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Lehramt-Studentin: Zu lang, zu viel Theorie, zu wenig Praxis

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Die Lehrerausbildung in Österreich ist angesichts des Mangels an Pädagog:innen in aller Munde. Eine angehende Volksschullehrerin erzählt zum Weltlehrertag im PULS 24 Interview über ihr derzeitiges Studium - und was sie daran ändern würde.

Über 37.000 Studierende sind derzeit für ein Lehramt-Studium an einer österreichischen Hochschule eingeschrieben. In den kommenden Jahren sollen sie als Pädagog:innen an Ober- und Unterstufen unterrichten und werden - angesichts des Lehrermangels in Österreichs Schulen - dringend benötigt. Keine einfache Situation für Berufseinsteiger, wie eine angehende Volksschullehrerin der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich PULS 24 erzählt. 

Hauptberuflich Studentin, nebenberuflich Lehrerin. Eine Kombination, über die mehr als die Hälfte der Lehramt-Studierenden in Österreich ein Lied singen können. Auch eine 24-jährige Studentin aus dem Bezirk Melk, die derzeit in Niederösterreich unterrichtet und in Linz studiert. "Ich glaube, drei Viertel meiner Kommiliton:innen arbeiten bereits an einer Schule und übernehmen teilweise ganze Klassen", erklärt sie. Dies sei eine große Herausforderung.

Hintergrund dafür, dass viele Studierende während der Ausbildung in Schulen unterrichten müssen, ist der viel diskutierte Lehrermangel. Um Lücken zu kompensieren, werden Quereinsteiger und Student:innen eingesetzt.

Ausbildung zu lange

Zuletzt schlägt Bildungsminister Martin Polaschek eine weitere Maßnahme vor, um dem Engpasse entgegenzuarbeiten: Eine Verkürzung der Ausbildung. Für die Linzer Studentin kein schlechter Ansatz: "Gerade wo der Lehrermangel so diskutiert wird, kann ich nicht nachvollziehen, dass das Studium so lange dauert".

Vier Jahre lange dauert das Bachelorstudium, ein bis zwei Jahre das Masterstudium für die Ausbildung als Lehrerin. "Ich hätte nach drei Jahren genau das gleiche Wissen, wie nach den fünf Jahren jetzt", meint sie. 

Viel Theorie, wenig Praxis

Abgesehen von der Länge des Studiums, sieht die 24-Jährige gerade im Aufbau viel Verbesserungspotenzial. "Ich finde, das Studium ist zu theoretisch. Einige Fächer sind schon praxisnah, aber der Großteil bereitet nicht auf den Alltag als Lehrerin vor", sagt sie. Viele der Lehrveranstaltungen würden sich wie "Lückenfüller" anfühlen.

"Ich dachte, ich kann nach der Ausbildung schon viel für die Praxis mitnehmen, aber nach fünf Jahren startet man quasi bei null", stellte sie fest. 

Lehrermangel "beunruhigend"

Auch in ihrem "Nebenberuf" als Lehrerin gäbe es noch viel Luft nach oben. Dadurch, dass es an Pädagog:innen mangelt, gäbe es im Krankheitsfall keine Vertretung. Man müsse dann für die Kolleg:innen supplieren, würde die Überstunden aber nur bedingt bezahlt bekommen. "Das ist natürlich schon beunruhigend", sagt sie. 

Obwohl man an der ein oder anderen Stellschraube noch drehen könnte, bereue sie die Berufswahl nicht. "Ich hatte selbst eine sehr schöne Schulzeit und meine Volksschullehrerin war mir ein Vorbild. Genau das möchte ich auch für meine zukünftigen Schülerinnen und Schüler sein", erzählt die Studentin. 

ribbon Zusammenfassung
  • Die Lehrerausbildung in Österreich ist angesichts des Mangels an Pädagog:innen in aller Munde.
  • Eine angehende Volksschullehrerin erzählt zum Weltlehrertag im PULS 24-Interview über ihr derzeitiges Studium - und was sie daran ändern würde.
  • Die Linzer Studentin ist derzeit in Ausbildung, unterrichtet nebenberuflich aber bereits.
  • Für sie ist das Studium zu lange, sie hätte "nach drei Jahren Studium das gleiche Wissen".
  • Außerdem sei das Studium zu wenig "praxisnah" und der Lehrermangel würde sie "beunruhigen".

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