APA/Fritz Neumüller

Mutter erstochen: 32-Jähriger in Salzburg vor Gericht

Heute, 10:57 · Lesedauer 4 min

Am Landesgericht Salzburg hat am Mittwoch der Prozess gegen einen 32-jährigen Mann begonnen, der im Oktober 2024 in Adnet (Tennengau) seine 67-jährige Mutter durch massive Messerstiche und -schnitte in den Hals getötet haben soll. Weil er bei der Tat laut einem psychiatrischen Gutachten nicht zurechnungsfähig war, lautet die Anklage aber nicht auf Mord: Die Staatsanwaltschaft hat eine unbedingte und unbefristete Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum beantragt.

Der Mann hatte im Vorjahr am Abend des 22. Oktobers selbst den Notruf der Polizei gewählt und erzählt, zwei unbekannte und bewaffnete Räuber seien während des gemeinsamen Abendessens mit der Mutter in seine Wohnung eingedrungen und hätten Geld gefordert. Einer der beiden habe ihn mit einer Pistole bedroht, während der andere seine am Tisch sitzende Mutter ohne Vorwarnung mit dem herumliegenden Messer "abgestochen" hat. Es sei ihm aber gelungen, die Angreifer mit Pfefferspray zu vertreiben.

Für die Frau - sie lebte damals in Bayern und hatte ihren Sohn besucht - kam jede Hilfe zu spät. Ihr wurde der Kopf bei der unvermittelten Attacke fast vollständig vom Rumpf abgetrennt. Sie starb am enormen Blutverlust. Die Fahndung nach den vermeintlichen Tätern hatte einen Großeinsatz der Polizei samt Straßensperren mit Fahrzeugkontrollen zur Folge. Zwei Tage später nahmen die Ermittler aber den heute 32-Jährigen fest.

Die Ermittler hielten seine Version für nicht nachvollziehbar und auch mit der Spurenlage am Tatort unvereinbar. "Sie ist eindeutig durch Beweisergebnisse widerlegt", erklärte am Mittwoch auch die Staatsanwältin in ihrem Eröffnungsplädoyer. Der Beschuldigte bestritt die Vorwürfe bisher vehement - und blieb auch vor Gericht bei seiner Version von den unbekannten Mördern. Er habe auf einer Tankstelle gearbeitet und dort oft mit viel Geld hantiert. "Vielleicht hat das wer gesehen und wollte mir auflauern." Dass das Küchenmesser mit einer Klingenlänge von 21 Zentimetern - er hatte es erst kurz vor der Tat gekauft - in der Küche lag, sei ein "dramatischer Zufall" gewesen.

Laut einem neuropsychiatrischen Gutachten leidet der 32-Jährige an paranoider Schizophrenie. Laut Staatsanwältin ist es wahrscheinlich, dass er unter dem Einfluss seiner Erkrankung in absehbarer Zukunft weitere schwere Straftaten begeht. "Er ist nicht in der Lage, das Unrecht seiner Tat zu erkennen." Darum könne ihm ein Mord strafrechtlich nicht angelastet werden. Darum entscheiden die Geschworenen über eine unbefristete Einweisung. Beim nun vor Gericht abgespielten Notruf des Mannes vom Tatabend schien er verhältnismäßig gefasst.

Stimmen, Halluzinationen, Verfolgungswahn

Im Jänner 2022 befand er sich schon einmal für zwei Wochen stationär in psychiatrischer Behandlung. Den Ärzten in der Klinik erzählte er damals, dass er kommentierende und befehlende Stimmen höre und berichtete von Verfolgung und Halluzinationen - er sah etwa Skorpione am Boden. Eine Tatsache, die er nun vor Gericht zunächst verneinte und dann konsequent herunterzuspielen versuchte. Die Medikamente, die ihm damals zur Behandlung verschrieben worden sind, setzte er übrigens rasch wieder ab: "Weil es mir gut ging." Wie einige Zeugen vor der Polizei zu Protokoll gaben, soll der 32-Jährige nach der Trennung von seiner damaligen Freundin ein "bisschen komisch" gewesen sein.

Im Raum stand auch eine mögliche religiöse Komponente beim Krankheitsbild. So ließ sich der Salzburger vor nicht allzulanger Zeit taufen und mied, wie er selbst sagte, kurz einmal auch evangelische Verwandte wie seine Mutter. Im Müllsack vor dem Haus fanden die Ermittler sein weggeworfenes Taufbuch. Außerdem soll er sich vorgenommen haben, bis zu 200.000 Euro an die katholische Kirche zu spenden - obwohl er selbst seinen Lebensunterhalt kaum bestreiten konnte. "Haben Sie sich vielleicht von Dämonen verfolgt gefühlt und sich so Hilfe erhofft", fragte der Gerichtspsychiater - was der Beschuldigte jedoch verneinte.

Urteil am Mittwoch nicht sicher

Ob der Prozess am Mittwoch zu Ende geht, ist noch nicht klar. Neben den ersten Polizisten am Tatort dürften auch die Schwester, der Vater, Nachbarn und ein Freund des Beschuldigten geladen sein, genauso wie der Lebensgefährte der Verstorbenen. Auch drei Sachverständige sollen am Nachmittag ihre Ergebnisse präsentieren. Braucht es einen weiteren Verhandlungstag, wäre dieser für Donnerstag geplant.

Zusammenfassung
  • Am Landesgericht Salzburg hat am Mittwoch der Prozess gegen einen 32-jährigen Mann begonnen, der seine 67-jährige Mutter am 22. Oktober 2024 in Adnet durch massive Messerstiche und -schnitte getötet haben soll.
  • Da laut neuropsychiatrischem Gutachten eine paranoide Schizophrenie und Schuldunfähigkeit vorliegt, beantragt die Staatsanwaltschaft keine Mordanklage, sondern eine unbefristete Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum.
  • Die vom Beschuldigten behauptete Räubergeschichte wurde durch Ermittlungen und Beweislage widerlegt, und die Mutter starb noch am Tatort an den schweren Verletzungen.