APA/APA (dpa)/Rolf Vennenbernd

Leid statt Liebe: Standesbeamtin lieferte Bräutigam der Schubhaft aus

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Ein Bräutigam wurde im niederösterreichischen Vösendorf während der Trauungszeremonie festgenommen. Die Standesbeamtin hatte der Polizei die Tür geöffnet, der Bräutigam wurde in Schubhaft genommen.

Im niederösterreichischen Vösendorf wollten Hazma (26) und Gundula (40) heiraten. Das Problem? Hamza ist Kurde - er steht nun vor der Abschiebung in die Türkei. 1,5 Jahre waren die beiden zusammen - am Samstag wollten sie im Schloss Vösendorf heiraten.

Hätte er seine Unterschrift auf die Heiratsurkunde gesetzt, wäre sein Aufenthalt in Österreich wahrscheinlich möglich gewesen. Nun muss er das Land verlassen. Die Standesbeamtin verließ plötzlich den Raum, berichtet der "Kurier". Sie kam mit "zehn, zwölf Männern" zurück, wird Gundula zitiert. 

Der hoffnugnsvolle Ehemann, Hazma, wurde vom Bundesamt für Fremden- und Asylwesen verhaftet und befindet sich nun in Schubhaft. Das BFA stellte fest, dass dem 26-Jährigen bewusst sein müsse, dass seine Eheschließung an dem unsicheren Aufenthaltsstatus nichts ändere.

"Vor jeder Abschiebung werden seitens des BFA alle relevanten Aspekte im Privat- und Familienleben im Zuge einer amtswegigen Refoulementprüfung in jedem Einzelfall nochmals genau geprüft", wurde in einer schriftlichen Stellungnahme weiters festgehalten. Somit werde "sichergestellt, dass eine eventuelle Änderung im Privat- und Familienleben berücksichtigt wird". Betont wurde zudem, "dass keine gesetzliche Bestimmung besteht, die eine Festnahme am Standesamt unzulässig macht".

"Sadistisch" und "barbarisch" 

Laut "Kurier" musste die Frau dann ins Krankenhaus gebracht werden. Sie fände das Vorgehen "sadistisch". Die 40-Jährige versteht nicht, warum die Beamten nicht vorher gekommen seien – denn man hätte gewusst, wo das Paar lebt. 

Hamza kam laut "Kurier" 2022 nach Österreich, um dem Militärdienst in der Türkei entgehen. Zehn Tage vor der Hochzeit erhielt er die Ablehnung des Antrags.

Rechtsanwalt Gregor Klammer erklärt gegenüber der Presse, dass auch er das Vorgehen der Polizei "barbarisch" findet. Er will sich für den Verbleib des 26-Jährigen in Österreich einsetzen.

ribbon Zusammenfassung
  • So opferte die Standesbeamtin die Liebe der Staatsgewalt.
  • Die Standesbeamtin öffnete der Polizei die Tür, der Bräutigam wurde in Schubhaft genommen.
  • Die Fremdenpolizei rechtfertigt ihr Vorgehen.