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Salzburg

Nach Tod eines Mannes auf Spitalsparkplatz: Fall wird geprüft

Heute, 14:14 · Lesedauer 5 min

Der Fall eines Patienten, der am 13. Oktober 2025 auf dem Besucherparkplatz des Tauernklinikums Zell am See einen Herzstillstand erlitten hat und gestorben ist, wird nun genau beleuchtet.

Das Spital will die Vorgabe für Notfälle evaluieren. Laut Rotem Kreuz habe "eine Verkettung unglücklicher Umstände" dazu geführt, dass ein Rettungswagen zunächst zum Krankenhaus Schwarzach im Pongau fuhr und das Rote Kreuz schließlich elf Minuten nach dem Erstanruf beim Patienten eintraf.

Laut einem aktuellen Bericht der "Salzburger Nachrichten" (SN) durften die Ärzte gemäß einer Vorgabe das Krankenhausgebäude nicht verlassen, um zu helfen. 

Erst nach gut 15 Minuten sei der Mann reanimiert worden, allerdings vergeblich. Das Tauernklinikum will nun die Spitalsvorgaben für Notfälle außerhalb des Krankenhauses evaluieren, die Gesetzeslage auf diesen konkreten Fall hin genau prüfen und gegebenenfalls die Richtlinie präzisieren, wie Geschäftsführerin Silke Göttl am Donnerstag gegenüber ORF Salzburg ankündigte.

Kurzwahlnummer für Krankentransporte anstatt des Notrufes gewählt

Dem SN-Bericht zufolge wurde der betagte und schwer kranke Mann von seiner Frau zu einem Termin in der Ambulanz ins Spital gefahren. Am Parkplatz verschlechterte sich aber sein Zustand. 

Die Frau eilte zum Portier und sagte, dass es ihrem Mann nicht gut gehe und er einen Arzt brauche. Der Portier fragte die Frau zunächst noch, ob sie einen Rollstuhl benötige, um ihren Mann ins Gebäude zu bringen. Als sie auf einem Arzt bestand, alarmierte der Portier umgehend das Rote Kreuz und meldete einen Notfall. Dabei handelte er gemäß einer internen Richtlinie zu Notfällen in unmittelbarer Nähe des Krankenhauses - eine Vorgehensweise, die er sich auch noch von der diensthabenden Anästhesistin bestätigen ließ.

Der Leiter des Rettungsdienstes, Landesrettungskommandant Stefan Herbst, erläuterte am Donnerstag in einem schriftlichen Statement, das der APA vorliegt, warum das Rote Kreuz nicht sogleich beim Tauernklinikum eingetroffen ist, obwohl sich die Bezirksstelle des Roten Kreuzes mit der Garage für die Einsatzfahrzeuge im selben Gebäudekomplex befindet.

 "Es handelt sich um eine Verkettung von unglücklichen Umständen, beginnend mit der Verwendung der Kurzwahlnummer für Krankentransporte, anstatt des Notrufes. Täglich werden von den Krankenhäusern über die vorgesehene Kurzwahlnummer über 200 Krankentransporte angefordert und durchgeführt. Bei diesen Anrufen handelt es sich nie um Notfälle. Bei dem konkreten Anruf kam es zu keiner Abfrage der genauen Örtlichkeit, entgegen dem standardisierten Abfrageprozess. Den Angehörigen sprechen wir unser aufrichtiges Mitgefühl aus."

Rettungswagen irrtümlicherweise nach Schwarzach beordert

Der Sachverhaltsdarstellung des Roten Kreuzes zufolge ist am 13. Oktober um 7.57 Uhr der Anruf vom Krankenhaus Zell am See über eine, für Krankentransporte vorgesehene Kurzwahlnummer, eingegangen. "Dieser Anruf wurde von einer für die Einteilung von Krankentransporten zuständigen Mitarbeiterin entgegengenommen. Der Portier meldete, dass ein Rettungswagen rasch am Parkplatz des Tauernklinikums benötigt würde. Der Einsatz wurde um 7.57 Uhr disponiert und als Einsatzort das KH Schwarzach erfasst. Nach vier Minuten war der Rettungswagen vor Ort und hat keinen Patienten vorgefunden."

Nach Rückruf der Rettungsleitstelle um 8.03 Uhr bei der Anrufnummer habe sich herausgestellt, dass die Adresse beim Aufnehmen an der Krankentransportnummer, abweichend vom Standardprozess, nicht verifiziert wurde. "Nach diesem Telefonat wurde ein Rettungswagen zum Parkplatz 1 des Krankenhauses Zell am See entsendet. Um 8.08 Uhr ist der Rettungswagen am Krankenhaus-Parkplatz, elf Minuten nach dem Erstanruf, eingetroffen. Das Krankenhauspersonal ist kurz danach zum Einsatzort gekommen."

Start der Reanimation gut 15 Minuten nach Notruf

In der Zwischenzeit war eine Kollegin des Portiers auf den Parkplatz gegangen und hat ihrem Kollegen mitgeteilt, dass es dem Patienten mittlerweile sehr schlecht gehe. Wie die SN berichtete, löste der Portier entgegen den Vorgaben den hausinternen Notfallalarm aus, da das Rote Kreuz noch nicht eingetroffen war. 

Das passierte etwa zwölf Minuten nach dem Notruf. Zwei Ärzte und Pfleger waren dann mit der Notfallausrüstung schnell beim Patienten, auch das Rote Kreuz mit dem Notarzt traf zeitgleich ein. Gut eine Viertelstunde, nachdem die Frau des Patienten Alarm geschlagen hatte, begannen die Helfer mit der Reanimation. Diese wurde im Schockraum fortgesetzt, dem Mann konnte aber nicht mehr geholfen werden.

Die Geschäftsführerin des Tauernklinikums sprach von einem sehr bedauerlichen Vorfall. Man habe ihn zum Anlass genommen, um die Abläufe bei Notfällen zu überprüfen. Eine erste Prüfung habe ergeben, dass die vorgesehenen Prozesse grundsätzlich eingehalten worden seien. Die Richtlinie über Notfälle in unmittelbarer Nähe des Krankenhauses sei eine Standardrichtlinie, die es in jedem Krankenhaus gebe. Solche Richtlinien würden auch alle zwei bis drei Jahre geprüft und evaluiert werden.

Auch das Personal mache dieser Fall sehr betroffen, erklärte Göttl gegenüber dem ORF. "Wir haben sehr viele verantwortungsbewusste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wirklich sehr viel Herzblut und Engagement in ihre Arbeit legen. Und wenn so etwas passiert, sind diese Kolleginnen und Kollegen natürlich auch betroffen und jeder überlegt, ob er oder sie etwas anderes hätte tun sollen. Und genau hier muss man das Personal unterstützen und nicht gleich nach einem Schuldigen suchen. Vielmehr muss man sich fragen, was passiert ist, warum es passiert ist, und, was man beim nächsten Mal besser machen kann."

Video: Tote Notfallpatienten: Jetzt weitere Fälle bekannt

Zusammenfassung
  • Der Fall eines Patienten, der am 13. Oktober 2025 auf dem Besucherparkplatz des Tauernklinikums Zell am See einen Herzstillstand erlitten hat und gestorben ist, wird nun genau beleuchtet.