Mordprozess zu in Koffer abgestellter Leiche am 5. September
Dem Angeklagten - einem österreichischen Staatsbürger ägyptischer Abstammung - wird vorgeworfen, das 59-jährige Opfer in eine eigens angemietete Wohnung gelockt, dort überwältigt und erdrosselt zu haben. Schulden in Höhe von insgesamt 15.000 Euro sollen das für die Tötung ausschlaggebende Motiv gewesen sein. Der Angeklagte und das Opfer hatten sich im Februar 2023 in einem Hotel in Döbling kennengelernt, wo der 28-Jährige als Rezeptionist arbeitete und der 59-Jährige als Dauergast eingemietet war. Die beiden freundeten sich an.
Im Juli 2024 wandte sich der 28-Jährige aufgrund seiner finanziellen Notlage Hilfe suchend an den 59-Jährigen, der ihm zunächst 10.000 Euro borgte. Eine Rückzahlung war bis Jahresende vereinbart. In weiterer Folge kam es zu zwei weiteren Geldübergaben, wobei der Rezeptionist dem 59-Jährigen vormachte, er benötige das Geld zum Bezahlen eines Detektivs bzw. zur Abwendung eines Exekutionsverfahrens.
Die Rückzahlung war dem 28-Jährigen laut Anklage jedoch nicht möglich, da er auch anderweitig offene Verbindlichkeiten hatte. Ende November bestand der 59-Jährige dann auf der Ausstellung eines Schuldscheins, nachdem er vom 28-Jährigen immer wieder vertröstet wurde, als er das Geld zur Sprache brachte.
Weil ihm das nicht möglich war, sah sich der Angeklagte "gezwungen, das Problem anderweitig zu lösen", heißt es in der Anklageschrift. Er mietete kurzzeitig eine Wohnung in der Humboldtgasse an, besorgte sich in einem Baumarkt Abfallsäcke, Kabelbinder und graues Gewebeband und lockte den 59-Jährigen am 26. Februar unter der Vorgabe eines amikalen Treffens in die Wohnung. Dort angelangt, soll er den Mann überwältigt, ihm eine Schlafmaske über die Augen gezogen, mit einem Geschirrtuch und einem Panzertape geknebelt und mit einem Kabelbinder erdrosselt haben.
Die Leiche verblieb dann zwei Tage in der Wohnung, weil der 28-Jährige laut Anklage unschlüssig war, wie er diese loswerden sollte. Am 28. Februar endete das Mietverhältnis für das Appartement, so dass sich der 28-Jährige schließlich einen Hartschalenkoffer besorgte. Laut Anklage "packte er die Leiche mit gebeugten Hüft- und Kniegelenken kopfüber in den Hartschalenkoffer, nachdem er den Körper zuvor teilweise mit schwarzen Müllsäcken bedeckt hatte".
Arbeiter sah menschlichen Fuß in nicht ganz verschlossenem Koffer
Den Koffer soll der 28-Jährige dann bei Müllcontainern in der Quellenstraße abgestellt haben, wo kurz vor 15.00 Uhr ein mit Entrümpelungsarbeiten beschäftigter Mann das Behältnis bemerkte. Im Zuge der Erhebungen des Landeskriminalamts konnte der 28-Jährige als dringend Tatverdächtiger ausgeforscht und am 7. März festgenommen werden. Im Fall einer Verurteilung drohen ihm nun zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft.
Zusammenfassung
- Am 5. September steht ein 28-jähriger Mann in Wien vor Gericht, weil er laut Anklage seinen 59-jährigen Bekannten wegen Schulden in Höhe von 15.000 Euro in eine Falle gelockt und erdrosselt haben soll.
- Die Leiche des Opfers wurde am 28. Februar 2025 in einem Hartschalenkoffer bei Müllcontainern in der Quellenstraße in Wien-Favoriten gefunden, nachdem ein Arbeiter einen menschlichen Fuß im nicht ganz verschlossenen Koffer bemerkte.
- Der mutmaßliche Täter wurde am 7. März festgenommen und muss im Falle einer Verurteilung mit einer Haftstrafe von zehn bis 20 Jahren oder lebenslanger Haft rechnen.