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ÖAMTC fordert freien Zugang zu Auto-Daten für Pannenhilfe

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Für Fehlerdiagnosen im Rahmen der Pannenhilfe bei Kfz braucht es Daten, die per On-Board-Diagnose digital ausgelesen werden. Genau diesen Zugriff beschränken Kfz-Hersteller immer stärker durch kostenpflichtige Zusatzschlüssel und ignorieren damit ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), kritisiert der ÖAMTC. "Damit nicht wieder die Konsumentinnen und Konsumenten draufzahlen, muss die EU dringend handeln", forderte ÖAMTC-Direktor Oliver Schmerold am Dienstag.

In der Praxis werden die Diagnosen häufig im Rahmen der mobilen und stationären Pannenhilfe durchgeführt. Immerhin über 1,3 Millionen Mal jährlich wird dieses Angebot von ÖAMTC-Mitgliedern in Anspruch genommen - 40 Prozent dieser Pannen werden durch den Einsatz von Diagnosewerkzeugen behoben, hieß es bei einer Pressekonferenz in Wien. Immer öfter sei nun allerdings der Datenzugriff über einen elektronischen Zugangsschlüssel, der vom Hersteller kostenpflichtig anzufordern ist, beschränkt.

"Bei schlechter oder fehlender Netzabdeckung funktioniert das nicht und wir sind gezwungen, eine Abschleppung durchzuführen. Das betrifft ganz alltägliche Pannenfälle, wie den Tausch einer defekten Batterie, das Aufheben der Startsperre nach Auffüllen eines leer gefahrenen AdBlue-Tanks oder das Abpumpen von falsch getanktem Kraftstoff", sagte Harald Feichtinger, stellvertretender Leiter im mobilen Dienst der ÖAMTC-Pannenhilfe. Manchmal müsse das Fahrzeug nur aus einer Garage hinaus zu einem Ort mit Mobilfunkabdeckung gestellt werden.

Es fehle eine EU-weite, konsumentenfreundliche Regelung für Daten aus dem Auto. "Der EU Data Act, der im Herbst 2025 in Kraft tritt, besagt ganz grundsätzlich, dass das Bündeln von Datendiensten an Produkte nicht erlaubt ist", so Schmerold. Für das Spezialthema Automobil brauche es aber zudem eine sogenannte sektorspezifische Regelung. Eine solche sei schon auf dem Weg zur Veröffentlichung gewesen, aber im Dezember vergangenen Jahres nach Intervention der Autohersteller gestoppt worden, ergänzte Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung.

Ein EuGH-Urteil vom 5. Oktober 2023 untersage es den Herstellern zudem, den freien Zugang im Zuge von Wartungs- und Reparaturarbeiten zu beschränken. Jenes werde aber von den Herstellern bewusst ignoriert, wie Wiesinger erklärte: "Sie haben die EU-Kommission sogar dazu gebracht, dass sie jetzt an einem Vorschlag arbeitet, per Änderung der Typengenehmigung den Sinn des Urteils ins Gegenteil zu verkehren. Die illegale Praxis soll legalisiert werden - das ist wirklich dreist und einmalig in der Geschichte der EU-Rechtsetzung."

Letztendlich würden die Kosten durch die Erteilung von Zugangsschlüsseln bei den Fahrerinnen und Fahrern immer höher werden. Aktuell koste der Zugang für ein Jahresabonnement für ein Diagnosegerät bei einem Kfz-Hersteller den Automobilclub rund 3.000 bis 5.000 Euro - bei vielen im Einsatz befindlichen Geräten und der aktuellen Entwicklung nur eine Frage der Zeit, bis man die Kosten an Mitglieder weitergeben müsse, ergänzte Schmerold gegenüber der APA.

Deswegen informiert der ÖAMTC seit Montag im Rahmen einer Mitgliederaktion bei jeder Pannenhilfe und an allen Stützpunkten über die drohenden Konsequenzen und präsentiert dort die Möglichkeit, eine Meinung in einem Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kundzutun. "Es geht dabei wirklich um dass Interesse der Konsumentinnen und Konsumenten, auch in Zukunft eine sichere Pannenhilfe kostengünstig in der entsprechenden Zeit und mit entsprechender Erfolgswahrscheinlichkeit zu ermöglichen", sagte Schmerold.

(S E R V I C E - Brief an EU-Kommissionspräsidentin sowie Hintergrundinfos: www.oeamtc.at/datenausdemauto)

ribbon Zusammenfassung
  • Der ÖAMTC kritisiert die zunehmende Einschränkung des Zugangs zu Kfz-Daten durch Hersteller, die spezielle kostenpflichtige Schlüssel verlangen, was jährlich über 1,3 Millionen Pannenhilfeeinsätze erschwert.
  • Ein EuGH-Urteil vom 5. Oktober 2023, das den freien Zugang zu Auto-Daten vorschreibt, wird von den Herstellern ignoriert, was die EU veranlasst hat, an einer Änderung der Typengenehmigung zu arbeiten, die das Urteil umkehren könnte.
  • Der ÖAMTC warnt, dass die Kosten für den Zugang zu Diagnosedaten, die derzeit zwischen 3.000 und 5.000 Euro pro Jahr betragen, bald an die Mitglieder weitergegeben werden könnten.

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