Maschinenperfusion bei Niere erstmals in Tirol angewendet
Mit der neuartigen Methode werden Organe nicht mehr gekühlt, sondern nun warm, durchblutet und damit auch länger aufbewahrt, hieß es von den Verantwortlichen. Oberärztin Annemarie Weißenbacher erläuterte, dass "die Organe an unserem Zentrum an ein Perfusionsgerät angeschlossen werden" und damit "derzeit zusätzlich sechs Stunden Zeitgewinn" zu erwarten seien. Das sei nicht zuletzt wichtig, weil aktuell "244 Patienten und Patientinnen in Innsbruck sowie 659 in ganz Österreich auf eine Nierentransplantation warten."
Klinikdirektor Stefan Schneeberger sah in der Maschinenperfusion nicht nur eine neue Konservierungstechnik, sondern "den Anfang einer neuen klinischen Behandlungsmethode". In naher Zukunft könnten technologische Fortschritte wie die gezielte Veränderung von genetischen Merkmalen, etwa Blutgruppen, vor der Transplantation die medizinischen Möglichkeiten revolutionieren. Innsbruck sei bereits heute ein internationales Vorzeigezentrum der Transplantationsmedizin und strebe an, sich als führende nationale Plattform für die Bewertung und Einstufung von Organen zu etablieren, betonte Schneeberger.
"Etwa 20 Prozent der entnommenen Nieren werden derzeit nicht transplantiert", berichtete er von Problemen, die etwa nach der Entnahme bei Organen auftreten. Schneeberger ortete beim Einsatz der Maschinenperfusion großes Potenzial: "Durch präzisere Behandlungen und Bewertungen könnten wir mehr Organe für Transplantationen nutzen und gleichzeitig die Konservierungszeiten verlängern - ähnlich wie bei der Leber, bei der wir inzwischen bis zu 24 Stunden gewinnen."
2,6 Jahre Wartezeit auf Spenderniere
Der Klinikdirektor zeigte sich jedenfalls mit der durchschnittlichen Wartezeit für eine Nierentransplantation in Innsbruck zufrieden, die aktuell rund 2,6 Jahre betrage. "In Deutschland wartet man im Durchschnitt zehn Jahre, in den USA rund sieben Jahre", berichtete er. Dennoch bereite ihm die rückläufige Spendenbereitschaft Sorgen. "Wir erleben derzeit ein Tief - der Westen Österreichs spendet zwar traditionell mehr, aber es gibt starke saisonale Schwankungen", so Schneeberger. Die Bedeutung technologischer Innovationen steige daher weiter - nicht zuletzt, um die knappen Ressourcen effizienter nutzen zu können.
"Die hervorragende Arbeit, die unser Transplantationszentrum hier in Tirol leistet, ist nur dank der guten Ausbildung möglich, die unsere Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegepersonal aufweisen", betonte indes Tirols Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP). Sie wies in Anbetracht der über 5.000 transplantierten Nieren in Innsbrucks Klinik darauf hin, dass die tirol kliniken nicht nur zahlenmäßig das führende Transplantationszentrum Österreichs sind. Tirol sei auch einer der wenigen Standorte, "an dem das gesamte Spektrum der Organtransplantation abgedeckt" werde. Auch deshalb unterstütze das Land diesen Forschungsbereich mit rund 118.000 Euro.
Zusammenfassung
- Die Innsbrucker Universitätsklinik hat als erste im deutschsprachigen Raum die Maschinenperfusion für Nieren erfolgreich angewendet, was die Konservierungszeit der Organe durch warme Durchblutung verlängert.
- Aktuell warten 244 Patienten in Innsbruck und 659 in ganz Österreich auf eine Nierentransplantation, wobei die durchschnittliche Wartezeit in Innsbruck 2,6 Jahre beträgt.
- Tirols Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele lobte die Arbeit des Transplantationszentrums, das mit 118.000 Euro unterstützt wird, während etwa 20 Prozent der entnommenen Nieren nicht transplantiert werden.