Vedran Pilipović

Lehrerin schreibt Erkurt-Kolumne in gebrochenes Deutsch um

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Eine Lehrerin soll absichtlich Fehler, die an das gebrochene Deutsch von Migrant:innen erinnern, in die Kolumne der Journalistin Melisa Erkurt eingebaut haben. Die veränderte Kolumne soll sie dann mit ihrer Klasse besprochen haben - als Negativ-Beispiel. Die Entrüstung darüber ist groß.

"Ich muss etwas erzählen, das mich nicht loslässt", schreibt die Wiener Journalistin und Autorin Melisa Erkurt auf Twitter. "Eine Schülerin schrieb mir, dass sie in Deutsch meine Kolumne besprochen hätten, als Beispiel, wie die Textsorte Kommentar NICHT sein sollte." Es stellte sich heraus: Die Lehrerin besserte gemeinsam mit ihrer Klasse Fehler in Erkurts Falter-Kolumne aus, die sie zuvor selbst eingebaut hatte -  ohne ihrer Klasse über die Veränderung Bescheid zu geben.

"Ihre Fehler waren angelehnt an gebrochenes Deutsch von Migrant:innen: fehlende Präpositionen, falsche Fälle", so Erkurt weiter. "Ich bekomme ja oft Bösartiges ab, aber so etwas ekelt mich auf einer ganz anderen Dimension an. Eine Pädagogin, die in einer Klasse voller Migrant:innen unterrichtet."

Die Entrüstung über den Vorfall ist groß. Viele raten der Journalistin zur Direktion zu gehen oder den Fall zu melden. Erkurt möchte jedoch die Schülerin nicht gefährden. Im schlimmsten Falle könne das Melden einen solchen Falles auf die Schülerin zurückfallen, erklärt sie. "Ich möchte niemanden demotivierten, so etwas zu melden, aber dafür sollte man sich die Schulleitung ganz genau ansehen." Sie wisse von "viel eindeutiger diskriminierenden Fällen, bei denen es keine Konsequenzen gab, außer für die, die es gemeldet haben". 

Diskriminierung bleibt meistens folgenlos

Inzwischen hat sich der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer eingeschalten. Er erklärt auf Twitter, dass sich eine Kollegin von der Bildungsdirektion mit Melisa Erkurt in Verbindung setzen werde. "Gleichzeitig ist für uns klar: Diskriminierung darf keinen Platz in Schulen haben", betont er.

Dass es wirklich Konsequenzen geben wird, ist unwahrscheinlich. Laut der Initiative für ein diskriminierungsfreies Bildungswesen (IDB) bleibt Diskriminierung an Schulen und Universitäten meist folgenlos für Täter:innen. 

ribbon Zusammenfassung
  • Eine Lehrerin soll absichtlich Fehler, die an das gebrochene Deutsch von Migrant:innen erinnern, in die Kolumne der Journalistin Melisa Erkurt gebaut haben.
  • Die veränderte Kolumne besprach sie dann mit ihrer Klasse - als Negativ-Beispiel für einen solchen Text.
  • Die Entrüstung darüber ist groß.

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