diverser Beschränkungen nur von vergleichsweise wenigen Menschen passiert. Auch dieser "Insel-Status" half, die Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Manche Kommentatoren sind der Ansicht, dass sei der entscheidende Punkt überhaupt gewesen.

Weit beim Impfen

Vergleichsweise weit ist Vorarlberg auch beim Impfen. Aktuell sind in Vorarlberg 47.340 Personen immunisiert, davon haben 15.339 auch schon die Zweitimpfung erhalten. Hinsichtlich der Erstimpfung sind damit 14,3 Prozent der 332.061 Vorarlberger "Impfberechtigten" geimpft worden.

Sicher: Zahlen werden steigen

Illusionen macht man sich in Vorarlberg aber keine: Mit den Öffnungsschritten werden die Infektionszahlen steigen. Gibt es einen Zeitpunkt, an dem der Modellversuch abgebrochen würde? Ja, sagt dazu Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP). Eine diesbezügliche Inzidenz-Zahl will er aber nicht nennen. Es gebe mehrere Faktoren, die es zu berücksichtigen gelte. Es werde nach der Öffnung drei bis vier Wochen dauern, um die Auswirkungen tatsächlich festmachen zu können. Vielmehr spricht er von einem Versuch, "bei steigenden Zahlen einen Öffnungsschritt zu setzen und nicht von einem Lockdown in den nächsten zu stolpern".

Seit Montag dürfen die Gastronomie-Betriebe in Vorarlberg wieder aufsperren. Das Angebot nehmen die Wirte aber nur zögerlich an. Bei einer Sperrstunde um 20 Uhr, verpflichtendem Mindestabstand und kaltem Wetter, deshalb auch ohne Gastgartenbetrieb, rentiert sich das Aufsperren für Viele nicht. Mehr Infos: 


 

ribbon Zusammenfassung
  • Im November war Vorarlberg mit Sieben-Tages-Inzidenzen jenseits der Marke von 700 österreichweites Schlusslicht, in den Spitälern wurde eine Triage nicht mehr ausgeschlossen.
  • Am 13. Jänner verzeichnete Vorarlberg den bisher letzten Tag mit über 100 Corona-Neuinfektionen - genau waren es 132. Der höchste Wert zwischen 23. Jänner und 3. März betrug 70.
  • Was aber bewirkte den Umschwung? So genau weiß das niemand, zuletzt räumte das selbst Grünen-Klubobmann Daniel Zadra im Landtag ein.
  • Seine Hausaufgaben hat das Land aber gemacht: Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurden das Test-System und das Contact Tracing nachgeschärft und neu aufgestellt.
  • Früher als andere Bundesländer hat Vorarlberg Schritte in der Digitalisierung dieser Prozesse gesetzt.
  • Hilfreich war mit Sicherheit ebenfalls, dass die infektiösere britische Mutante vergleichsweise spät im Bundesland ankam. Erst am 1. Februar wurde die erste Mutation in Vorarlberg bestätigt.

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